Heft 2 - Sauerländer Heimatbund e.V.
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SAUERLAND NR. 2/2010 61<br />
Kaiser Friedrich der Reichsacht verfallen,<br />
und er verlor daraufhin die Reichslehen.<br />
Das anschließend geschaffene<br />
Herzogtum Westfalen fiel dem Erzbischof<br />
von Köln zu.<br />
Der zu Corvey gehörende Eresberg<br />
ragte daraufhin wie eine Insel aus dem<br />
Kölner Gebiet heraus.<br />
Doch schon 1198 stellte sich Corvey<br />
unter den Schutz des Kölner Erzbischofs<br />
und 1230 einigten sich Corvey und<br />
Köln, und Obermarsberg gehörte gegen<br />
Bezahlung zur Hälfte zu Köln. 1507 erlangte<br />
Köln die Herrschaft über ganz<br />
Obermarsberg mit Ausnahme des Benediktinerstiftes.<br />
Um das Jahre 1220 zogen viele Bürger<br />
Horhusens (Niedermarsberg), dazu<br />
gehörten auch vor allem die wohlhabenden<br />
Handelsleute, auf den sicheren Berg.<br />
Für die Bürger waren die häufigen<br />
Überschwemmungen von Diemel und<br />
Glinde und das aufkommenden Raubrittertum<br />
Gründe für den Umzug, aber<br />
auch Corvey und Köln scheinen in ihren<br />
Interessen nichts gegen eine Umsiedlung<br />
gehabt zu haben, möglicherweise<br />
haben sie sie forciert.<br />
Gleichzeitig bauten die Bürger die<br />
Stadtmauern und Türme aus und errichteten,<br />
da sie sich der Jurisdiktion des Pa-<br />
derborner Bischofs entzogen hatten, die<br />
Nikolaikirche mit einem Sitz für den Archidiakon<br />
des Bischofs von Paderborn.<br />
Sie begannen den Bau der Kirche aus<br />
der Zeit heraus im Übergangsstil und<br />
bauten sie in die Gotik hinein. Einmalig<br />
in ihrem Erhalt, in ihrem klar zu erkennenden<br />
Verlauf und in ihrer feinen Ornamentik<br />
ist sie heute unter dem Namen<br />
„Nikolaikirche, eine Perle der Frühgotik“<br />
weithin bekannt.<br />
Die auf den Berg gezogenen Bürger<br />
von Horhusen bildeten mit den bisherigen<br />
Bewohnern der Eresburg eine<br />
Stadtgemeinde mit dem Namen Mons<br />
Martis oder Mersburg. Sie wählten sich<br />
einen Magistrat aus 12 Mitgliedern,<br />
Consules genannt, und aus diesen einen<br />
Bürgermeister oder Proconsul. 8)<br />
Die Bürger konnten nun unbeeinträchtigt<br />
ihren Gewerben nachgehen<br />
und sich dem weiteren Ausbau ihrer<br />
Kommune widmen.<br />
Die Kaufleute beteiligten sich im 14.<br />
und 15. Jahrhundert auch am Fernhandel.<br />
Als die Gefahren für Fernhändler<br />
wuchsen, schlossen sich die Städte<br />
zusammen und gründeten die Städtehanse.<br />
Dabei konnten sie auf die Erfahrungen<br />
mit den verschiedenen Landfriedensbündnissen<br />
im 13. und 14. Jahrhundert<br />
zurückgreifen. Für das 15. Jahr-<br />
hundert sind Hansekaufleute aus Attendorn,<br />
Menden, Marsberg und Rüthen in<br />
Flandern und Brabant nachgewiesen. 9)<br />
Zu den bedeutendsten Ausfuhrartikeln<br />
müssen Textil- und Metallwaren<br />
gehört haben.<br />
Besonders begehrt waren wohl die<br />
Produkte der Marsberger Panzerschmiede.<br />
Die Ursprünge dieses Handwerks<br />
reichen bis in das 12. Jahrhundert<br />
zurück. In großem Umfang wurde dieses<br />
Handwerk auf dem Berg ausgeübt.<br />
Rüststrümpfe, Panzerhemden für Ritter,<br />
Reisige und Knappen wurden hergestellt.<br />
Später waren die in den Hammerwerken<br />
an Diemel und Glinde hergestellten<br />
Geschütze und Kanonenkugeln<br />
gefragt. 10)<br />
Reformationszeit<br />
Das 16. Jahrhundert war geprägt von<br />
tiefen gesellschaftlichen und religiösen<br />
Umwandlungsprozessen. Ein Grund mit<br />
war die zunehmende Bedeutung der<br />
Städte.<br />
In Marsberg scheint schon in den<br />
vierziger Jahren die Reformation Einzug<br />
gehalten zu haben. Die schwierigen politischen<br />
und kirchlichen Verhältnisse<br />
kamen in dieser Zeit den neuen Ideen<br />
sehr entgegen.<br />
Stadtmauer Südportal der Nikolaikirche