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Best-Practice-Studie - IHI Zittau

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3 FORMEN UND RAHMENBEDINGUNGEN VON ÖPP IN DEUTSCHLAND<br />

3.3.5 Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

Der Bund, die Länder und die Kommunen sind zu einer sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung<br />

verpflichtet. Bereits im Vorfeld von Investitionsmaßnahmen sind Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

anzustellen. Problematisch ist, dass im Zusammenhang mit geplanten ÖPP-Projekten entsprechende<br />

Haushaltsmittel bereits im Vorfeld des Vergabeverfahrens eingestellt sein müssen. Belastbare objektbzw.<br />

projektbezogene Angaben über die Wirtschaftlichkeit einer Maßnahme erhält die an einem ÖPP-<br />

Projekt interessierte Verwaltung jedoch erst im Rahmen des formalen Vergabeverfahrens, sobald die<br />

Bieter ihre Angebote abgegeben haben. Es muss daher die Frage beantwortet werden, ob und wie die<br />

Verwaltung valide Daten für ihre Haushaltsplanung auf der Grundlage einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

erhält. Der Durchführung eines IBV im Vorfeld der Vergabe als „Ersatz“ einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

wird hier widersprochen, da die Bieter nicht an ihre etwaigen Preisbekundungen<br />

gebunden sind. Die Preisbekundungen der Privaten können lediglich als ein Indiz herangezogen werden.<br />

Diese stellen jedoch keine belastbare Grundlage für eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung dar.<br />

3.3.6 Steuerrecht<br />

Die Ertragsbesteuerung stellt ein wesentliches Element unseres Wirtschaftssystems dar. Dies führt zu<br />

einer ertragssteuerlichen Mehrbelastung des (interessierten) Privaten gegenüber der öffentlichen Hand<br />

beim Preis für viele potentielle ÖPP-Leistungen. Auch z. B. in Großbritannien existieren keine speziellen<br />

Regelungen zur Einkommens- und Körperschaftssteuer bei Öffentlich-Privaten Partnerschaften. Eine<br />

umsatzsteuerliche Wettbewerbsverzerrung ergibt sich für den Teil der Wertschöpfungskette, den beim<br />

konventionellen Beschaffungsansatz die öffentlichen Hand selbst produziert. Werden diese Leistungen<br />

von einem privaten Unternehmer in einer ÖPP erstellt, fällt hierauf entweder Umsatzsteuer an oder die<br />

Leistungen sind gemäß § 4 UStG steuerbefreit. Im Falle von ÖPP oder anderen Formen funktionaler<br />

Privatisierungen müssen Private diese Ungleichbehandlung durch Effizienzgewinne ausgleichen. Dies<br />

hängt damit zusammen, dass vergleichbare öffentliche Leistungsangebote häufig nicht im Rahmen<br />

eines Betriebes gewerblicher Art (BgA) erbracht werden. Beispielsweise Großbritannien und Schweden<br />

verfügen für diesen Fall über nationale Systeme der Refundierung (Rückerstattung). Aus diesen erhalten<br />

ÖPP Kompensationen, welche die auch dort vorhandene steuerliche Ungleichbehandlung öffentlicher<br />

und öffentlich-privater Leistungserstellung ausgleichen. Vorschläge für eine Refundierung der Umsatzsteuer<br />

für Öffentlich-Private Partnerschaften durch das föderale ÖPP-Kompetenzzentrum werden bisher<br />

politisch nur punktuell unterstützt.<br />

4 ÖPP IM BEREICH DER ELEKTROTECHNIK- UND ELEKTRONIKINDUSTRIE<br />

4 ÖPP im Bereich der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />

4.1 Marktentwicklung<br />

in der Elektrotechnik- und<br />

Elektronikindustrie<br />

Die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie in Deutschland ist mit einem Gesamtumsatz von knapp 165 Mrd.<br />

Euro in 2005 die zweitgrößte Industriegruppe nach der Automobilindustrie. Im selben Jahr zählte dieser<br />

Wirtschaftszweig knapp 800.000 Beschäftigte, was ihn auch zum zweitwichtigsten industriellen Arbeitgeber<br />

nach der Maschinenbaubranche macht. Wichtigste Abnehmerländer für die elektrotechnischen<br />

Erzeugnisse sind vor allem die europäischen Nachbarländer Frankreich, Großbritannien und Italien<br />

sowie die USA.<br />

Während sich auf globaler Ebene der Markt nach den Krisenjahren von 2000 bis 2002 wieder auf einem<br />

klaren Wachstumskurs befindet, setzte sich die Stagnation in Deutschland zunächst fort. Erst ab 2004<br />

konnte wieder ein kleiner Umsatzzuwachs verzeichnet werden, der allerdings fast ausschließlich auf die<br />

günstige Exportentwicklung zurückzuführen war. Auch im Jahr 2005 bildete das Exportgeschäft mit einer<br />

Steigerung von 5,4 % auf ein Volumen von 135,5 Mrd. Euro das Rückrat der Elektroindustrie. Das<br />

Inlandsgeschäft verzeichnete leicht rückläufige Umsätze von minus 0,5 %. Trotz der zweifelsfrei gegebenen<br />

positiven Grundvoraussetzungen in Forschung und Entwicklung sowie wichtiger industrieller<br />

Infrastrukturvoraussetzungen hat die deutsche Elektroindustrie in den letzten Jahren einiges von ihrem<br />

früheren inländischen Nachfragevolumen verloren. Ursächlich hierfür sind zum einen die dringend<br />

erforderlichen Kostensenkungs- und Restrukturierungsmaßnahmen in vielen Bereichen von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft sowie zum anderen die Kaufzurückhaltung der inländischen Konsumenten.<br />

In den zurückliegenden Jahren hat sich die finanzielle Situation der öffentlichen Hand weiter verschlechtert.<br />

Zurückgehende Einnahmen, steigende öffentliche Ausgaben und ein kontinuierlich wachsender<br />

Schuldenberg zwingen Bund, Länder und Kommunen oftmals dazu, notwendige Investitionen in<br />

Erhalt und Ausbau der öffentlichen Infrastruktur zu verschieben oder ganz zu streichen.<br />

Die Nutzung von privaten Finanzierungsressourcen wird daher in Zukunft eine entscheidende Bedeutung<br />

für die Sicherung des hohen infrastrukturellen Standards in der Bundesrepublik Deutschland haben.<br />

Dies ist für die deutschen Unternehmen der Elektrotechnik- und Elektroindustrie von grundsätzlicher<br />

Bedeutung, da dieser exportorientierte Wirtschaftszweig wesentlich von dem aktuell im internationalen<br />

Vergleich noch sehr hohen Niveau der öffentlichen Verkehrs-, Energie-, Medizin- und Sicherheitsinfrastruktur<br />

im Heimatmarkt abhängig ist.<br />

4.1.1 ZVEI-Initiativen zur privaten Finanzierung von öffentlicher Infrastruktur<br />

Die vom ZVEI getragene Initiative „Mut zum Wandel lohnt sich“ soll in diesem Zusammenhang einen<br />

Beitrag leisten, die Innovations-, Wachstums- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Elektrotechnikund<br />

Elektronikindustrie zu stärken. Für den ZVEI ist ein herausragender Schwerpunkt der Verbandsarbeit<br />

die Verzahnung verschiedener Initiativen zur Entwicklung von High-Tech-Infrastrukturen in Deutschland<br />

und Europa. Die betroffenen Fachverbände des ZVEI schätzen den allein im Bereich der elektrotechnischen<br />

und elektronischen Infrastrukturen aufgelaufenen Investitionsstau auf deutlich über 50 Mrd. Euro.<br />

Schwerpunkte werden dabei in den Bereichen Energieversorgung, Schienenverkehr und Verkehrstelematik /<br />

-steuerung, Digitalisierung von Hörfunk und Fernsehen, Ausbau des Breitbandkabelnetzes, öffentliche<br />

Sicherheit und Modernisierung des Gesundheitswesens sowie der Bundeswehr gesehen.<br />

Speziell für den öffentlichen Sektor wurde eine Task Force „Private Finanzierung von Infrastrukturaufgaben“<br />

eingerichtet. Zusammen mit weiteren Initiativen des ZVEI werden nachfolgende Ziele verfolgt:<br />

• Neue Technologien und neue Geschäftsfelder in Deutschland frühzeitig zur Anwendung bringen –<br />

Deutschland als internationalen Leitmarkt etablieren,<br />

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