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1 mut! – Mädchen und Technik - Akzente Salzburg

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MUt!IG IN dIE zUkUNFt<br />

MARtINA BeRtHolD: Nun die Frage an Astrid Jakob zum Thema Technischer Werkunterricht in Österreich.<br />

Astrid Jakob: Ja, das positionspapier von <strong>mut</strong>! zum Werkunterricht in Österreich, nicht nur zum technischen (aber den<br />

Schwerpunkt hat es natürlich auf dem technischen Werkunterricht), beinhaltet im Wesentlichen zwei Punkte, nämlich der<br />

erste Punkt beschäftigt sich mit dem Technischen Werken an sich, dass wir es für wichtig halten, dass dieses Fach eine Aufwertung<br />

erfährt, der Werkunterricht an sich eine Aufwertung erfährt, weil das ein handlungsorientiertes Fach ist, was in<br />

der Schule ansonsten nur mehr sehr wenig bis gar nicht vorkommt, <strong>und</strong> es ist ein Fach, das in der Pflichtschule stattfindet,<br />

das bedeutet, <strong>Mädchen</strong> werden, also können, in dieser Zeit auch an diesem Fach teilnehmen <strong>und</strong> werden mit technischen<br />

Inhalten konfrontiert. Das große Problem, das wir in der Sek<strong>und</strong>arstufe haben, ist diese Entscheidungsmöglichkeit, oder<br />

dieser ‚Entscheidungszwang‘, d.h. man muss sich entscheiden, <strong>und</strong> das Positionspapier von <strong>mut</strong>! weist noch einmal ganz<br />

klar darauf hin, dass sozusagen die Tatsache, dass man sich zwischen Textilem <strong>und</strong> Technischem Werken entscheiden muss<br />

oder kann, keine Lösung ist, wenn man <strong>Mädchen</strong> verstärkt in den technischen Bereich bringen möchte. Es geht immer in<br />

die Richtung rollenkonformes Verhalten, <strong>und</strong> es ist keine Lösung, hier eine Entscheidungsfreiheit zu stellen, das ist eigentlich<br />

der wesentliche Punkt.<br />

MARtINA BeRtHolD: Nun werde ich zuerst Herrn ministerialrat mag. Augustin<br />

Kern vorstellen <strong>und</strong> Sie dann ersuchen, ganz langsam aufzustehen … Herr Mag. Kern<br />

ist stellvertretender Sektionsleiter der Sektion I, Allgemeinbildendes Schulwesen, Bildungsplanung,<br />

Internationale Angelegenheiten, Pädagogische Hochschulen des Bildungsministeriums,<br />

mit dem Schwerpunkt auch Lehrplanentwicklung, Schulentwicklung,<br />

Bildungsstandards, Schnittstelle Schule-Wirtschaft. Er ist Mitglied der Nationalen<br />

Steuerungsgruppe zum Nationalen Qualifikationsrahmen. 93<strong>–</strong>96 war er am Zentrum<br />

für Schulentwicklung Wien <strong>und</strong> zwei Jahre auch in der Geschäftsführung <strong>und</strong> seit 1996<br />

in der Sektion eben allgemeinbildendes Schulwesen des Unterrichtsministeriums. Herr<br />

Mag. Kern, darf ich Sie herausbitten zu uns? Und ich stelle Ihnen jetzt auch gleich die<br />

Einstiegsfrage: 2006 standen vier Jahre <strong>mut</strong>! unter dem Titel ‚<strong>mut</strong>! hinterlässt Spuren‘.<br />

Welche spuren hinterlässt <strong>mut</strong>! bei Ihnen bzw. in Ihrer Arbeit im B<strong>und</strong>esministerium, was dürfen wir erwarten?<br />

Augustin Kern: Jetzt bin ich ein bisschen überrascht, ich habe mich eingestellt auf die Frage, ob ich mit Matador <strong>und</strong> Lego<br />

Technic gespielt habe …<br />

MARtINA BeRtHolD: Haben Sie gestrickt?<br />

Augustin Kern: Das weiß ich nicht, aber ich habe bewussterweise Matador in die Hand genommen, wie ich mit meiner<br />

Tochter das gebaut <strong>und</strong> gespielt habe, vor ungefähr neun, zehn Jahren. Ob ich‘s als Junge gemacht habe, weiß ich nicht<br />

mehr, das liegt schon lange zurück. Welche Spuren hat <strong>mut</strong>! hinterlassen seit 2006 ... Also ich muss gestehen, ich habe<br />

immer wieder gehört <strong>und</strong> Informationen bekommen, ich habe gewusst, dass es <strong>mut</strong>! gibt, ich muss Ihnen sagen, dass mich<br />

die heutige präsentation <strong>–</strong> <strong>und</strong> da bedauere ich jetzt ein bisschen, dass es die Abschlussveranstaltung dieses Programmes<br />

ist <strong>–</strong> sehr beeindruckt hat. Ich nehme den Eindruck mit, dass das wirklich ein sehr dichtes, ertragreiches projektprogramm<br />

gewesen ist, von dem ich leider, gesteh ich ein, zu wenige Informationen mir geholt habe <strong>und</strong> Notiz genommen<br />

habe, ich bin sehr froh, dass es ein paar Brücken gibt, ein paar Andockstellen, das ist die Person der Frau Gschwandtner,<br />

die in einer Arbeitsgruppe, mit der ich auch zu tun habe, dabei ist, das ist in Person der Frau Langenecker, die in der AG<br />

Ausbau der Berufsorientierung mitarbeitet. Ich hätt‘ schon fast einen Höhenflug gemacht <strong>und</strong> habe mir gedacht, wir haben<br />

vielleicht da zu wenig Aspekte einer gendersensiblen Berufsorientierung eingearbeitet, sie hat mir aber jetzt in der Pause<br />

gesagt, nein nein, sie ist durchaus zufrieden mit dem, was wir da alles drinnen haben, da bin ich sehr beruhigt gewesen.<br />

Ich nehme Mut mit … wir haben in unserer R<strong>und</strong>e festgestellt, dass sehr viele paradoxale Anforderungen der Bildungspolitik<br />

an uns alle gibt, sei es im Ministerium, sei es außerhalb des Ministeriums, <strong>und</strong> ob uns das nicht ein bisschen ent<strong>mut</strong>igt,<br />

aber irgendwie war der Tenor: nein, das lassen wir nicht zu. Und sowohl dieses Projekt als auch unser persönlicher<br />

Mut sollten ausreichen, dass wir weitermachen.<br />

MUt!IG IN dIE zUkUNFt<br />

MARtINA BeRtHolD: ich nehme Sie auch ein bisschen beim Wort, wenn Sie sagen, Sie haben Bedauern, dass es<br />

der Abschluss ist, vielleicht wohnt in jedem Abschluss auch ein Neubeginn inne…? Wir haben gehört, es sind pakete<br />

geschnürt worden … Ich stelle Ihnen jetzt ministerialrätin mag.ª renate saipt vor, sie war in der Themenr<strong>und</strong>e 2, im<br />

Bereich <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> technische Ausbildungen jetzt aktiv in den letzten zwei St<strong>und</strong>en. Sie ist Referatsleiterin in der<br />

Sektion II des Ministeriums, in der Pädagogischen Fachabteilung für Berufsschulen, ist auch für geschlechtsspezifische<br />

Bildungsfragen zuständig, leitet <strong>und</strong> koordiniert die B<strong>und</strong>esexpertinnengruppe Burschen- <strong>und</strong> mädchenbildung. Und<br />

die Abteilung für Berufsschulen im Ministerium hat im Jahr 1999 das Unterrichtsprinzip ‚Erziehung zur Gleichstellung von<br />

Frauen <strong>und</strong> Männern‘ im Lehrplan für Berufsschulen verankert, da haben Sie sehr maßgeblich mitgearbeitet daran. Frau<br />

Saipt, darf ich Sie zu uns aufs Podium bitten? Sie haben intensiv am Berufsschullehrplan zur Umsetzung des Unterrichtsprinzips<br />

mitgearbeitet, jetzt haben wir 10 Jahre nach Verankerung dieses Prinzips… da frage ich Sie um Ihre kurze Analyse<br />

der aktuellen situation, <strong>und</strong> v.a. interessiert mich auch, welche Auswirkungen jetzt <strong>mut</strong>! auf Ihre Berufsarbeit hat, was<br />

dürfen wir auch von Ihnen erwarten? … Und haben Sie mit Matador gespielt?<br />

Renate Saipt: Ja, natürlich, sogar sehr gern. Weniger mit Puppen. Wie wir gehört haben, seit 1999 gibt’s eben diese<br />

Arbeitsgruppe, die aber natürlich nur die Berufsschulen betrifft. Es sind Experten <strong>und</strong> Expertinnen aus der Berufsschule,<br />

die hier Mitglieder sind, ich bin die Vorsitzende, <strong>und</strong> nach diesen 10 Jahren, wenn Sie mich ehrlich fragen, was ist da<br />

rausgekommen, gibt’s auch eine ehrliche Antwort: außer, dass die Inspektoren <strong>und</strong> Direktoren die weibliche Form verwenden…<br />

aber sobald es um eine Besetzung eines Inspektorsposten oder eines Direktorsposten, also um den Posten einer<br />

Schuldirektion geht, werden dann eher Männer bevorzugt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass <strong>–</strong> so nach außen hin tut<br />

man ja so, man ist gegendert, auch als Mann, aber wenn‘s dann ums <strong>–</strong> wenn ich das auf Wienerisch aussprechen kann <strong>–</strong> ans<br />

‚Eingemachte‘ geht, dann… dann sind die Männer dann nicht mehr gegendert, sozusagen. Wir arbeiten trotzdem weiter,<br />

also diese Arbeitsgruppe arbeitet mit st<strong>und</strong>enbildern, die eben dieses unterrichtsprinzip ‚Erziehung zur Gleichstellung<br />

von Frauen <strong>und</strong> männern‘ umsetzen im Unterricht, weil wir glauben, man muss da die Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer<br />

unterstützen in dem Bereich. Und … ja, wir versuchen mittels Projekten in diesem Bereich viel zu tun, <strong>und</strong> die Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer einzuladen, bei den Projekten mitzutun.<br />

MARtINA BeRtHolD: Ja, <strong>und</strong> die zweite Frage war, ob <strong>mut</strong>! Ihre Arbeit beeinflusst, ob Sie sich was mitnehmen für die<br />

Zukunft?<br />

Renate Saipt: Ja, die heutige Veranstaltung hat mir insofern viel gebracht, dass ich sage: ich habe jetzt <strong>mut</strong>, weiterzumachen<br />

<strong>–</strong> weil das ist das, was wir auch zwischendurch brauchen, alle, die an dieser Thematik arbeiten: dass wir uns verstärken,<br />

dass wir immer wieder sagen, ja, tun wir weiter, weil… ja, ich brauche das in diesem Kreis nicht noch erwähnen,<br />

es ist einfach schwierig … was weiterzubringen. Aber wir sind <strong>mut</strong>ig, werden weitertun.<br />

MARtINA BeRtHolD: Frau Amtsdirektorin sabine s<strong>mut</strong>ni war auch in der Themenr<strong>und</strong>e 2, sie ist Mitarbeiterin der<br />

Pädagogischen Fachabteilung für Technische, gewerbliche <strong>und</strong> kunstgewerbliche Lehranstalten in der Sektion II, Berufsbildendes<br />

Schulwesen … Sie koordiniert die B<strong>und</strong>esländerübergreifende Arbeitsgruppe schülerinnen an HTLs <strong>und</strong><br />

ist wichtige Kooperationspartnerin von <strong>mut</strong>! gewesen ab der 2. Projektphase in dem Bereich der HTL. Sie haben auch<br />

mitorganisiert an der HTL-Fachtagung im Jahr 2006, die Frage an Sie, Frau S<strong>mut</strong>ni, <strong>und</strong> gleichzeitig die Einladung zu uns<br />

heraus: welches <strong>mut</strong>!-Know-how, welche Erfahrungen, welches Wissen fließen jetzt in Ihre Arbeit ein, was können Sie auch<br />

für diese österreichweite Arbeitsgruppe Schülerinnen an HTL mitnehmen von <strong>mut</strong>!, <strong>und</strong> wie wirkt dieser Gedanke dort<br />

weiter? … Und die Matador-Frage, ’tschuldigung …<br />

Sabine S<strong>mut</strong>ni: Ich muss mich outen, ich bin die erste, die nicht mit Matador oder Lego gespielt hat, aber meine Kinder<br />

dafür … Von <strong>mut</strong>! nehme ich mit, da ich jetzt beim Wien <strong>mut</strong>!-Projekt selbst auch involviert war <strong>und</strong> das als sehr spannenden<br />

Prozess erlebt habe: viele Best-practice-Beispiele, die es ja im Katalog auch gibt, die wir überarbeiten werden,<br />

wieder ergänzen werden, auf neuesten Stand bringen werden. Ich nehme mit die vielen engagierten mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> mitarbeiter, die ich bei verschiedenen Seminaren erleben durfte, oder auch die mir immer wieder zu Hilfe gestanden<br />

sind, die mich auch immer wieder kontaktiert haben, wenn es Probleme gegeben hat, wie auch immer, <strong>und</strong> ich konnte<br />

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<strong>mut</strong>! <strong>–</strong> Bleibender Eindruck.

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