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Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg - Berlin 1/2006<br />
Zur Situation des Feldhasen Lepus europaeus in Brandenburg<br />
Stefan Bischoff<br />
Der Rückgang des Feldhasen Lepus europaeus schreitet unaufhaltsam voran. Jägern und<br />
Naturschützer sind um das Fortbestehen dieser Tierart im Lande besorgt.<br />
Seitenlange Artikel diskutieren das für und wider einer Aufnahme in die Rote Liste.<br />
Während einige die Roten Listen „zum selbstverständlichen Arbeitszeug des<br />
Naturschutzes (ANONYMUS 1995)“ zählen, ziehen andere den Sinn dieser Tabellen in<br />
Zweifel. „Die Bilanzen der Roten Listen ... sind ein Spiegel der Veränderungen in der<br />
Nutzung unseres Landes. Von den Nutzungen hängt das Schicksal der Artenvielfalt ab,<br />
nicht von den Artenschutzgesetzen (REICHHOLF 2005).“<br />
Aus Jagdkreisen wird gegen eine Aufnahme in die Rote Liste plädiert, weil bereits „die<br />
Jäger auf den örtlich vorhandenen Rückgang der Hasenbesätze sofort angemessen reagiert<br />
haben (ANONYMUS 1997)“. Dass diese Reaktion in keinem Fall ausreichend war, ist an<br />
den aktuellen niedrigen Besatzzahlen zu erkennen.<br />
Ein Platz auf der Roten Liste erhöht für die Jägerschaft die „Gefahr“, dass ehemals<br />
jagdbare Tierarten dem Naturschutzrecht unterstellt werden. Dass dieser Schritt<br />
keineswegs unumkehrbar ist, wurde von Jägern und Naturschützern bisher kaum<br />
thematisiert. Warum sollten Arten, welche wegen Bestandsgefährdungen aus der Liste<br />
jagdbarer Arten gestrichen wurden, nach Bestandserholung nicht wieder bejagt werden?<br />
Der Streit um einen Platz auf der Roten Liste hilft der Feldhasenpopulation nicht weiter.<br />
Im Idealfall verbünden sich Jäger und Naturschützer und versuchen gemeinsam gegen die<br />
Rückgangsursachen, welche nach einigen Anmerkungen zur aktuellen Populationsgröße<br />
diskutiert werden, anzukämpfen.<br />
Derzeitige Populationsgröße des Feldhasen in Brandenburg<br />
Hochrechnungen von AHRENS & GORETZKI (2001) sagen aus, dass in Brandenburg etwa<br />
90000 Hasen leben. Zu Grunde lagen Scheinwerferzählungen im Offenland und<br />
Schätzungen für Waldflächen. Die Hasen leben auf einer Fläche von insgesamt 2,37<br />
Millionen Hektar. Diese setzen sich aus 1,37 Millionen Hektar Offenland und 1 Million<br />
Hektar Wald zusammen. Bei einem ermittelten Offenlandbesatz von 5,5 Hasen / 100<br />
Hektar (75350 „Offenlandhasen“) und einem geschätzten Waldbesatz von 1,75 Hasen /<br />
100 Hektar (17500 „Waldhasen“) ergibt sich ein durchschnittlicher Hasenbesatz von 4<br />
Stück / 100 Hektar (nach Angaben von AHRENS & GORETZKI 2001).<br />
Diese Zahlen müssen aufgrund von verschiedenen Beobachtungen aus unterschiedlichen<br />
Regionen Brandenburgs in Frage gestellt werden. Über zwei Jahre war der Verfasser<br />
Inhaber eines Begehungsscheins im Landesforst und hat ein knapp 100 Hektar großes<br />
Revier bejagt. Beobachtungen durch intensive Ansitztätigkeit und Abspüren in Boden und<br />
Schnee ergaben einen durchschnittlichen Hasenbesatz von 1 Hasen / 100 Hektar. Es<br />
handelte sich um ein reines Kieferngebiet auf ärmsten Sandböden. Seit 2005 wird ein etwa<br />
1000 Hektar großes Wald-Feld-Revier betreut. Der Frühjahrsbesatz kann auf der Fläche<br />
mit allerhöchstens 10 Exemplaren angegeben werden, 1 Hase / 100 Hektar. Ein Großteil<br />
der Flächen wird ökologisch („Biolandbau“) bewirtschaftet, im Wald (vorrangig<br />
Privatbesitz) fand überdurchschnittlich viel Waldumbau statt.<br />
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