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Jahre Wende - Humanistischer Verband Deutschlands

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Wissenschaftliche<br />

Theologie<br />

Wahrscheinlich ist er nur einer von vielen.<br />

Er wird müde sein, manchmal,<br />

zerstreut. Schwere Arbeit,<br />

all diese Versuchsreihen,<br />

überabzählbar viele. Ja,<br />

im Prinzip weiß er alles,<br />

aber natürlich, um die Details<br />

kann er sich nicht kümmern:<br />

Reaktoren, die heißlaufen,<br />

Plasmawolken, relativistische Felder.<br />

Wir sind schließlich nicht die einzigen.<br />

Erst nach einer Ewigkeit<br />

Nimmt er die Probe wieder zur Hand.<br />

In seinem riesigen Auge<br />

spiegelt sich unser Universum.<br />

Aber dann sind wir schon vorbei.<br />

Schade. Womöglich hätten wir ihn,<br />

rein wissenschaftlich gesehen,<br />

interessiert. Eine Novität, nur leider<br />

nicht sehr haltbar, unbemerkt,<br />

weil er anderweitig beschäftigt war,<br />

dieser Gott. Er hat uns verschlafen.<br />

Hans Magnus Enzensberger, deutscher Dichter, Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer und Redakteur, wird am 11. November 80 <strong>Jahre</strong> alt.<br />

Als Herausgeber des „Kursbuch“ galt er als Orientierungsfigur für die Studentenbewegung. Er unterstützte die außerparlamentarische Opposition (APO)<br />

ideell und materiell. Gleichzeitig wurde von den Studenten immer wieder seine zu große Distanz bemängelt. Beispielhaft zeigt sich dies in einer Debatte<br />

Enzensbergers mit Peter Weiss im Kursbuch. Weiss forderte Enzensberger auf, sich deutlich und solidarisch auf eine Seite zu stellen. Enzensberger<br />

verwahrte sich dagegen: Seine Sache sei es nicht, „mit Bekenntnissen um sich zu schmeißen. […] Bekenntnissen ziehe ich Argumente vor. Zweifel sind<br />

mir lieber als Sentiments. Widerspruchsfreie Weltbilder brauche ich nicht. Im Zweifelsfall entscheidet die Wirklichkeit.“

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