Zeitschrift für Rohstoffgewinnung, Energie, Umwelt - RDB eV
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4 Braunkohlen-Forschungsinstitut seit 1924 5 Tiefbohrungen<br />
bruch überzeugen, der folgend Dresdner<br />
Schloss und Oper im Gaslicht erstrahlen<br />
ließ. Bald darauf schossen die städtischen<br />
Gasanstalten in Deutschland und Europa<br />
wie „start up‘s“ aus dem Boden, die neben<br />
dem Gaslicht auch die umweltfreundliche<br />
Gaswärme in Küchen, Stuben, und<br />
Werkstätten anboten. Die „Gasifizierung“<br />
war in der Mitte des 19. Jahrhunderts bereits<br />
Stand der Technik. Sie ermöglichte<br />
auch den dann folgenden industriellen<br />
Aufschwung in der 2. Jahrhunderthälfte,<br />
als sich Leuchtgas – nun mehr als Kokerei-<br />
oder Stadtgas bezeichnet – zum<br />
technologischen „Werkzeug“ in der Montanindustrie<br />
(Hüttenwerke), Metallurgie<br />
und Chemieindustrie entwickelte. Hierbei<br />
gingen die bekannten Steinkohlenreviere<br />
Rhein-Ruhr, Saar und Oberschlesien<br />
voran.<br />
Im 20. Jahrhundert unterbrach der<br />
1. Weltkrieg diese Entwicklung der Gaswirtschaft<br />
nur kurzzeitig. Erstaunlicherweise,<br />
auch doch wieder verständlich, denn<br />
Not macht erfinderisch, bricht Verkrustungen<br />
und lässt neu improvisieren. Die städtischen<br />
Gaswerke und die industriellen<br />
Kokereien waren isolierte Gasinseln. Warum<br />
diese nicht verbinden, zentralisieren,<br />
damit rationalisieren. Die bald nach 1920<br />
entstandene Ruhrgas AG war und ist einer<br />
der Vorläufer von Gas-Transport und -Verteilungsunternehmen.<br />
Die Gasversorgung<br />
aller über Gasleitungen aus Zentren bildet<br />
sich aus; Stadtgas wird nun auch als Ferngas<br />
bezeichnet.<br />
Die Gasversorgung<br />
Die zeitweise Besetzung des Ruhrgebietes<br />
und die bleibende Teilung Oberschlesiens<br />
verkleinern die deutsche<br />
Steinkohlenbasis. Am Niederrhein und in<br />
Mitteldeutschland gibt es aber Braunkohle,<br />
deren Vergasung technisch entwickelbar<br />
ist. So bildet sich bereits 1918 das<br />
Braunkohlen-Forschungsinstitut (BrauFi)<br />
in Deutschland, das 1924 sein Institutsgebäude<br />
in Freiberg in Sachsen bezieht<br />
(Bild 4).<br />
Bedeutenderweise lässt es sich bei<br />
(nicht in) der Bergakademie nieder und<br />
bleibt organisatorisch der <strong>Energie</strong>-Kohlen-Wirtschaft<br />
eingeordnet, die wissenschaftliche<br />
Kompetenz der öffentlichen<br />
Bergakademie natürlich nutzend. Rasant<br />
entwickelt sich die Carbochemie in Mitteldeutschland<br />
mit Kohlenveredelung,<br />
Kohlenverflüssigung (Leuna-Benzin, 1944<br />
ca. 4 Mio. t) und Kohlenvergasung. Das<br />
Chemiedreieck Leipzig/Halle – Leuna –<br />
Bitterfeld ist 1936 die weltweit höchstentwickelte<br />
Industrieregion, allerdings ohne<br />
die ökologischen Folgen in dieser Zeit zu<br />
kompensieren.<br />
6 Gas-Verbundleitungen der VNG im Osten Deutschland 1990<br />
<strong>Energie</strong>technik<br />
Die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
erwecken, noch zart, die Erdgastechnik,<br />
die in der 2. Jahrhunderthälfte die<br />
Stadtgastechnik, weil energiereicher und<br />
wirtschaftlicher, ablösen wird. Tiefbohrungen<br />
auf Erdöl fördern auch Erdgas mit,<br />
das im Erdöl gelöst ist, oder sie werden<br />
gas – statt ölfündig. In Niedersachsen und<br />
Thüringen entstehen die ersten Erdgasförder-<br />
und -versorgungs-Unternehmen<br />
(Bild 5).<br />
Der Verbund<br />
Aus der „Freiberger Lampadius-Sicht“<br />
geht nach dem 2. Weltkrieg im Osten<br />
Deutschlands die Carbochemie/Braunkohlenveredlung<br />
verstärkt weiter. Auf dem<br />
Gebiet der ehemaligen DDR gibt es große<br />
bergbau 10/2012 447