1 mut! – Mädchen und Technik - Akzente Salzburg
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MUt!IG IN dIE zUkUNFt<br />
irgendwie eine Aussendung an die richtigen Personen bringen. Mir tut‘s leid, dass es diese <strong>mut</strong>!-Gruppe nicht mehr geben<br />
wird, ja aber, vielleicht bringt die Zukunft auch etwas, das wir noch nicht wissen <strong>–</strong> sei es jetzt Ressourcen oder sonstiges…<br />
In unsere Arbeitsgruppe werden auch die Ergebnisse von <strong>mut</strong>! einfließen, keine Frage, v.a. eine Vernetzung hat ja schon<br />
stattgef<strong>und</strong>en, viele, oder eigentlich fast alle unserer Schulen kennen <strong>mut</strong>!, haben mit den <strong>mut</strong>!-Mitarbeiterinnen gearbeitet,<br />
Kontakt gehabt, <strong>und</strong> ich denke mir, wenn es einmal darum geht, Expertise einzufordern, dann werden wir uns sicher<br />
auch wieder dorthin wenden, in welcher Form auch immer. Ich denke nicht, dass da was verloren geht.<br />
MARtINA BeRtHolD: Danke Ihnen. In der Themenr<strong>und</strong>e 3 war Herr Dr. Wolfgang Haidinger integriert. Und ich habe<br />
schon ein bisschen rumgehört, <strong>und</strong> Sie gelten jetzt in dieser Szene schon als ‚gegenderter Mann‘. Er ist Mitarbeiter der<br />
Industriellenvereinigung im Bereich Bildung, Innovation <strong>und</strong> Forschung, ist Autor des Aktionspapiers ‚Menschen schaffen<br />
Zukunft‘, das von der Fokusgruppe Nachwuchssicherung in Naturwissenschaften <strong>und</strong> <strong>Technik</strong> erarbeitet <strong>und</strong> 2007 vom<br />
Ausschuss für Bildung, Forschung <strong>und</strong> Innovation beschlossen wurde. Darf ich auch Sie zu uns heraus bitten …<br />
Im Internet ist von einer Studie die Rede, die die Industriellenvereinigung gemacht hat, <strong>und</strong> da ist ein anhaltender <strong>und</strong><br />
dramatischer mangel an Diplomingenieuren <strong>und</strong> <strong>–</strong> ingeneurinnen konstatiert, v.a. im Bereich Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />
<strong>und</strong> andere. Die oben genannte Fokusgruppe hatte ja auch zum Ziel, Lösungswege <strong>und</strong> Szenarien zu erarbeiten<br />
<strong>und</strong> entscheidende Handlungsfelder <strong>und</strong> Empfehlungen abzuleiten. Wenn Sie jetzt Ihren bisherigen Einblick in die<br />
Ergebnisse vom Projekt <strong>mut</strong>! nehmen, welche Handlungsfelder leiten Sie davon ab? Was braucht‘s aus Ihrer Erfahrung? …<br />
Und die Matador-Frage auch an Sie!<br />
Wolfgang Haidinger: Wenn ich jetzt nicht bei einer <strong>mut</strong>!-Veranstaltung wäre, würde ich sagen, klar, ich bin ein Mann, ich<br />
habe mit Matador gespielt. Ich habe mit Matador gespielt, unabhängig davon, ob ich ein Mann bin oder nicht ... ich habe<br />
vorher schon im Workshop ein paar Worte gef<strong>und</strong>en über die Arbeitsmarktsituation, <strong>und</strong> ich glaube, auf die spielen Sie<br />
an … die Studie, die Sie meinen, ist aus dem Jahr 2006/2007, aber es gibt noch eine neuere Erhebung der IV aus dem Jahr<br />
2009, d.h. mitten in diesen schwierigen Zeiten, mitten in der Wirtschaftskrise, <strong>und</strong> eigentlich, trotz allem, zeigt sich, dass<br />
das Feld Forschung-Innovation nach wie vor ein Feld ist, wo Arbeitskräftemangel herrscht. 54% von 150 befragten Leitbetrieben<br />
sagen, sie finden noch immer zu wenig Leute in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, <strong>und</strong> dieser Trend wird auch in den<br />
nächsten 3 Jahren halten. Um so mehr ist es uns ein Anliegen, <strong>und</strong> Sie kennen unser Aktionspapier möglicherweise, dass<br />
wir auch Frauen für diesen Bereich gewinnen, <strong>und</strong> die Attraktivität auch steigern, in diese Männerdomäne einzusteigen,<br />
die Handlungsfelder sind im Aktionspapier auch drinnen <strong>und</strong> ich kann einige rausnehmen, wobei ich das Feld Werken<br />
von heute mitnehmen muss, <strong>und</strong> gern werde. Das fängt im Prinzip im Bereich der Schule an, wobei, im Aktionspapier<br />
steht Schule drinnen, ich würde eigentlich mittlerweile sagen, es fangt noch viel früher an, auch im vorschulischen Bereich,<br />
aber auch <strong>–</strong> ich weiß nicht, wie viele von Ihnen Eltern, Mütter oder Väter sind, aber Eltern müssten eigentlich auch ziemlich<br />
stark oder stärker in die Pflicht genommen werden, <strong>und</strong> ich bin selbst Vater <strong>und</strong> nehm mich da auch manchmal selber an<br />
der Nase, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe, die letzten Jahre … also den Schulbereich mit genderorientierten<br />
unterrichtsformen, ich möchte im Prinzip die Bereiche nicht wieder alle runterbeten, es geht darum, dass man auf die<br />
Bedürfnisse <strong>und</strong> die Fähigkeiten von mädchen <strong>und</strong> Frauen durch die Ausbildung durch bis in das Berufsleben stärker<br />
eingehen muss, das geht bis hin zu einer höheren Frauenquote in Führungsrollen, Akademien, Hochschulen, Vereinbarkeit<br />
von Familie <strong>und</strong> Beruf, aber ganz klar ein gesamtes gesellschaftliches Engagement, da meine ich die medien, die<br />
politik, die unternehmen <strong>–</strong> dass man die männerdominierte Kultur in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung durchbricht <strong>und</strong> sie für<br />
Frauen auch wirklich zugänglich macht.<br />
MARtINA BeRtHolD: Auf das Werken möchte ich zurückkommen … ich bin eine, die da sehr ehrgeizig ist, Wirkung zu<br />
zeigen, mit der Arbeit, die wir machen. Sie haben gesagt, Sie nehmen sich Werken mit … gibt’s noch ein zweites Thema,<br />
das Sie sich mitnehmen aus dieser Themenr<strong>und</strong>e, aus dieser Diskussion jetzt?<br />
Wolfgang Haidinger: Ich kann im Prinzip nur für Werken sprechen, weil ich nur in einem Workshop war <strong>und</strong> vorher nicht<br />
Zeit gef<strong>und</strong>en habe, aber ich nehme stark … bezogen auf das Werken mit <strong>–</strong> wie wichtig engagierte Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer<br />
sind, also mir ist aufgefallen, im Workshop waren so viele gute Beispiele drinnen, wie man den Werkunterricht gestalten<br />
MUt!IG IN dIE zUkUNFt<br />
kann, weg von Entscheidungsfreiheit, weg von der Wahlfreiheit, die grad im Fall des Werkens eigentlich keine Entscheidungsfreiheit,<br />
sondern ein Entscheidungszwang ist, den man im Werkunterricht überhaupt nicht brauchen kann, weder für<br />
<strong>Mädchen</strong> noch für Buben. Und die unterstützung dieser vielen Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer <strong>und</strong> projekte, die es in diesem<br />
Sektor gibt <strong>–</strong> ich habe jetzt leider zu wenig mitbekommen von der Berufsorientierung <strong>und</strong> <strong>Mädchen</strong> in den Naturwissenschaften,<br />
aber so wie ich <strong>mut</strong>! kenne, auch da gibt’s weitgehende Übereinstimmung mit der position der Industriellenvereinigung,<br />
darum mach ich mir da keine Sorgen, dass ich da etwas mitnehmen muss. Ich werde ersuchen, dass ich diese<br />
Dinge kriege in der Langfassung, dass wir uns das im Detail ansehen <strong>und</strong> einfließen lassen in die Arbeiten der IV.<br />
MARtINA BeRtHolD: Darf ich die <strong>mut</strong>!-Expertinnen fragen <strong>–</strong> es haben die Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter des Ministeriums<br />
gesagt, was sie mitnehmen werden, welche Pakete schon geschnürt sind, was geht aus eurer Sicht da noch ab, was<br />
braucht‘s? … Jetzt stehen sie alle da!<br />
Martina Rauter: Also das war ein großer Punkt, den wir in der ersten Themenr<strong>und</strong>e diskutiert haben: es hat viel begonnen,<br />
es ist viel initiiert worden, <strong>und</strong> jetzt braucht es ressourcen, damit es wirken kann, damit es wirksam werden <strong>und</strong> bleiben<br />
kann. Wir haben lang darüber gesprochen, auch über die Paradoxien im System, <strong>und</strong> sind immer wieder an dem Punkt<br />
hängen geblieben, ohne personelle <strong>und</strong> finanzielle ressourcen lassen sich auch die besten projekte nicht umsetzen,<br />
nicht weiterverfolgen, <strong>und</strong> können auch nicht wirkmächtig werden. D.h. es sind ganz ganz viele Ideen da, an denen<br />
hapert es nicht, es wäre jetzt Ziel, das fortzusetzen, fortzuführen.<br />
Astrid Jakob: Ja, im Bezug auf die <strong>Technik</strong> an der Schule, ich nenn‘s jetzt einmal so, an der Pflichtschule, geht’s einerseits<br />
auch um Ressourcen, also es ist natürlich das wichtigste Thema, es geht einfach darum, diesen Bereich, v.a. auch diese<br />
handlungsorientierten Bereiche, diese praktischen Erfahrungen, nicht zu schmälern, sondern eher auszubauen. Das<br />
denk ich, wäre ein ganz wichtiger Punkt für den Werkunterricht natürlich, aber auch z.B. in diesen naturwissenschaftlichtechnischen<br />
Bereichen, wo‘s ums Experimentieren <strong>und</strong> Forschen geht, handlungsorientierter arbeiten zu können <strong>–</strong> das<br />
braucht Geld, das braucht kleinere Gruppen, das braucht gute Ausstattung, das wäre die eine Seite. Und aus der Sicht,<br />
sozusagen mit der Genderbrille betrachtet, würde ich schon auch meinen, es braucht noch ganz viel an gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />
Auseinandersetzung in verschiedensten Bereichen <strong>und</strong> auf allen Ebenen, das muss natürlich top down funktionieren,<br />
aber das muss auch innerhalb der Systeme funktionieren, sei es jetzt Unternehmen, sei es jetzt Schulen, eine tatsächliche<br />
Auseinandersetzung, <strong>und</strong> eine Bereitschaft, ‚ans Eingemachte zu gehen‘, wie Sie so schön gesagt haben, glaub ich, ist<br />
in diesem Geschlechterbereich immer noch sehr notwendig.<br />
MARtINA BeRtHolD: Wie können wir uns das jetzt konkret vorstellen?<br />
Astrid Jakob: Das glaube ich, würde bedeuten <strong>–</strong> also für mich würde das bedeuten, dass man… dass man mit dieser<br />
Genderbrille sich alle Bereiche einfach genau anschaut <strong>und</strong> dass das ein tatsächliches Querschnittsthema ist, das tatsächlich<br />
bei ganz vielen Entscheidungen, oder bei allen Entscheidungen, mitbedacht wird… im Bereich Schule, aber auch<br />
im Bereich Unternehmen, ist sozusagen dieser Genderbereich immer noch so ein Teil, den man sich manchmal hernimmt,<br />
aber ihn dann auch ganz gern wieder wegschiebt. Und solange wir sozusagen in diesem spannungsfeld bleiben <strong>–</strong> sich<br />
mal holen <strong>und</strong> dann wieder wegschieben <strong>–</strong> geht, glaub ich, zu wenig weiter. Es muss tatsächlich so sein, dass man diesen<br />
Bereich nicht mehr wegschieben kann.<br />
Susanne Willi: Ich kann mich da ganz gut an meine <strong>mut</strong>!-Partnerinnen aus den anderen B<strong>und</strong>esländern anschließen, im<br />
Sinne von, dass sehr sehr viel entstanden ist, Konzepte, Maßnahmen <strong>und</strong> Modelle, die entstanden sind, das sehr toll ist,<br />
aber es natürlich sehr schade wäre, wenn die jetzt wirklich irgendwo in einer Schublade oder wo auch immer verschwinden.<br />
Also es ist sehr viel passiert in dieser Laufzeit von <strong>mut</strong>!, aber es ist wichtig, das weiterhin fortzusetzen, weil nur dann<br />
können wir wirklich etwas bewirken, <strong>und</strong> es kann nur dann auch passieren, wenn es Unterstützung gibt durch Projekte. Also<br />
d.h., teilweise konnte natürlich sehr gut auch in Schulen <strong>und</strong> Betrieben Angebote übernommen werden, aber vielerorts ist<br />
das nicht flächendeckend <strong>und</strong> nur teilweise, in dem Sinn, wie wir uns das wünschen. Hinzu kommt, dass viele Angebote,<br />
die gesetzt werden, leider immer noch nur von der Personengruppe genutzt wird, die sich mit dem Thema auseinandersetzt,<br />
die sensibel ist für das Thema. Also das heißt, es ist wichtig, diese Personen zu erreichen, die noch nicht sensibel sind<br />
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<strong>mut</strong>! <strong>–</strong> Bleibender Eindruck.