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Best-Practice-Studie - IHI Zittau

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Abbildung 15: Medizinisch-technische Großgeräte<br />

in öffentlichen Krankenhäusern<br />

(Anzahl nach Rechtsform in 2004)<br />

1.620 Geräte in<br />

rechtlich selbstständigen<br />

Einrichtungen<br />

5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.2 MEDIZINTECHNIK<br />

1.606 in<br />

Einrichtungen<br />

privatrechtlicher<br />

Form<br />

2.070 Geräte in<br />

rechtlich unselbstständigen<br />

Einrichtungen<br />

Von 5.296 Großgeräten in öffentlicher Trägerschaft befinden sich<br />

1.606 Großgeräte in Einrichtungen privatrechtlicher Form und 3.690<br />

Großgeräte in Einrichtungen öffentlich-rechtlicher Form. Davon wiederum<br />

entfallen 2.070 Großgeräte auf Einrichtungen, die als rechtlich<br />

unselbstständig zu bezeichnen sind (Regiebetrieb, Eigenbetrieb<br />

oder nicht rechtsfähige Anstalt). 1.620 Großgeräte sind in öffentlichem<br />

Eigentum im Rahmen einer rechtlich selbstständigen Rechtsform.<br />

Dies sind in der Regel Landeskrankenhäuser oder Universitätskliniken,<br />

die in der Rechtsform einer rechtsfähigen Anstalt öffentlichen<br />

Rechts betrieben werden (siehe Abbildung 15).<br />

Wege aus dem Finanzierungsdilemma<br />

Der Investitionsstau in den deutschen Krankenhäusern liegt nach einer<br />

<strong>Studie</strong> des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

aktuell bei 27 Mrd. Euro. Auf den Bereich der Medizintechnikanlagen<br />

fallen hierbei rund 10 – 15 Mrd. Euro. Diese Lücke müssten die<br />

Krankenhausträger theoretisch durch eigene Mittel schließen.<br />

Aufgrund dieser Dimension sowie des weiter fortschreitenden Abbaus von Fördermitteln werden die<br />

Marktakteure im Bereich der Medizintechnik zukünftig vermehrt zur Erprobung neuer Kooperationsformen<br />

gezwungen sein.<br />

Die Rahmenbedingungen für (Teil-)Privatisierungen wurden für die im Fachverband vertretenen medizintechnischen<br />

Unternehmen seit Anfang der 1990er Jahre aufgrund verschiedener wirtschaftlicher,<br />

politischer und rechtlicher Entwicklungen schrittweise verbessert. Was die politische und rechtliche<br />

Rahmensetzung angeht, spielte hier besonders der starke vereinigungsbedingte Modernisierungsdruck<br />

in den neuen Bundesländern als „Katalysator“ für die Entwicklung neuer, innovativer Finanzierungsinstrumente<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Neben der noch zu realisierenden Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für kreditähnliche<br />

Geschäfte lassen sich auch bereits existierende förderliche Trends für die wachsende Akzeptanz längerfristiger<br />

öffentlich-privater Finanzierungsmodelle im Gesundheitssektor wie folgt zusammenfassen:<br />

1) Der durch den dynamischen technischen Fortschritt in der Medizin- und Informationstechnik bedingte<br />

Trend hin zu aufwändigen und service- bzw. wartungsintensiven Systemlösungen, die längerfristige<br />

Finanzierungs- und Partnerschaftsmodelle begünstigen;<br />

2) der verstärkte Druck auf einzelne Krankenhäuser, sich auf möglichst hohem medizintechnischem<br />

Niveau verstärkt zu spezialisieren und in strategischen Netzwerken mit weiteren öffentlichen und privaten<br />

Dienstleistern zu kooperieren;<br />

3) der zunehmende Trend hin zur informationstechnischen Vernetzung der unterschiedlichen Akteure<br />

des Gesundheitswesens (Arztpraxen, Krankenhäuser, Krankenkassen), der derartige Systemlösungen<br />

zusätzlich befördert;<br />

4) die veränderten Abrechnungsbestimmungen der Krankenkassen (Fallpauschalen), die auf Seiten des kaufmännischen<br />

Managements der Krankenhäuser die Bereitschaft fördern, mit ÖPP zu experimentieren.<br />

5.2.2 ÖPP-Potentiale im Markt der Elektro-Medizintechnik<br />

Die im ZVEI organisierten Medizintechnikanbieter mussten zwischen 1995 und 2004 einen Auftragsrückgang<br />

im Inland von rund 10 % hinnehmen. Durch innovative ÖPP-Bereitstellungsmodelle, welche<br />

die Bereitstellung, den Betrieb, die Wartung und die Modernisierung von medizintechnischen Geräten<br />

in öffentlichen Kliniken durch private Anbieter beinhalten, lassen sich die beschriebenen Finanzierungsengpässe<br />

zumindest zum Teil ausgleichen und somit auch zusätzliche Marktpotentiale für die Hersteller<br />

von elektromedizinischen Systemen erschließen.<br />

1 Nach der Erhebung des Statistischen Bundesamtes umfassen die medizinisch-technischen Großgeräte folgende Gerätetypen: Computertomographen, Dialysegeräte, Digitale<br />

Subraktions-Angiographiegeräte, Gammakameras, Herz-Lungen-Maschinen, Kernspintomographen, Koronarangiographische Arbeitsplätze, Linearbeschleuniger (Kreisbeschleuniger),<br />

Positronen-Emissions-Computertomographen, Stoßwellenlithotripter, Tele-Kobalt-Therapiegeräte. Nachgewiesen werden medizinisch-technische Großgeräte, die sich im Besitz<br />

der Einrichtung befinden und zur Versorgung von Patienten und Patientinnen der Einrichtung genutzt werden. Geräte, die lediglich für Demonstrations- und Lehrzwecke oder<br />

ausschließlich im Rahmen der kassenärztlichen Versorgung genutzt werden, sind nicht enthalten. Nutzen mehrere Einrichtungen ein Gerät, so wird es nur von der Einrichtung<br />

gemeldet, in der es aufgestellt ist.<br />

5 EINZELDARSTELLUNGEN FÜR AUSGEWÄHLTE ZVEI-FACHVERBÄNDE 5.2 MEDIZINTECHNIK<br />

Rechnerisch besitzt etwa jedes zweite der 2.166 Krankenhäuser in Deutschland mindestens ein medizinisch-technisches<br />

Großgerät. Insgesamt sind dabei 5.269 medizinisch-technische Großgeräte in Krankenhäusern<br />

mit einer öffentlich-rechtlichen Trägerschaft zu finden. Für die Medizintechnikanbieter sind<br />

hierbei vor allem die bildgebenden Systeme, wie Computertomographen (CT) und Magnetresonanztomographen<br />

(MRT) von Bedeutung. Im Jahr 2004 waren deutschlandweit 2.550 CT und 1.667 MRT<br />

Systeme im Einsatz. Etwas weniger als die Hälfte dieser Geräte befanden sich in Krankenhäusern. Die<br />

Versorgungsdichte in Deutschland ist dabei im Vergleich zu den USA oder Kanada eher gering. Moderne<br />

bildgebende Systeme gelten durch fortlaufende technische Innovationen teilweise bereits nach fünf<br />

Jahren als technisch überholt und nicht nachrüstbar, weshalb aus technischer Sicht derzeit ein Ersatzbedarf<br />

von 900 CT und 600 MRT Geräten mit einem Finanzvolumen von mehreren Mrd. Euro alleine für<br />

die öffentlichen Krankenhäuser besteht.<br />

Für die vollständige Erneuerung einer Radiologie, wie im Falle des Leipziger Klinikums St. Georg, sind<br />

beispielsweise jeweils Investitionssummen im zweistelligen Millionenbereich notwendig. Die langfristige<br />

Sicherstellung der flächendeckenden Verfügbarkeit medizinisch-technischer Großgeräten in öffentlichen<br />

Krankenhäusern durch Fördermittelzuweisung ist bereits seit Jahren nur noch begrenzt möglich. Die im<br />

Jahr 2004 von den Bundesländern zur Verfügung gestellten Fördermittel erreichten lediglich 2,88 Mrd.<br />

Euro, was im Vergleich zu 1994 einer Abnahme von 32,3 % entspricht. Von dieser 2004 zur Verfügung<br />

gestellten Summe entfielen lediglich 1,74 Mrd. Euro auf Einzelfördermittel und wurden damit schwerpunktmäßig<br />

zur Finanzierung von langfristigen Anlagegütern verwendet.<br />

Durch eine vermehrte Anwendung von innovativen ÖPP-Modellen wie dem Leipziger Bereitstellungsmodell,<br />

könnte ein wichtiger Beitrag geleistet werden, den Finanzierungsengpass abzufedern. Mittelfristig<br />

(in den nächsten drei bis fünf Jahren) sollte es gelingen, den Anteil am Gesamtinvestitionsvolumen<br />

im Bereich der Medizintechnik auszuweiten. Dies würde alleine bei den CT- und MRT-Systemen<br />

jährlich 75–150 zusätzlichen Investitionsvorhaben mit einem Projektvolumen von rund 700.000 Euro<br />

für einen einzelnen CT und über 20 Mio. Euro für eine vollständige neue Radiologie entsprechen. Langfristig<br />

ist durch die flächendeckende Beteiligung privater Partner ein weitgehender Abbau des Investitionsstaus<br />

im Klinikbereich anzustreben. Daraus würde sich nach heutiger Schätzung auf Basis der in diesem<br />

Kapitel angeführten Investitionsvolumina für medizintechnische Großgeräte verschiedenen Typs ein<br />

Potential von zwei bis drei Mrd. Euro pro Jahr ergeben.<br />

5.2.3 Markthemmnisse<br />

Als wichtigste Hemmnisse für Öffentlich-Private Partnerschaften sind das System der dualen<br />

Finanzierung sowie die lange Dauer der Genehmigungsverfahren für kreditähnliche Geschäfte in den<br />

Bundesländern und die fehlende Möglichkeit der Übertragbarkeit von Budgets über Jahresgrenzen hinweg<br />

für die Kliniken in öffentlicher Rechtsform zu nennen. Das haushaltsrechtliche Prinzip der<br />

Jährlichkeit behindert langfristige Investitionsentscheidungen aufgrund der stark limitierten Möglichkeit<br />

zur Bildung von Investitionsrücklagen.<br />

Die duale Krankenhausfinanzierung beschränkt den notwendigen Modernisierungsprozess. Nach einmalig<br />

erfolgter Baufinanzierung durch die öffentliche Hand sind zumeist nur die laufenden Betriebskosten<br />

gedeckt und es gibt wenig Spielraum für größere Neuinvestitionen. Was die vorherrschende<br />

Vergabepraxis angeht, führt der Grundsatz „Auswahl des kostengünstigsten Angebots“ häufig dazu, dass<br />

die kurzfristigen Investitionskosten gegenüber den längerfristigen Betriebskosten zu hoch gewichtet werden.<br />

Die Anwendung betriebswirtschaftlicher Kosten- und Leistungsrechung mit quantitativen und qualitativen<br />

Kennzahlen ist bei Krankenhäusern in öffentlicher Rechtsform oftmals noch nicht verankert. Investitionsentscheidungen<br />

werden daher häufig auf Basis unzureichender betriebswirtschaftlicher Kriterien getroffen.<br />

Bisher hat im Bereich der Medizintechnik außer ansatzweise in NRW 2 noch kein Bundesland begonnen, die<br />

für eine flächendeckende ÖPP-Verbreitung nötigen rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

zu setzen. Das dokumentierte Erfolgsbeispiel in Leipzig konnte nur aufgrund der sehr liberalen<br />

Interpretation und Handhabung der rechtlichen Rahmenbedingungen in der Nachwendezeit relativ<br />

rasch umgesetzt werden. Schließlich wird von den privaten Anbietern überwiegend das Fehlen eines professionellen<br />

Projektmanagements auf Seiten der Leitungen der Krankenhäuser bei der Ausschreibung,<br />

Finanzierung und Baudurchführung bemängelt.<br />

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