28.01.2013 Aufrufe

1 Der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist die ... - Adveniat

1 Der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist die ... - Adveniat

1 Der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist die ... - Adveniat

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bande<br />

sierung von Kindern und Erwachsenen<br />

scher (Hupsy)*<br />

Kordel-Literatur im Unterricht<br />

Neben <strong>die</strong> zahlreichen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen<br />

Werke über Literatura de Cordel, neben <strong>die</strong> fast<br />

ungezählten Anthologien und sonstigen Sammelbände <strong>ist</strong> vor<br />

zwei Jahren ein neues Standardwerk getreten, das sich mit der<br />

Literatura de Cordel als Hilfsmittel in der Erziehung befasst:<br />

Es <strong>ist</strong> Arievaldo Viana Limas „Acorda Cordel na Sala de Aula.<br />

A Literatura Popular como ferramenta auxiliar na Educação“,<br />

Tupynanquim Editora, Fortaleza März 2006.<br />

Das Buch soll hier ausführlich vorgestellt werden, ganz besonders,<br />

weil sich in <strong>die</strong>sem Jahr am 4. März zum neunzigsten<br />

Mal der Todestag von Leandro Gomes de Barros jährt,<br />

den Arievaldo Viana zu Recht als Vater der Kordel-Literatur<br />

bezeichnet. Leandro Gomes de Barros wurde am 19. November<br />

1865 im Munizip Pombal/Paraíba auf einer Fazenda<br />

geboren. Er starb in Recife an den Folgen der verheerenden<br />

spanischen Grippe. Das Buch von Arievaldo Viana Lima <strong>ist</strong><br />

in 22 Kapitel gegliedert, <strong>die</strong> Kapitel „Anhang“ (Herkunft der<br />

Kordel-Literatur) und „Fragebögen“ haben wohl irrtümlich<br />

<strong>die</strong>selbe Ordnungszahl 20.<br />

Vianas Buch soll Freude am Lesen, am Zuhören, am Analysieren<br />

und dann wohl auch am nächsten Schritt, selber Verse zu<br />

schaffen, machen. Es <strong>ist</strong> bis auf den Umschlag schwarz-weiß<br />

gehalten und reich illustriert. Hier boten sich besonders <strong>die</strong><br />

traditionellen Holzschnitte an, mit denen <strong>die</strong> Umschläge der<br />

Heftchen versehen wurden. Auch als Fotografi en ihren Eingang<br />

auf <strong>die</strong> Titelseiten fanden, besonders bei den „Romances“,<br />

konnten <strong>die</strong> Holzschnitte nicht verdrängt werden. Oft genug<br />

sind <strong>die</strong> Autoren der Verse auch ihre Sänger, ihre Setzer,<br />

Drucker und Holzschneider, wie z.B. Stênio Deniz, der auch<br />

den Lesern <strong><strong>die</strong>ser</strong> Zeitschrift bekannt sein sollte (siehe BN<br />

128/2003: Puppen erzählen vom alten und neuen Brasilien).<br />

Die Einleitung, wie könnte es anders sein, <strong>ist</strong> selbst als Cordel<br />

in Versform abgefasst und zeigt schon, dass in der Kordelliteratur<br />

Eigenheiten der Sprache des Volkes wichtige Elemente<br />

sind. Diese Einleitung verdeutlicht, dass mit <strong><strong>die</strong>ser</strong> Literaturform<br />

durchaus komplexe Zusammenhänge ausgedrückt<br />

werden können. Beeindruckend <strong>ist</strong> das Eingeständnis des<br />

Autors im fünften Kapitel, dass er von seiner Großmutter Alzira<br />

de Sousa Lima mit Hilfe von Kordelliteratur alphabetisiert<br />

wurde. Hier wird nicht nur <strong>die</strong> Wärme der Einbindung in eine<br />

Familienkultur deutlich, sondern auch eine solche Einbindung<br />

in eine Regionalkultur.<br />

50 Titel empfi ehlt Viana in einem weiteren Kapitel in einer L<strong>ist</strong>e.<br />

Man kann über seine Auswahlkriterien streiten. Auf jeden<br />

Fall sind in ihr zahlreiche Klassiker aus den verschiedensten<br />

Kategorien der Literaturgattung vertreten, <strong>die</strong> einen guten<br />

Kultur<br />

Zugang zu ihr gestatten. Es folgen kurze Auszüge aus Cordéis<br />

verschiedener Kategorien und der komplette Abdruck von<br />

Leandro Gomes de Barros‘ „Uma Viagem ao Céu“ (Eine Reise<br />

in den Himmel). Die Erfahrungen des Poeten Manoel Monteiro<br />

mit Kordelliteratur in den Schulen von Campina Grande zeigen,<br />

dass an verschiedenen Stellen über <strong>die</strong> Nutzung <strong><strong>die</strong>ser</strong><br />

Literatur im Unterricht nicht nur nachgedacht wurde und wird,<br />

sondern dass sie auch zum tatsächlichen Einsatz kommt.<br />

Die Geschichte der Kordelliteratur, ihre Technik einschließlich<br />

der Darstellung der Reimformen und der Gitarre als Begleitinstrument<br />

und der Aufbau eines Heftes schließen sich an.<br />

Hiermit sind wichtige Hilfsmittel zur Analyse und zum Verständnis<br />

gegeben. Es folgen Hinweise auf den Unterricht mit<br />

den Texten: kollektive Lektüre, Textinterpretation, spielerische<br />

Annäherung und Diskussion bis hin zum Erstellen eines<br />

eigenen Textes durch <strong>die</strong> Gruppe oder Klasse.<br />

Verschiedene große Poeten des Cordel werden vorgestellt.<br />

Viana versammelt in seinem Buch Beiträge diverser Autoren<br />

und Autorinnen zu den unterschiedlichsten Themen. Er<br />

selbst stellt sich in einem eigenen Kapitel vor. Viana wurde<br />

1967 in Quixeramobim im Bundesland Ceará geboren und<br />

zog 1980 mit seiner Familie in den Wallfahrtsort Canindé im<br />

selben Bundesland, der ein wichtiges Zentrum brasilianischer<br />

Volkskultur <strong>ist</strong>. Hier verfasste er <strong>die</strong> ersten eigenen Cordéis.<br />

Bis heute sind es über 70, unter ihnen „Brasil: 500 anos de<br />

res<strong>ist</strong>ência popular“ (Brasilien: 500 Jahre Volkswiderstand),<br />

ein Heft, das mit einer Aufl age von mehr als 12.000 Exemplaren<br />

zu den am weitesten verbreiteten Brasiliens zählt. Im<br />

Jahre 2000 wurde er in <strong>die</strong> Academia Brasileira de Literatura<br />

de Cordel gewählt, wo er den Sitz Nr. 40 „João Melchíades<br />

Ferreira“ einnimmt.<br />

Vianas Buch bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich der<br />

traditionellen und immer noch modernen Literaturform des<br />

Cordel zu nähern. Es <strong>ist</strong> als Schulbuch gedacht und kann und<br />

will daher wissenschaftliche Untersuchungen nicht ersetzen. Es<br />

muss sich auch in seinen Darstellungen beschränken. So fehlen<br />

Hinweise auf den Cordel im Untergrund, vor allem während der<br />

Hochphase der Militärdiktatur, als z. B. zum Landarbeiteraufstand<br />

in Japuara im Munizip Canindé in Ceará ein Cordel als<br />

Schreibmaschinentext mit wenigen Durchschlägen erschien,<br />

<strong>die</strong> dann von Hand zu Hand kursierten und abgeschrieben oder<br />

aber bis zur Unleserlichkeit kopiert wurden. Ganz klar, dass<br />

auch <strong>die</strong> Hinweise auf derb erotische oder gar pornografi sche<br />

Texte der Kordelliteratur nichts in einem Schulbuch zu suchen<br />

haben, <strong>die</strong> es eben wie in jeder anderen Gattung gibt. Dafür<br />

gibt es andere Werke. Diesem von Arievaldo Viana Lima hier<br />

gebührt Lob und weite Verbreitung.<br />

*<strong>Der</strong> Autor übertrug den Cordel „Declaração Universal dos Direitos<br />

Humanos“ (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte)<br />

von Pe. Jocy Rodrigues ins Deutsche. ■<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!