Felix Möbius: Literaturtheoretische Aspekte - Ältere Deutsche ...
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wenn das Endprodukt bei manchen Spielen diesen Anschein hat, vor allem wenn es sich bei<br />
den Spielen um die Umsetzung von Filmen handelt.<br />
Die Theorie Gunnings lässt den Schluss zu, dass der Spieler eine Art Montage vornimmt und<br />
nicht wie im vorangegangenen Kapitel vermutet Mitautor einer Geschichte ist. Jedoch wurde<br />
in diesem Kapitel dargestellt, dass der Spieler nicht die Freiheit eines realen Autors hat, der<br />
aus seiner Fantasie eine Geschichte entstehen lässt, er kann eine Geschichte nur unter den<br />
vom Programm vorgegebenen Möglichkeiten erspielen und gestalten. Sinnvoll wäre es also<br />
einen anderen Begriff für die Funktionen des Spielers zu beschreiben. Er ist Mitautor seiner<br />
Geschichte unter Verwendung der vom Spiel gegebenen Möglichkeiten. Da es sich bei den<br />
Möglichkeiten aber nicht darum handelt kreative Arbeit zu leisten, sondern darum vom<br />
Programm vorgegebene Aktionen in Komposition zu setzen, kann die Tätigkeit des Spielers<br />
auch wie eine filmische Montage anmuten.<br />
Bezeichnend für die Funktion vom Spieler ist, egal wie seine Tätigkeit verstanden wird, dass<br />
er im Rahmen der vom Programm gegebenen Möglichkeiten eine Narration etabliert und<br />
rezipierbar macht, die bei der mikroskopischen Betrachtung jeder Aktion im Spiel (wenn also<br />
jede Bewegung in alle Richtungen und jedes inne halten mit einbezogen wird) als einzigartig<br />
zu beschreiben ist. Jedoch muss darauf hingewiesen werden, dass es nicht Einzigartigkeit ist<br />
die Autorentätigkeit kennzeichnet, sondern das Verständnis und die Möglichkeiten eines<br />
Mediums zu nutzen um eine gute Geschichte entstehen zu lassen. Ob ein Spieler ein guter<br />
oder schlechter Mitautor ist oder sein kann, war aber nicht Frage des Kapitels, denn die<br />
Beantwortung dieser Frage ist subjektiv und nicht objektiv zu klären.<br />
Wichtig für die Erzählung im Film ist zudem die Kamera, Eine Theorie die auf Bordwell<br />
zurückgeht beschreibt die Kamera als Erzähläquivalent, als „unsichtbaren Beobachter“. 87<br />
Dieser Beobachter simuliert den Blick des Rezipienten, jedoch aus mehr als dem Menschen<br />
natürlich möglichen Blickwinkeln. Dabei werden aber nach Bordwell die anderen filmischen<br />
Techniken von Erzählung ausgeblendet. Die Kamera erzählt durch Fokussierung, sie lenkt<br />
den Blick des Rezipienten. 88 Somit ergeben sich für den Film die Möglichkeiten der Kamera<br />
als Erzähler, einer tatsächlichen Erzählerfigur, die direkt in das Figurensetting des Films<br />
gehört und die des Erzählers, der nicht als Figur im Film auftaucht. Dieser trägt dann die<br />
Merkmale eines auktorialen Erzählers aus der Literatur. Dieser Ausprägung kommt besonders<br />
bei Literaturverfilmungen vor, da die Werke die verfilmt werden und in ihrer Vorlage stark<br />
87 Vgl. Neitzel, Diss., S. 124.<br />
88 Vgl. Neitzel, Diss., S. 125.<br />
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