Best-Practice-Studie - IHI Zittau
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5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.5 VERKEHRSTECHNIK<br />
• Bau der „Niederschlesischen Magistrale“ / Anbindung des polnischen Kohlenreviers für den Güterverkehr<br />
nach Mitteldeutschland, Investitionsvolumen 0,4 Mrd. bis einer Mrd. Euro;<br />
• Ausbau der Teilabschnitte Frankfurt-Mannheim und München-Freilassing auf Hochgeschwindigkeitsniveau;<br />
• Ausbau der Strecke Dresden-Görlitz zu einem belastungsfähigen Fernverkehrsabschnitt.<br />
5.5.7 Markthemmnisse im Bereich der Schienenverkehrstechnik<br />
Für ÖPP-Projekte im Bereich der schienengebundenen Infrastruktur gelten i. d. R. höhere Anforderungen<br />
als für Projekte im öffentlichen Hoch-, Straßen- oder Klinikbau. Dies liegt zum einen daran, dass von<br />
der Planung über den Bau bis zur Instandhaltung einer Strecke nicht selten mehr als 30 Jahre vergehen<br />
können. Auch erreichen übliche Projektvolumina eine Größenordnung von über 50 Mio. Euro. Daneben<br />
bestehen hohe technische Systemanforderungen sowie eisenbahnspezifische Wechselwirkungen von<br />
Infrastrukturelementen (Schienen, Signalanlagen, Bahnhöfe), deren Anbieter nicht beliebig austauschbar<br />
sind. Die notwendige Integration in bestehende Expertennetzwerke und ein entsprechend detailliertes<br />
Vertragswesen führen dazu, dass für private Partner höhere Risiken als bei anderen ÖPP-<br />
Projekten existieren, die bei der Angebotsgestaltung entsprechend berücksichtigt werden müssen.<br />
Eine weitere Problematik liegt darin, dass die Kosten für den Ausbau des Schienennetzes – mit Ausnahme<br />
von Nahverkehrsprojekten – kaum von privaten Anbietern alleine getragen werden können.<br />
Massive Herausforderungen erwachsen in dieser Situation zusätzlich durch das Finanzgeflecht mit<br />
Fördermittelanteilen der Geldgeber. Das Prinzip der Gleichbehandlung öffentlicher und privater Anbieter<br />
sollte auch im Schienenverkehrswesen als wesentlicher Grundsatz etabliert werden. Allerdings ist<br />
in diesem Kontext noch juristischer Prüfbedarf gegeben. Ein Lösungsansatz, der diese Problematik<br />
berücksichtigt und den Markt schrittweise für mehr ÖPP öffnet, ist das Modell einer bundeseigenen<br />
Fahrweg AG. Bei diesem Modell würde das Eigentum der Schienenfernverkehrs-Infrastruktur auf die<br />
Fahrweg AG übertragen, die dann nachfolgend Trassenvergabe und -preisbildung organisiert. Eine vollständige<br />
materielle Privatisierung der DB AG (ohne Netz) wäre unter diesen Voraussetzungen theoretisch<br />
darstellbar. Der auf diese Weise entstehende Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern auf der<br />
Schiene würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Effizienzgewinnen führen, die dann letztlich auch dem<br />
Endkunden zugute kämen.<br />
5.5.8 <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong><br />
Eine weitere Variante für die Planung und Realisierung schienenbezogener Neubauvorhaben basiert auf<br />
dem entscheidenden Prinzip der Übernahme des Auslastungsrisikos (Passagieraufkommen) für einzelne<br />
Strecken durch die öffentliche Hand. Dies gewährleistet dem Betreiber im Rahmen eines Konzessionsmodelles<br />
maximal mögliche Planungssicherheit für den späteren Betrieb. Dieses Modell wird derzeit in<br />
den Niederlanden für die Neubaustrecke „High Speed Link Zuid“ erprobt (siehe Tabelle 14).<br />
Tabelle 14: <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-Beispiel für den Bereich Verkehrstechnik<br />
Finanzvolumen<br />
Projektstart<br />
Betriebsbeginn<br />
Ziele / Aufgaben<br />
Partner<br />
Gremien<br />
Notwendige<br />
Entscheidungen<br />
Markt- /<br />
Umfeldanalyse<br />
Organisationsmodell<br />
Finanzierungsmodell<br />
Vertragsmodell<br />
Vergabe-/<br />
Ausschreibungsmodell<br />
Förder-Komponente<br />
Risiko-Verteilung<br />
Probleme /<br />
Hemmnisse<br />
Erfolgseinschätzung<br />
Wesentliche<br />
Erfolgsfaktoren<br />
Übertragbarkeit<br />
Schlussfolgerungen<br />
High Speed Link Zuid (NL)<br />
1,4 Mrd. Euro<br />
1996 (Baubeginn 2000)<br />
Geplante Eröffnung 2007<br />
Finanzierung, Bau und Betrieb der zentralen Schienenverkehrs-Ader für die Niederlande und Europa<br />
(Amsterdam, Rotterdam, Brüssel, Paris)<br />
DHV Consultancy and Engineering Group<br />
Ministry of Transport, Public Works and Water Management Dutch Railway Company<br />
acht internationale Baukonsortien (mit Beteiligung von ZVEI-Mitgliedsunternehmen)<br />
Politische Projektsteuerung:<br />
Ministry of Transport, Public Works and Water Management<br />
Projektsteuerung 2: DHV als Haupt-Contractor / Dutch Railway Company<br />
Beirat (Umweltverbände, betroffene Gebietskörperschaften, betroffene Bürger)<br />
Ministry of Transport, Public Works and Water Management Dutch Railway Company<br />
Betroffene Gebietskörperschaften<br />
Verkehrsprognose / wirtschaftliche, verkehrliche und regionalplanerische Machbarkeitsstudien<br />
Technische Machbarkeitsstudie<br />
Umweltverträglichkeits-Prüfung<br />
Design, Build, Operate, Finance, Transfer (DBOFT)<br />
Design, Build, Operate, Finance, Transfer (DBOFT)<br />
Keine reine Projektfinanzierung, Private Eigenkapital-Beteiligung<br />
Laufzeit: 26 Jahre inklusive Bauzeit<br />
(DBOFT)<br />
Garantierte Verfügbarkeit: 95 % (Schwellenwert für Pönalen)<br />
Anreizsystem mit Bonus- und Malus-Mechanismen<br />
EU-weit / international<br />
Öffentlich-privater Wirtschaftlichkeitsvergleich unter Berücksichtigung der Kosten für übertragbare<br />
Risiken (1. Stufe)<br />
Differenzierter Wirtschaftlichkeitsvergleich für den Vergleich der privaten Angebote unter<br />
Berücksichtigung der unterschiedlichen Risikokalkulationen (2. Stufe)<br />
Vergleichbare öffentliche Förderung durch die niederländische Zentralregierung und die EU<br />
(Transeuropäische Netze / TEN) wie im Falle konventioneller Realisierung<br />
Kein privates Auslastungsrisiko<br />
Private Planungs-, Bau-, Betriebs- und Finanzierungsrisiken<br />
Langfristiger und zeitaufwändiger Vorbereitungs- und Planungsprozess aufgrund der Größe und<br />
Heterogenität des privaten Konsortiums<br />
Widerstände von lokalen Politikern und betroffenen Bürgern<br />
Nach bisherigen Einschätzungen und Prognosen funktionierendes Modell<br />
(endgültige Erfolgseinschätzung erst ab 2007)<br />
Erwartete Kapitalrendite größer zehn Prozent<br />
Pay-Back beginnend bei Betriebsbeginn<br />
Übernahme des Auslastungsrisikos durch die öffentliche Hand und starke politische Unterstützung auf<br />
nationaler, regionaler und lokaler Ebene<br />
Sehr gute Auslastungsprognosen (Strecke ist „Filetstück“)<br />
Hauptcontractor / Projektsteuerer und Konsortien mit breiten und langjährigen internationalen<br />
Erfahrungen, was die Realisierung komplexer Betreibermodelle für Verkehrsgroßprojekte angeht<br />
Gegeben, wenn von öffentlichen Partnern / Auftraggebern keine Beteiligung der Privaten am<br />
Auslastungsrisiko gefordert wird<br />
Auslastungsrisiko für vergleichbare deutsche Schienenverkehrs-Projekte muss bei der öffentlichen<br />
Hand liegen<br />
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