Jahre Wende - Humanistischer Verband Deutschlands
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erreichen. Andererseits kann dasselbe Kind<br />
durch Förderung einen Wert von 115-120<br />
schaffen, das entspricht guten Werten von<br />
Abiturienten. Na, das ist doch eine gute<br />
Nachricht! Oder es wäre zumindest eine,<br />
wenn solch eine Förderung stattfände, kritisierte<br />
Roth.<br />
Über die besten Bedingungen für die<br />
Entfaltung von kreativen Geistern sprach<br />
in der abschließenden Podiumsdiskussion<br />
Klaus Mainzer, Professor für Philosophie<br />
und Wissenschaftstheorie an der TU<br />
München. Seine Gesprächspartner waren<br />
die beiden Psychologen Nicola Baumann<br />
(Professorin an der Universität Trier) und<br />
Markus Knauff (Inhaber des Lehrstuhls für<br />
Allgemeine Psychologie und Kognitionsforschung<br />
an der Universität Gießen).<br />
Für interdisziplinäre Ausbildung<br />
Einig waren sich alle: Kinder brauchen<br />
also Anregungen und kreative Freiräume.<br />
Genau wie Wissenschaftler, Arbeitnehmer<br />
und Studenten. In den stark reglementierten<br />
Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
allerdings wäre für unorthodoxe Denker<br />
wie Albert Einstein kein Platz mehr, zitierte<br />
Mainzer einen Kollegen. Wichtig seien außerdem<br />
flache Hierarchien, so Knauff, der<br />
direkt von einer Einführungsveranstaltung<br />
für Studienanfänger zum Symposium kam.<br />
Den Erstsemestern hatte er dringend empfohlen:<br />
„Melden Sie sich, wenn Sie meinen,<br />
dass ich Quatsch erzähle!“<br />
Klaus Mainzer plädiert für interdisziplinäre<br />
Ausbildungen und benannte damit<br />
einen weiteren Baustein der Kreativitätsförderung.<br />
Ein Maschinenbauer etwa<br />
müsse nicht nur ein exzellenter Ingenieur<br />
sein, sondern auch mit Menschen umgehen<br />
können. Mainzer sieht Kreativität als<br />
bedeutenden Standortfaktor für das rohstoffarme<br />
Deutschland im internationalen<br />
Wettbewerb. Um dieses Potenzial voll<br />
500 Teilnehmer sorgten für ausverkaufte Ränge im Aufseß-Saal des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg<br />
auszuschöpfen, müssten Begabte auch aus<br />
finanzschwachen Elternhäusern die Möglichkeit<br />
zum Studieren bekommen. Die<br />
Erfahrung zeige nämlich, dass diese Fähigkeiten<br />
oft in solchen Familien auftreten, wo<br />
man es nicht erwartet. Mainzer: „Diese Begabungen<br />
abzuschöpfen ist nicht nur eine<br />
Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern<br />
auch der ökonomischen Vernunft.“ l<br />
Inge Hüsgen ist Redaktionsleiterin der Zeitschrift<br />
„Skeptiker – Zeitschrift für Wissenschaft<br />
und kritisches Denken“.<br />
Material zu den einzelnen Vorträgen unter www.<br />
turmdersinne.de -> Symposium<br />
Beim nächsten Symposium turmdersinne (15.<br />
bis 17. Oktober 2010) stehen die Themen Geschlechterdifferenz<br />
und Neurowissenschaft im<br />
Mittelpunkt. Der Titel: „Mann, Frau, Gehirn“.<br />
Weitere Informationen ab Frühling kommenden<br />
<strong>Jahre</strong>s unter www.turmdersinne.de<br />
4/2009 29