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Jahre Wende - Humanistischer Verband Deutschlands

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meinsamen Jenseitsvorstellung: „Dem Tod<br />

als Lebenskrise begegnen nicht-religiöse<br />

Menschen mit ganz anderen Bewältigungsstrategien<br />

als religiöse.“ Oftmals komme es<br />

u. a. bei religiösen Sitzwachen trotz anders<br />

lautender Übereinkunft doch dazu, dass die<br />

Ehrenamtlichen anfingen zu beten und aus<br />

der Bibel zu rezitieren. Das ist ganz klar eine<br />

Einmischung in die Selbstbestimmung und<br />

Freiheit des Einzelnen, der in dem angstbesetzten<br />

Moment des eigenen Sterbens<br />

kaum die Kraft hat, sich gegen solch eine<br />

weltanschauliche Bevormundung zu wehren.<br />

Gerade im Hinblick auf die steigende<br />

kulturelle und weltanschauliche Diversität<br />

ist die alleinige Existenz christlicher Hospizeinrichtungen<br />

einfach nicht mehr zeitgemäß.<br />

Dabei ist auch an die Bedürfnisse<br />

von ehrenamtlich Begleitenden zu denken,<br />

die selbst vielleicht gar nicht religiös sind,<br />

aber trotzdem an einer Sterbebegleitung<br />

mitwirken möchten.<br />

Die gemeinsame Hospizinitiative mit<br />

der AWO<br />

Die Humanisten Württemberg hatten<br />

schon seit <strong>Jahre</strong>n diese Lücke wahrgenommen<br />

und sich eine hospizliche Betreuung<br />

wie sie der Humanistische <strong>Verband</strong> in Berlin<br />

mit dem ambulanten Besuchs- und Hospizdienst<br />

V.I.S.I.T.E, dem stationären Hospiz<br />

„LudwigPark“ sowie einem ambulanten<br />

Kinderhospiz „Berliner Herz“ anbietet, gewünscht.<br />

Auch bei der Arbeiterwohlfahrt,<br />

die bundesweit verschiedene Dienste für<br />

ältere Menschen anbietet und in Stuttgart<br />

einen ambulanten Pflegedienst sowie drei<br />

stationäre Pflegeeinrichtungen betreibt,<br />

wurde dieser Mangel an einer Alternative<br />

zur kirchlichen Sterbebegleitung erkannt.<br />

Im vergangenen Jahr startete die AWO daher<br />

gemeinsam mit dem Deutschen Hospiz-<br />

und Palliativverband ein bundesweites<br />

Projekt zur Entwicklung einer neuen Abschiedskultur.<br />

Für den von ihnen geplanten<br />

humanistischen Hospizdienst in Stuttgart<br />

suchten sie noch einen Kooperationspartner,<br />

der sich besonders für den Part der spirituellen<br />

Begleitung, also der Vermittlung<br />

einer humanistischen Spiritualität und<br />

Weltanschauung, auszeichnet, aber auch in<br />

sonstigen Bereichen mitwirken wird. Daher<br />

haben sich die Humanisten Württemberg<br />

und die Arbeiterwohlfahrt entschlossen, in<br />

Stuttgart mit der Zielsetzung zur Schaffung<br />

eines offenen Angebots zusammen zu arbeiten.<br />

l<br />

8<br />

4/2009<br />

Eine Kita zum Staunen<br />

Kerstin Volgmann<br />

Eine Kita zum Staunen<br />

Berlin – Am 1. September 2009 eröffnete<br />

der Humanistische <strong>Verband</strong> auf der schönen<br />

Spreehalbinsel Stralau seine 23. Kita in<br />

Berlin.<br />

n Im Frühjahr 2008 schrieb das Bezirksamt<br />

Friedrichshain/Kreuzberg zwei Kitas,<br />

sozusagen im Doppelpack, zur Übernahme<br />

durch einen freien Träger aus. Dabei handelte<br />

es sich um einen Altbau auf der Halbinsel<br />

Stralau/Friedrichshain und um einen erst<br />

in der Planung befindlichen Kitaneubau in<br />

Kreuzberg. Beide Objekte waren sehr begehrt.<br />

Entsprechend groß war der Andrang<br />

bei den Informationsveranstaltungen, etwa<br />

50 bis 70 freie Träger nahmen daran teil und<br />

zeigten großes Interesse. Bis zum Frühsommer<br />

2008 musste ein innovatives pädagogisches<br />

und ein Sanierungskonzept für die<br />

Altbau-Kita eingereicht werden. Wir begriffen<br />

die Beteiligung an der Ausschreibung<br />

als große Chance, unser humanistisches<br />

Bildungskonzept weiterentwickeln zu können;<br />

unseren Anspruch, den Bedürfnissen<br />

kindlichen Lernens und einem gleichwürdigen<br />

Zusammenleben von Kindern und<br />

Erwachsenen gerecht zu werden, mit ganz<br />

neuen Ideen untersetzen zu können.<br />

Die von uns eingereichten Konzeptunterlagen<br />

überzeugten, so dass wir zu den drei<br />

Trägern gehörten, die für die 2. Stufe des<br />

Vergabeverfahrens ausgewählt worden waren.<br />

Mit der Freude wuchs die Spannung:<br />

Welche beiden anderen Träger sind ausgewählt<br />

worden? Traut man einer Humanistischen<br />

Kita in einem interkulturell geprägten<br />

Stadtbezirk konzeptionelle Akzeptanz zu?<br />

Gibt man einem Projekt des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es eine Chance in einem Sozialraum,<br />

in dem eine evangelische Kirchgemeinde<br />

sehr engagiert arbeitet. Wie werden<br />

sich die Bezirkspolitiker entscheiden?<br />

Im September 2008 fand die letzte und<br />

entscheidende Runde statt. Man gab uns<br />

– wie auch den anderen beiden Bewerbern<br />

– die Chance, innerhalb von 30 Minuten<br />

unser humanistisches pädagogisches Konzept<br />

vor einem Gremium aus Fachangestellten,<br />

Kitaleiterinnen und Elternvertretern<br />

zu verteidigen. Das Ergebnis dieser<br />

Auswahlkommission wurde im November<br />

den Bezirksverordneten mitgeteilt und als<br />

Sieger des Wettbewerbs der Humanistische<br />

<strong>Verband</strong> verkündet. Ein großer Moment<br />

für uns. Im Saal allerdings wurde es sehr<br />

unruhig. Einige Abgeordnete konnten das<br />

Ergebnis nicht fassen und zweifelten das<br />

Auswahlverfahren an. Nach einigen heftigen<br />

Diskussionen wurde das Ergebnis von<br />

der Jugendstadträtin jedoch bestätigt und<br />

der HVD endgültig als künftiger Träger der<br />

beiden Kitas verabschiedet.<br />

Seither liegt es in unserer Hand, die Skeptiker<br />

von unserer Qualität zu überzeugen.<br />

Und so begann nun eine arbeitsintensive<br />

Zeit, denn am 1. September 2009 sollte die

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