1 mut! – Mädchen und Technik - Akzente Salzburg
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08 MUt! ISt GUt!<br />
MUt! ISt GUt! 09<br />
Zuständigkeiten zu bekommen, um zu wissen, wo welche Steuerungs- <strong>und</strong> Verankerungsmaßnahmen anzusetzen<br />
sind, war ein kontinuierliches Abenteuer.<br />
Ausgangspunkt dieser österreichweiten Kooperation waren natürlich die alt bekannten Zahlen <strong>und</strong><br />
Fakten:<br />
Die <strong>Mädchen</strong> sind im Bereich der Bildung auf der Überholspur <strong>–</strong> <strong>Mädchen</strong> haben bessere <strong>und</strong> höhere Schulabschlüsse<br />
<strong>und</strong> auch der Frauenanteil an den Unis steigt. Mehr junge Frauen als Männer beginnen ein Studium<br />
<strong>und</strong> mehr Frauen beenden es auch. Der Wer<strong>mut</strong>stropfen dabei ist, dass die jungen Frauen <strong>und</strong> <strong>Mädchen</strong> sich<br />
nach wie vor auf wenige Ausbildungsbereiche konzentrieren <strong>–</strong> sowohl in der Lehre als auch beim Studium.<br />
Die Segregation am Arbeitsmarkt in Frauenberufe <strong>und</strong> Männerbereiche einerseits, in hierarchische Segregation,<br />
Stichwort Gläserne Decke, funktioniert weiterhin noch gut <strong>und</strong> ist ein sehr beharrliches Phänomen.<br />
Die größten Gleichstellungsfortschritte wurden zwar im Bildungsbereich verbucht, allerdings ist die gesellschaftliche<br />
<strong>und</strong> berufliche Gleichstellung am Arbeitsmarkt, insbesondere was Aufstiegschancen <strong>und</strong> Anteil an<br />
Führungspositionen betrifft, noch längst nicht erreicht. Auch die biologische Buntheit in einzelnen Berufsbereichen<br />
hat noch weiterhin großes Erfolgspotenzial. Die Konzentration auf wenige Ausbildungsbereiche ist eine<br />
sehr beharrliche, verändert sich nur langsam, aber sie verändert sich.<br />
Das <strong>und</strong> das in den B<strong>und</strong>esländern bereits vorhandene Know-how zum Thema war Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Anlass mit der<br />
Projektidee <strong>mut</strong>! <strong>–</strong> <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Technik</strong> an das B<strong>und</strong>esministerium heranzutreten. Wir fanden offene Ohren<br />
<strong>und</strong> eine gute <strong>und</strong> interessante Partnerschaft, die neben der gemeinsamen inhaltlichen Weiterentwicklung vor<br />
allem auch die finanzielle Unterstützung für dieses österreichweite Projekt sicherstellte. Aus Mitteln von fForte<br />
<strong>und</strong> mit zusätzlichen Mitteln aus den B<strong>und</strong>esländern wurde <strong>mut</strong>! finanziert.<br />
Mittlerweile ist <strong>mut</strong>! <strong>–</strong> <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Technik</strong> in den B<strong>und</strong>esländern zu einer Marke für geschlechtersensible<br />
Berufsorientierung, eine Marke für professionelles Herangehen an dieses Thema, geworden. <strong>mut</strong>! ist Garant<br />
für gute Qualität.<br />
<strong>mut</strong>! kann sich aber auch statistisch bestens sehen lassen. Wir haben im projektzeitraum direkt erreicht:<br />
10.282 <strong>Mädchen</strong>, knapp 11.000 Lehrer/innen oder Multiplikatorinnen <strong>und</strong> Multiplikatoren, 2.392 Elternteile<br />
<strong>und</strong> 2.723 Entscheidungsträger/innen. Also eine ganze Menge Menschen, nämlich 30.140 personen, die<br />
direkt mit <strong>mut</strong>! zu tun hatten. So sperrig der Begriff „geschlechtersensible/ genderreflektierte Berufsorientierung“<br />
ist <strong>–</strong> aber zumindest 30.140 Menschen mussten sich zumindest einmal in ihrem Leben damit bzw. dem<br />
dahinter liegenden Anliegen auseinandersetzen. Und wir haben diese Begriffe in einem sehr breiten Ansatz,<br />
sehr vielfältig bearbeitet, konkretisiert, erfahrbar gemacht...<br />
Wenn in Zeiten der Krise der Einstieg in den Arbeitsmarkt für junge Menschen immer schwieriger wird, ist<br />
anzunehmen, dass sie immer länger im Bildungssystem bleiben. Beste Gelegenheit also für Projekte wie <strong>mut</strong>!,<br />
die jungen Menschen im Schulsystem zu erreichen, weiter an der Veränderung der traditionellen Rollenbilder<br />
mit den unterschiedlichsten Ansätzen zu arbeiten. Krisen gehen auch zu Ende <strong>und</strong> dann wird es auch bestens<br />
ausgebildete junge Menschen brauchen.<br />
Neben der Freude an diesen Quantitäten möchte ich als weitere erfolgreiche Qualitäten <strong>–</strong> gerade auch aus<br />
der Sicht der Frauenreferate der Länder <strong>–</strong> festhalten:<br />
Die Schaffung von mehr Selbstverständnis für Berufsorientierung in frauenuntypischen Bereichen. Die<br />
besondere Kraft des Projekts lag sicher auch in der österreichweit koordinierten Ausrichtung, dem dadurch<br />
ermöglichten Know-how-Transfer, mit dem ein breites Angebot von Infomaterialien, Methoden <strong>und</strong> Instrumenten<br />
nicht nur entwickelt, sondern vor allem auch ausgetauscht <strong>und</strong> verankert wurde.<br />
Hervorzuheben ist auch die starke Vernetzung von Akteurinnen <strong>und</strong> Akteuren v.a. im schulischen <strong>und</strong><br />
außerschulischen Bereich, von arbeitsmarkt- <strong>und</strong> bildungspolitischen Einrichtungen, öffentlichen Verwaltungen<br />
<strong>und</strong> NGOs. Ebenso die Schaffung von Vernetzungsstrukturen <strong>–</strong> wie immer sie hießen: Ro<strong>und</strong><br />
Tables, Expert/innengespräche etc. Die regionalen Netzwerke, die in sieben Projektjahren angestiftet wurden,<br />
können nun sehr gut für weitere strukturelle Verankerungen genutzt werden.<br />
Gelungen ist auch die Verschränkung mit anderen Projekten <strong>und</strong> Programmen wie FIT, Girls’ Day etc..<br />
Entwickelt wurde qualitativ hochwertige Weiterbildungsangebote für (Berufsorientierungs-)Lehrer/innen<br />
<strong>–</strong> diese müssen nun nur noch von den Lehrer/innen heftig genutzt werden <strong>–</strong> da gibt es noch einiges an<br />
Erfolgspotenzial.<br />
<strong>mut</strong>! zahlt sich aus, <strong>mut</strong>! ist dann erfolgreich, wenn es top down unterstützt <strong>und</strong> gefördert wird. <strong>mut</strong>! ist<br />
ein wichtiger Beitrag zu einem neuen selbstverständnis gerade auch in den Bildungsinstitutionen.<br />
Was noch aussteht, ist die intensivere <strong>und</strong> vor allem verbindliche Verankerung <strong>und</strong> Implementierung im Aus-<br />
<strong>und</strong> Weiterbildungssystem für Lehrende. Nach wie vor hängt es sehr stark vom Engagement <strong>und</strong> Interesse<br />
hoch motivierter Lehrer/innen ab, Maßnahmen umzusetzen oder an Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungen teilzunehmen.<br />
Weitere Maßnahmen sind also sicher nötig.<br />
Wie in der Tageszeitung ‚Der Standard‘ vom 11.Mai 2009 nachzulesen ist, regt ja auch der Rechnungshof an, im<br />
Gegenstand ‚Berufsorientierung‘ vermehrt auf die Vielfalt von Berufsfeldern hinzuweisen <strong>und</strong> die geschlechtsspezifischen<br />
Muster in der Berufswahl der Schüler/innen aufzuweichen<br />
Der Prozess der Institutionalisierung ist noch im Gange, muss noch intensiver betrieben werden. Das Knowhow,<br />
‚wie geschlechtersensible Berufsorientierung ginge‘, mit welchen Methoden <strong>und</strong> Instrumenten <strong>Mädchen</strong><br />
(<strong>und</strong> auch Burschen) erreicht werden können, liegt vor. Die Kompetenz <strong>und</strong> Expertise ist in den B<strong>und</strong>esländern<br />
weiterhin abrufbar.<br />
Ermöglicht wurden sieben Jahre <strong>mut</strong>! durch den Elan <strong>und</strong> die Kompetenz unserer Umsetzerinnen aus den<br />
Frauen- <strong>und</strong> <strong>Mädchen</strong>beratungsstellen <strong>und</strong> amgs <strong>–</strong> vielen Dank, Dank auch meinen Kolleginnen aus den Frauenreferaten<br />
<strong>und</strong> natürlich dem B<strong>und</strong>esministerium, das sich für uns materialisierte, namentlich in Frau Dr. in<br />
Guggenberger, Mag.ª Pegac <strong>und</strong> Mag.ª Langecker.<br />
Im Epizentrum des <strong>mut</strong>!-Verb<strong>und</strong>es in all seiner Vielfalt <strong>und</strong> manchmal auch Zentrifugalkraft hat uns Mag.ª Ruth<br />
Mayr episch <strong>und</strong> geduldig koordiniert <strong>–</strong> wahrlich nicht immer eine einfache Aufgabe, danke auch dafür.<br />
Ich komme zum Schluss wieder nach Imst <strong>und</strong> zitiere wiederum:<br />
„Die intensive Auseinandersetzung mit dem Gender-Thema ab dem Schuljahr 2004/2005 spiegelt sich<br />
in der signifikanten Zunahme der Schülerinnenzahlen wieder. Lag der <strong>Mädchen</strong>anteil an der HTL Imst<br />
im Schuljahr 1997/98 bei 11,9%, beträgt er im Schuljahr 2008/09 23,7%. Im Vergleich dazu liegt Tirols<br />
Anteil landesweit an allen mittleren <strong>und</strong> höheren technischen Lehranstalten derzeit bei 17,9%.“<br />
Das heißt,<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
<strong>mut</strong>! lässt sich statistisch nachweisen<br />
<strong>und</strong><br />
<strong>mut</strong>! zahlt sich auf jeden Fall aus.<br />
<strong>mut</strong>! <strong>–</strong> Bleibender Eindruck.