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Jahre Wende - Humanistischer Verband Deutschlands

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auslese<br />

Weg von einer<br />

eurozentristischen Weltsicht<br />

Der herausgebende „Verein Ethnologie<br />

in Schule und Erwachsenenbildung“<br />

will mit dem vorliegenden<br />

Band „Götter, Gaben und<br />

Geselligkeit“ interkulturelle Kompetenz<br />

befördern. Die Textsammlung<br />

wendet sich bewusst an ein allgemeines<br />

Publikum und verzichtet<br />

daher weitgehend auf Fachtermini.<br />

Wichtigstes Anliegen der Autoren<br />

ist es, einen Beitrag zur Überwindung<br />

einer ethnozentristischen<br />

Weltsicht zu leisten. Wobei ganz<br />

konkret die eurozentristische Welt-<br />

36<br />

4/2009<br />

sicht gemeint ist. Und letztere,<br />

christlich geprägte Sicht geht voller<br />

Arroganz davon aus, dass die Gegebenheiten<br />

der (west-)europäischen<br />

Kultur/Zivilisation universell gültig<br />

seien. Und dass fremde Kulturen,<br />

Weltanschauungen und Religionen<br />

minderwertig seien.<br />

Der Band gliedert sich in drei Teile:<br />

Im Teil 1 geht es um Rituale und<br />

Zeremonien im individuellen Lebenszyklus<br />

der Menschen von der<br />

Geburt bis zum Tode. Vorgestellt<br />

werden solche Passage-Riten aus<br />

Lateinamerika (wo vorspanische<br />

Bräuche noch heute weiterleben,<br />

wenngleich oftmals verquickt mit<br />

katholischen), Afrika und moslemischen<br />

Staaten Asiens. Europa bzw.<br />

Deutschland wird vertreten durch<br />

einen fundierten und gut lesbaren<br />

Beitrag von Kristin Müller-Wenzel<br />

(Jg. 1983) über die Geschichte<br />

der Jugendweihe mit den Schwerpunkten<br />

DDR und Jugendfeiern<br />

des HVD heute (unter Bezug auf<br />

Isemeyer/Sühl). Ihren Ausführungen<br />

kann der Rezensent als Jugendweiheteilnehmer<br />

des <strong>Jahre</strong>s 1967<br />

und nachmaliger Mitgestalter solcher<br />

Feiern vor und nach 1989/90<br />

weitgehend zustimmen. Eine Bemerkung<br />

am Rande sei gestattet:<br />

Als Kristin Müller-Wenzel diesen<br />

Beitrag als Studentin in Münster<br />

verfasste, konnte die Autorin wohl<br />

nicht ahnen, dass sie nur kurze Zeit<br />

später zu den Mitbegründern des<br />

HVD in ihrer thüringischen Heimat<br />

zählen würde.<br />

Im zweiten Teil werden Rituale und<br />

Zeremonien im kollektiven <strong>Jahre</strong>sablauf<br />

vorgestellt, wiederum aus<br />

o.g. Regionen. Hierin eingebettet<br />

ist auch der Kölner Karneval. Ein<br />

dritter Teil bietet lobenswerter Weise<br />

Unterrichtsmaterialien an.<br />

Allerdings leidet die Lesbarkeit des<br />

Bandes sehr unter der penetranten<br />

durchgehenden Verwendung<br />

von weiblichen und männlichen<br />

Formen (Einwohnerinnen und<br />

Einwohner, Touristinnen und Touristen<br />

etc.) durch die meisten Autorinnen<br />

und den einen Autor.<br />

Siegfried R. Krebs<br />

Raesfeld, Lydia; Bartels, Ursula:<br />

Götter, Gaben und Geselligkeit<br />

: Einblicke in Rituale weltweit ;<br />

Gegenbilder, Band 6 – Münster<br />

u.a. : Waxmann, 2009. – 19,90<br />

Euro<br />

Die Evolution frisst ihre<br />

Kinder<br />

Der Verlag entschied sich, das<br />

Buch „Jenseits von Gut und Böse“<br />

am <strong>Jahre</strong>stag des Attentats auf das<br />

World-Trade-Center zu veröffentlichen,<br />

wohl weil Michael Schmidt-<br />

Salomon hier den Versuch macht,<br />

eine menschenfreundliche Philosophie<br />

jenseits von Gut und Böse<br />

zu skizzieren, denn unsere „altbackenen<br />

Moralvorstellungen ... ha-<br />

Adolph Hoffmann und die<br />

Trennung von Staat und Kirche<br />

Im vergangenen Jahr erinnerte aus<br />

Anlass des 150. Geburtstages eine Tagung<br />

der Humanistischen Akademie<br />

Berlin an den ehemaligen preußischen<br />

Minister für Wissenschaft, Kunst und<br />

Volksbildung, den Sozialdemokraten<br />

Adolph Hoffmann. Jetzt ist der dazugehörige<br />

Sammelband erschienen.<br />

Hoffmann hat für Konfessionslose<br />

Geschichte geschrieben, auf ihn geht<br />

die Trennung von Kirche und Staat<br />

zurück.<br />

Groschopp, Horst (Hrsg.): „Los von<br />

der Kirche!“. Adolph Hoffmann<br />

und die Staat-Kirche-Trennung in<br />

Deutschland. Schriftenreihe der<br />

Humanistischen Akademie Berlin, -<br />

Bd. 2. - 157 Seiten, kartoniert, Euro<br />

15.-, ISBN 978-3-86569-056-2<br />

ben uns“, wie er schreibt, „summa<br />

summarum krank, kritikunfähig,<br />

selbstsüchtig und dumm gemacht“.<br />

Darum bietet er uns nichts weniger<br />

an, als das, worum Christen<br />

seit Jahrhunderten beten: Die Erlösung<br />

von dem Bösen! Er lädt zu<br />

einem Perspektivwechsel ein, der,<br />

nach einer kritischen Überprüfung<br />

unserer Grundannahmen, zu<br />

einer entspannten Weltsicht verhelfen<br />

soll. Als Konsequenz wird<br />

uns eine „neue Leichtigkeit des<br />

Seins“ versprochen. Dass heißt allerdings<br />

keine Erlösung von allen<br />

Übeln, dafür aber eine wahrlich<br />

erleuchtete Lebenshaltung, die es<br />

uns erlaubt mit den „Widrigkeiten<br />

des Lebens etwas vernünftiger, etwas<br />

gelassener, etwas humorvoller<br />

umzugehen.“ Das Buch soll „einen<br />

winzigen Beitrag zur Entwicklung

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