Boberhaus und Boberhauskreis - Adolf-Reichwein-Verein
Boberhaus und Boberhauskreis - Adolf-Reichwein-Verein
Boberhaus und Boberhauskreis - Adolf-Reichwein-Verein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
teilnähmen Eine Einladung mit Programm erfolgt<br />
Anfang Dezember, sodass die <strong>Verein</strong>smitglieder die<br />
KOMMENTAR<br />
reichwein forum Nr. 7 / November 2005<br />
Für <strong>Reichwein</strong>, <strong>und</strong> zwar den ganzen !<br />
5<br />
Tagung in Jena <strong>und</strong> Weimar schon bei ihrer Jahresplanung<br />
berücksichtigen können.<br />
Nachdem ich sicher schon zwanzig Jahre dem Vorgänger-<strong>Verein</strong> <strong>und</strong> nunmehr dem <strong>Reichwein</strong>-<strong>Verein</strong> angehöre,<br />
nachdem ich selbst in die Jahre gekommen bin wie die meisten der Mit-Mitglieder auch, nachdem ich viele Verlautbarungen<br />
des <strong>Verein</strong>s sowie im Umkreis des <strong>Verein</strong>s zur Kenntnis genommen, an der jüngsten, aus Kreisau<br />
stammend, sogar mitgewirkt habe, drängt es mich jetzt doch, einmal gr<strong>und</strong>sätzlicher zu werden. Was machen wir<br />
eigentlich <strong>und</strong> wer sind wir, wenn wir uns auf <strong>Adolf</strong> <strong>Reichwein</strong> berufen? Mit welchem Recht tun wir das? Oder<br />
umgekehrt: Wozu würde uns diese Berufung verpflichten? Auch dass der <strong>Verein</strong> gerade, soweit für ein Nicht-<br />
Vorstands-Mitglied erkennbar, eine glückliche Phase seiner Entwicklung durchmacht <strong>und</strong> von den vielfältigen<br />
impulsgebenden Tätigkeiten <strong>Reichwein</strong>s keine aussparen will, verleitet dazu, nach dem Ganzen <strong>und</strong> dem Kern<br />
des Ganzen zu fragen. Denn die bloße Summe der vielen Einzelbereiche � demnächst bitte noch eine Einübung<br />
ins Erzählen von Abenteuergeschichten? oder wären erst Flugst<strong>und</strong>en dran? � ergibt nicht von selbst, nicht ohne<br />
gründliches Nachdenken den ganzen Edolf <strong>Reichwein</strong>, auf dessen Vermächtnis wir uns per Satzung festgelegt<br />
haben.<br />
Bei der Tagung zur Museumspädagogik hatte ich am stärksten den Eindruck, dass wir uns verirrt oder verzettelt<br />
haben. Sicher hat <strong>Reichwein</strong> wie jede Aufgabe seines Lebens so auch diese ernst genommen <strong>und</strong> sich mit Energie<br />
<strong>und</strong> Entdeckungseifer hineingekniet. Aber doch nicht um der schönen alten Bräuche als solcher willen, nicht<br />
um das edle Holz zum Sprechen zu bringen <strong>und</strong> an den schönen Geweben weiterzuspinnen. Sondern, erstens,<br />
weil er in dieser Situation seines Landes <strong>und</strong> seines Lebens den Eindruck hatte, dass er in der Hauptstadt gebraucht<br />
würde <strong>und</strong> sich nicht länger in seiner Dorfschule, so weltoffen <strong>und</strong> musterhaft-vorzeigbar sie war, vergraben<br />
dürfe. Des Weiteren sollte es eine Tätigkeit sein, die nicht dem Falschen, dem Hitler-Wahn <strong>und</strong> dem Krieg<br />
diente, die in einer gewissen Weise resistent war <strong>und</strong> etwas wie Resistenz beförderte. Und schließlich wollte er<br />
erproben, wie sich in diesem sperrigen, nicht auf den ersten Blick mobilisierungstauglichen Gebiet diejenigen<br />
Leitideen von Selbständigkeit, Sozialbezug <strong>und</strong> sozialer Verantwortung, Geschichtsbewusstheit <strong>und</strong> aktueller<br />
Verpflichtung (usw.) ausarbeiten ließen, die er in allen seinen Lebenssituationen <strong>und</strong> also auch hier zu verwirklichen<br />
suchte.<br />
Was heißt das z. B. für die Pädagogik als das wichtigste Feld seines Einsatzes? Man kann <strong>Reichwein</strong>s Schriften<br />
<strong>und</strong> seinem Beispiel gerade für die heutige Situation sehr viel abgewinnen. Die deutschen Schulen stünden in<br />
den kommenden Pisa-Vergleichen um ein Vielfaches besser da, wenn sie z. B. die Lernzielkollation berücksichtigten,<br />
die die <strong>Reichwein</strong>-Schule von Lüdenscheid im letzten <strong>Reichwein</strong>-Forum zusammengestellt hat: Selbständigkeit,<br />
Teamfähigkeit, Sorgfalt, Zuverlässigkeit, Mitwirkung, Verantwortlichkeit, <strong>und</strong> das alles bezogen auf das<br />
Ziel: eine �gerechte, solidarische <strong>und</strong> humane Lebenswelt für alle�. Aber: <strong>Reichwein</strong> war auch als Pädagoge nie<br />
nur Pädagoge. So rückhaltlos er sich auf die eine Klasse oder Gruppe, das jeweilige arbeitsfähige Sample seines<br />
�Schulvolks� konzentrierte, immer brachte er sich selbst mit ein mit seiner Vorstellung von Arbeit, Person, Sozietät<br />
<strong>und</strong> Verantwortung. Immer hatte er die historisch-politische Situation im Blick, in der diese Schularbeit vor sich<br />
ging, <strong>und</strong> maß innerlich � oder auch in frappierenden, heute eher befremdenden Tests � die Kräfte ab, über die<br />
das arbeitende Team verfügen mochte. Nicht alle Lehrer können kleine <strong>Reichwein</strong>s werden, leider, aber alle, die<br />
bereit sind von ihm zu lernen, tun gut sich klarzumachen, was seinem so patenten <strong>und</strong> einleuchtenden Voll- <strong>und</strong><br />
Dauereinsatz in der Schule zugr<strong>und</strong>e lag. Das war natürlich, zunächst, außer natürlicher Begabung <strong>und</strong> angelerntem<br />
Fleiß, eine rudimentäre Kenntnis diverser Techniken <strong>und</strong> Künste, eine gründliche, ständig weiterentwickelte