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Mitteilungen des LFA Säugetierkunde Brandenburg - Berlin 1/2006<br />

welche zweifelsfrei zu einer Erholung der Hasenbesätze führen würde, führt aber leider zu<br />

einer dramatischeren Situation: Genmanipulierte Pflanzen können Lebewesen direkt<br />

schädigen. Während der negative Einfluss von Bt-Mais auf Insekten, unter anderem auf<br />

viele Schmetterlingsarten (erhöhtes Sterberisiko der Larven, geringeres Gewicht,<br />

reduzierte Fruchtbarkeit), in Kauf genommen wird (BÖRNECKE 2005), werden<br />

Schädigungen von Wirbeltieren kaum erwähnt. Es ist bekannt, dass die Sporen von<br />

Bacillus thuringiensis bei Mäusen zu inneren Blutungen führen (ANONYMUS 1999). Wenn<br />

Mäuse schon jetzt betroffen sind, werden negative Folgen für den Feldhasen nicht<br />

ausbleiben, auch weil „das Bt-Gift in der Nahrungskette weitergereicht (BÖRNECKE<br />

2005)“ wird. Der Anbau von transgenen Pflanzen mit Herbizidresistenz führt zur<br />

Vernichtung aller Begleitpflanzen.<br />

Außer dem einseitigen Nahrungsangebot und den Belastungen der Nahrung muss auch der<br />

Nahrungsmangel als wichtiger Stressor der Tiere erkannt werden. Nahrungsmangelstress<br />

tritt dann auf, wenn die riesigen Felder abgeerntet und sofort umgebrochen werden<br />

(ZÖRNER 1989; 294).<br />

Die Landwirtschaft trägt aufgrund des aufgezeigten Faktorengefüges die Hauptschuld am<br />

Rückgang der Feldhasen. Auch ZÖRNER (1989) schreibt „der Industrialisierung der<br />

Landwirtschaft [schon 1989!] die Schlüsselfunktion für den Rückgang“ zu.<br />

REICHHOLF (2005, 33) stellt fest, dass Gesetze und Verordnungen zum Artenschutz nicht<br />

wirken konnten, weil die Landwirtschaft davon ausgenommen war. Demnach ist<br />

ordnungsgemäße Landwirtschaft keine Eingriff in den Naturhaushalt. Für den<br />

Artenschwund ist sie der Hauptverantwortliche (ebd.).“ REICHHOLF (2005; 147) führt das<br />

Abnehmen der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft zu über 90 % auf das<br />

„Zusammenwirken von Strukturverlust und Überdüngung“ zurück.<br />

Neben der Intensivierung der Landwirtschaft kam es zu einem verstärkten Ausbau der<br />

Verkehrswege. Der zunehmende Straßenverkehr entwickelte sich zu einem effektiven<br />

Eliminierungsfaktor für die Feldhasen. Unter anderem angelockt vom vielfältigen<br />

Angebot an Futterpflanzen an den Straßenrändern werden jährlich Tausende Tiere<br />

überfahren. Nach Schätzungen von SCHMIDT (2001a) wären Verluste bei einer Population<br />

von 90000 Feldhasen unter dem derzeitigen Verkehrsaufkommen im Bereich zwischen<br />

20000 und 30000 Exemplaren zu erwarten. Wenn man bei einem aktuellen<br />

Feldhasenbestand von 25000 Exemplaren ausgeht, von denen jährlich etwa 3000 Tiere<br />

durch den Straßenverkehr getötet werden (12 %), ergeben sich bei einem Bestand von<br />

90000 Exemplaren mindestens 10000 Tiere. Diese Zahlen beziehen sich ausschließlich<br />

auf die gefundenen Verkehrsopfer. Geht man davon aus, dass lediglich 50 % der Tiere<br />

gefunden werden, ist die Erwartung von Schmidt durchaus realistisch. Die Verluste<br />

erscheinen enorm. Brandenburg besitzt ein Straßennetz mit 12534 km Straßen des<br />

überörtlichen Verkehrs, 790 km davon Bundesautobahnen (Statistik online 2006).<br />

Außer der Lebensraumgröße und dessen Requisiten beeinflussen auch klimatische<br />

Faktoren die Populationsentwicklung des Feldhasen. Aus KALCHREUTER (2003) geht<br />

hervor, „dass in Jahren mit milden Wintern, warmen Frühjahren und trockenen Sommern<br />

gute Hasenstrecken erzielt wurden (S. 64)“. Diese Erscheinung wird durch die<br />

Unterbrechung des Entwicklungszyklus der Krankheit Kokzidiose erklärt. Da mit dem<br />

Fortschreiten der Klimaerwärmung für Brandenburg nachlassende Frühjahrsniederschläge<br />

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