Boberhaus und Boberhauskreis - Adolf-Reichwein-Verein
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schuss <strong>und</strong> im Dezember schließlich der Kastellauner<br />
Verbandsgemeinderat, dass die Gr<strong>und</strong>schule den<br />
Namen des Bad Emser Pädagogen erhalten sollte.<br />
D er <strong>Verein</strong> kann noch sehr günstig folgende<br />
Liter atur au s Restb eständen abgeben:<br />
Ein P ädagoge im Widerst and : Erinner ung an Adol f<br />
Reichwei n zum 50. Todestag / R oland <strong>Reichwein</strong> (Hrsg.).<br />
Weinheim ; Münc hen : Juventa-Verl., 1996. (� 4,50)<br />
<strong>Reichwein</strong> , <strong>Adolf</strong><br />
Hunger marsch durc h Lappl and<br />
(Langewi esche- Brandt /CVK) ( � 3,-)<br />
'Wir sind jung, <strong>und</strong> die W elt ist schön'. Mit <strong>Adolf</strong> Reic hwein<br />
durch Skandinavien. Tagebuch einer Volkshochschulreise<br />
1928, hrsg. von Ullrich Amlung, Matthias Hoch, Kurt Meinl<br />
<strong>und</strong> Lutz Münzer,<br />
(Jena [u.a.]: Wartburg-Verl. 1993) ( � 3,-)<br />
B estellungen an Ann elies Piening,<br />
Westfälisch e Str. 34 10709 Berlin<br />
annelies.piening@gmx.de<br />
LITERATUR<br />
Klaus Harpprecht:<br />
Harald Poelchau<br />
� Ein Leben im Widerstand,<br />
Rowohlt Verlag, Reinbek, 2004<br />
reichwein forum Nr. 7 / November 2005<br />
Lothar Kunz<br />
Der aus Stuttgart stammende Journalist <strong>und</strong> Schriftsteller<br />
Klaus Harpprecht (Jahrgang 1927) hat im Kontext<br />
des 100. Geburtstags von Harald Poelchau am<br />
5.10.2003 die Lebensgeschichte des Gefängnis- <strong>und</strong><br />
Sozialpfarrers (1903�1972) in einer le-senswerten<br />
Kurzbiographie dargelegt. Das übersichtliche, zehn<br />
Kapitel umfassende Buch mit 16 eindrucksvollen<br />
Fotos in der Buchmitte wurde von Ellen Latte (2003 + )<br />
<strong>und</strong> Freya von Moltke angeregt.<br />
Die Geschichten von Konrad Latte <strong>und</strong> dessen Leben<br />
als untergetauchter Jude sowie die Gefängniszeit<br />
Helmuth James von Moltkes werden deshalb von<br />
Harpprecht stark berücksichtigt. 44 Für beide spielt<br />
44 Klaus Harpprecht: Harald Poelchau � Ein Leben im Widerstand,<br />
Rowohlt Verlag, Reinbek 2004, S. 242.<br />
49<br />
Poelchau eine wichtige Rolle. Konrad Latte bekam<br />
falsche Papiere (Deckname: Bauer), Lebensmittel<br />
<strong>und</strong> Beschäftigungen durch Vermittlung des Gefängnispfarrers.<br />
Für die von Moltkes organisierte er u.a.<br />
den Briefwechsel im Gefängnis Tegel, schmuggelte<br />
Lebensmittel in die Gefängniszelle <strong>und</strong> führte seelsorgerische<br />
bzw. fre<strong>und</strong>schaftliche Gespräche mit<br />
dem �Kopf� des Kreisauer Kreises, dem er selbst<br />
angehörte.<br />
Bemerkenswert ist, dass Harpprecht den Widerstand<br />
gegen das NS-System <strong>und</strong> gegen die Judenverfolgung<br />
nahezu gleichgewichtig thematisiert. Dieser<br />
Ansatz wird verständlich, wenn man sein kurzes<br />
Nachwort �Dank� am Ende des zweih<strong>und</strong>ertfünfzigseitigen<br />
Werkes liest:<br />
�Dass dieses Buch vor ihr (Renate Lasker-<br />
Harpprecht, d. V.), der Überlebenden von Auschwitz<br />
<strong>und</strong> Bergen-Belsen <strong>und</strong> vor ihrer Schwester <strong>und</strong><br />
Schicksalsgenossin Anita Lasker-Wallfisch, der Jugendfre<strong>und</strong>in<br />
Konrad Lattes in Breslau, am Ende<br />
halbwegs bestehen kann, ist dem Autor wichtiger als<br />
alles andere�. Auffällig sind auch die wie-derholten<br />
Hinweise Harpprechts auf Poelchaus �Frauengeschichten�<br />
neben <strong>und</strong> außerhalb seiner Ehe. Sowohl<br />
seine uneheliche Tochter Andrea Siemsen als auch<br />
seine junge Geliebte R. Lohmann in Poelchaus spätem<br />
Alter, thematisiert Harpprecht verständnisvoll. Im<br />
Nachwort verweist er auf den Zugang zu sämtlichen<br />
Dokumenten durch den Sohn Harald S. Poelchau <strong>und</strong><br />
dessen Stiefschwester Andrea Siemsen, mit denen er<br />
offene <strong>und</strong> intensive Gespräche über ihren Vater<br />
führen konnte. Dasselbe gilt für Ellen Latte <strong>und</strong> Freya<br />
von Moltke.<br />
Poelchaus Kindheit <strong>und</strong> Jugend im schlesischen<br />
Brauchitschdorf, wo der strenge Vater Pfarrer war,<br />
schildert Harpprecht einfühlsam <strong>und</strong> kritisch. Er betont<br />
Poelchaus Abnabelung vom Elternhaus durch<br />
dessen Aktivitäten bei den jugendbewegten �Liegnitzer<br />
Kreuzfahrern�. Poelchau litt auch unter der Distanz<br />
des bürgerlich-nationalen Pfarrhauses zu den<br />
Bauern.<br />
Noch auf Wunsch des Vaters begann Poelchau sein<br />
theologisches Studium zunächst in Bethel, setzte es<br />
dann in Tübingen <strong>und</strong> Marburg fort <strong>und</strong> schloss es<br />
1927 mit dem ersten theologischen Staatsexamen an<br />
der Universität Breslau ab.<br />
Harpprecht verweist zu Recht auf die wichtigen Begegnungen<br />
Poelchaus mit seinen Lehrern Paul Tillich<br />
(Frankfurt) <strong>und</strong> Carl Mennicke (Berlin), die u.a. seine<br />
Dissertation �Die sozialphilosophischen Anschauungen<br />
der Deutschen Wohlfahrtsgesetzgebung� betreuten.<br />
Poelchau hatte 1927/28 an der Berliner Hochschule<br />
für Politik zusätzlich eine Ausbildung mit der