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Materialien zur Vorlesung "Öffentliche und private Sphäre"

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PD Dr. Wolfgang Fuhrmann, Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien<br />

<strong>Vorlesung</strong> „<strong>Öffentliche</strong> <strong>und</strong> <strong>private</strong> Sphäre in der Musik des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts“, SoSe 2011<br />

Wesentliche Klavierbauer waren Nanette Stein (später Streicher), Walter (Mozart<br />

hatte eines seiner Kalviere), Brodmann (dessen Unternehmen von seinem Schüler<br />

Ludwig Bösendorfer 1828 übernommen wurde) <strong>und</strong> noch etliche andere.<br />

Eine Eigenheit der Wiener Klaviere waren Effektpedale, die den Klang stark<br />

verändern konnten. Diese verloren sich aber bald wieder. Alle wesentlichen<br />

Erfindungen wurden in den 1820ern <strong>und</strong> -30ern gemacht. So etwa Kapseln, die als<br />

Gelenke für die Hämmer dienten. Friedrich Hoxa wird zugeschrieben, der erste<br />

Wiener Klavierbauer gewesen zu sein, der einen Gussrahmen verwendete (1839).<br />

Da im Laufe des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ständig mehr Lautstärke gefordert wurde <strong>und</strong><br />

sich so die Spannung der Saiten erhöhte, mußten auch die Hämmer schwerer<br />

werden. Das führte zu einem inkonsistenten Anschlag. Hinzu kommt die<br />

langsamere Repetition. Somit war der Untergang der Wiener Mechanik abzusehen.<br />

Sie hielt sich bis ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, da die Monarchie hohe Zölle einhob, die<br />

einer Einfuhrsperre gleich kamen. Die Wiener Klavierbauer hatten einen<br />

handwerklichen Zugang <strong>und</strong> mit dem Untergang der Monarchie konnten sie der<br />

technisch überlegenen Konkurrenz nichts entgegen setzen <strong>und</strong> mußten (mit<br />

wenigen Ausnahmen) schließen.<br />

In England waren Braodwood <strong>und</strong> Collard die beiden größten Firmen <strong>und</strong><br />

produzierten in Manufakturen. Um ein Klavier herzustellen, gab es etwa 40<br />

Arbeitsschritte <strong>und</strong> für jedes Teil einen eigenen Arbeiter. Fast alles wurde selbst<br />

hergestellt <strong>und</strong> praktisch ohne maschinelle Hilfe. Damit war die Produktion sehr<br />

teuer, was durch veraltete Transportmethoden nicht besser wurde. Der Produktion<br />

pro Jahr war zwar hoch, aber auf die beteiligten Arbeiter aufgeteilt, ergeben sich<br />

sieben Klaviere pro Kopf pro Jahr. Damit liegt die Produktion unter der eines<br />

kleinen Handwerksbetriebes.<br />

Um 1851 gab es ca. 200 Klavierbauer in England, die meisten in London ansässig.<br />

Nicht alle waren wirklich Klavierbauer, manche kauften Klaviere <strong>und</strong> versahen sie<br />

mit eigenem Emblem.<br />

Da das Klavier in Mode war, hatten viele K<strong>und</strong>en beim Kauf keinen Durchblick,<br />

was bei der Modellvielfalt auch schwer war. Die Nachfrage für billige Klavier <strong>und</strong><br />

die hohe Gewinnspanne im Klavierhandel führten zu dubiosen Praktiken. Neue<br />

schlechte Klaviere wurden unter falschem Namen oder als second hand verkauft. Oft<br />

wurden sie auch in die Provinzen verkauft <strong>und</strong> dafür alte gute Klaviere aus den<br />

Provinzen in London verkauft.<br />

Legale Händler mußten Klaviere auf Kredit kaufen <strong>und</strong> waren damit abhängig.<br />

Die Hersteller sahen auch keinen Gr<strong>und</strong> billiger zu produzieren, da französische<br />

Klaviere nicht robust waren.<br />

Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es viel Innovation in Frankreich dank Firmen<br />

wie Erard, Pape <strong>und</strong> Pleyel. Erard erfand die Mechanik mit doppelter Auslösung,<br />

baute jedoch ab den 1850ern kein neues Modell mehr. Pape erfand den<br />

Hammerfilz <strong>und</strong> Pleyel verwendete 1826 schon Gussrahmen. Wie in England war<br />

die Erzeugung auf Autonomie <strong>und</strong> Manufakturen gestützt.<br />

Bemerkenswert ist Antoine Bord, der extrem billige Klaviere herstellte, die<br />

relative robust waren, wenn auch technisch weit unterlegen. Er verkaufte sie in die<br />

© 2011 by Wolfgang Fuhrmann 22

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