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Boberhaus und Boberhauskreis - Adolf-Reichwein-Verein

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Fachberater für den Zeichenunterricht an den Höheren<br />

Schulen in Westfalen <strong>und</strong><br />

der Rheinprovinz. Dexel geht<br />

nach Berlin <strong>und</strong> erhält an der<br />

Staatlichen Hochschule für<br />

Kunsterziehung einen Lehrauftrag<br />

für theoretische Kunst <strong>und</strong><br />

Formunterricht. Der Völkische<br />

Beobachter zeigt am 22. Juli<br />

1937 drei Beispiele �entarteter<br />

Kunst�, darunter eine von Dexels<br />

�Lokomotiven�. <strong>Adolf</strong><br />

<strong>Reichwein</strong> schreibt ihm dazu<br />

am 20. August aus Tiefensee:<br />

�...Von Ihrer �Entartung� haben<br />

wir gehört; irgendwo sah ich<br />

auch eine Abbildung Ihrer<br />

Haltestellensäule<br />

in Frankfurt<br />

reichwein forum Nr. 7 / November 2005<br />

Lokomotive, ich kann mir denken,<br />

dass ihnen dabei nicht<br />

wohl zu Mute ist; ich kann es<br />

sogar � in meiner Lage �� �mitfühlen�. Es gab mal<br />

einen Mann ohne Schatten, Peter Schlemihl ... Wir<br />

werden nicht mehr ohne Schatten leben können ...� 15<br />

Der Schatten hat Walter Dexel noch lange begleitet,<br />

aber, im Unterschied zu <strong>Reichwein</strong>, durfte er weiterleben.<br />

Er wird in die Bibliothek seiner Hochschule<br />

strafversetzt, wechselt darauf 1942 nach Braunschweig,<br />

wo ihn die Stadt mit dem Aufbau einer<br />

Formsammlung beauftragt,<br />

publiziert weiter über Formgestaltung,<br />

Hausgerät <strong>und</strong> Materi-<br />

16<br />

alform. Nach dem Krieg<br />

Entwurf für eine<br />

Reklamesäule<br />

entheben ihn die Alliierten<br />

wegen seiner Zugehörigkeit<br />

zur NSDAP kurzzeitig der<br />

Leitung der Formsammlung, er<br />

wird aber 1949 entnazifiziert.<br />

Als er 1955 in den Ruhestand<br />

geht, übernimmt sein Sohn<br />

Thomas die Leitung der<br />

Braunschweiger Formsammlung.<br />

Walter Dexel publiziert<br />

bis zu seinem Tode 1973 weiter<br />

über Hausgerät <strong>und</strong> verschiedene<br />

Werkstoffe, wird in<br />

Ausstellungen gewürdigt <strong>und</strong><br />

beginnt, angeregt durch die Berliner �Sturm�-<br />

Ausstellung, 1962 auch wieder selbst zu malen. Er<br />

stirbt am 8. Juni 1973 in Braunschweig, Grete Dexel<br />

überlebt ihren Mann um drei Jahre.<br />

15 Briefe 1999, S. 133<br />

16 s.a. <strong>Reichwein</strong>, <strong>Adolf</strong>: Arbeit <strong>und</strong> Formerziehung. Wege<br />

zu guten Gegenständen des täglichen Gebrauchs. In: Die<br />

Werkbücherei (Berlin) Jg.1940/ Folge 7, S. 7-9<br />

11<br />

Was bleibt ? Walter Dexel ist heute in Fachkreisen als<br />

einer der großen<br />

deutschen Grafiker<br />

<strong>und</strong> Gestalter des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

anerkannt. Leider<br />

nur in Fachkreisen.<br />

�Einer der führenden<br />

deutschen<br />

Konstruktivisten�<br />

liest man bisweilen<br />

in der kunstwissenschaftlichenSpezialliteratur.<br />

Man<br />

muss sagen, dass diese forsche <strong>und</strong> auch unscharfe<br />

Charakterisierung sich leider nicht deckt mit dem<br />

öffentlichen Bekanntheitsgrad Dexels. Weder nennt<br />

ihn die ein Jahr nach seinem Tode abgeschlossene<br />

erste Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie, noch<br />

kennt ihn der Steinsche �Kulturfahrplan�. Das mag<br />

auch daran liegen, dass dieser Mann kein Spezialist<br />

war, sondern von ungeheuerer Vielseitigkeit <strong>und</strong> so<br />

als den jeweiligen Spezialisten vielleicht nicht ganz<br />

ebenbürtig eingeschätzt. Er konzentrierte seine Talente<br />

eben nicht auf ein einziges Metier, sondern<br />

setzte sie in einzelnen Lebensphasen in vielen Bereichen<br />

ein � vielleicht ein wenig <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> ähnlich.<br />

Seine Bilder werden heute in Ausstellungen<br />

gezeigt <strong>und</strong> erzielen in Auktionen bemerkenswerte<br />

Summen, die Stadt Jena vergibt seit 1997 ein Walter-<br />

Dexel-Stipendium, die Stadt Braunschweig bewirbt<br />

sich um den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt<br />

2010 unter Hinweis auf Walter Dexels Wirken in<br />

der Stadt. Er gehört zumindest nicht zu den Vergessenen.<br />

Ergänzungen zum Beitrag<br />

�Eva Hillmann�<br />

im <strong>Reichwein</strong>-Forum 6<br />

Roland <strong>Reichwein</strong><br />

Zunächst möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich<br />

die gründlichen Recherchen von Ullrich Amlung über<br />

Eva Hillmann <strong>und</strong> <strong>Adolf</strong> Steinschneider, auch mit Hilfe<br />

der Autobiographie von Alexander Abusch, für sehr<br />

verdienstvoll halte. Es freut mich, dass auf diese<br />

Weise die Biographien von Eva <strong>und</strong> <strong>Adolf</strong> Steinschneider,<br />

die in einem Sinnzusammenhang mit derjenigen<br />

von <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> stehen, in den Focus<br />

des <strong>Adolf</strong>-<strong>Reichwein</strong>-<strong>Verein</strong>s gerückt worden sind.

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