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Journal of European Integration History – Revue d'histoire de l'

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Book reviews <strong>–</strong> Comptes rendus <strong>–</strong> Buchbesprechungen 125die in Indochina und Indonesien kämpfen<strong>de</strong>n kontinentaleuropäischen Staaten Frankreichund Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> zu, bei<strong>de</strong> zu<strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>m europäischen Schauplatz <strong>de</strong>s Kalten Krieges geostrategischexponiert gelegen.Ine Megens liefert mit ihrem Buch zuerst und vor allem eine historische Darstellung <strong>de</strong>samerikanischen Militärhilfeprogramms an die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 50er Jahren, <strong>de</strong>ren zentralesErkenntnisziel die Analyse <strong>de</strong>r Wirkungen <strong>de</strong>s Programms auf die nie<strong>de</strong>rländischeAußen- und Sicherheitspolitik ist. Ein zweiter Schwerpunkt liegt in <strong>de</strong>m Versuch, auf <strong>de</strong>rBasis <strong>de</strong>s nie<strong>de</strong>rländischen Falles das Ausmaß zu bestimmen, in <strong>de</strong>m die bilateral vereinbarteMilitärhilfe die Entwicklung <strong>de</strong>r NATO zu einer festen politischen Allianz beeinflußthat.Die Untersuchung basiert auf einem soli<strong>de</strong>n Fundament. Die Autorin hat für ihre Arbeitneben <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rländischen Quellen die einschlägigen amerikanischen und britischen Materialienausgewertet. Die französischen Archive sowie die Registraturen von NATO undOEEC blieben Megens verschlossen. Von <strong>de</strong>m weiten Spektrum <strong>de</strong>r Literatur zur AußenundSicherheitspolitik <strong>de</strong>r Vereinigten Staaten und ihrer europäischen Bündnispartner sowiezu Entstehung und Problemen <strong>de</strong>r NATO macht Megens souveränen Gebrauch. Die großeArbeit von Lawrence S. Kaplan (A Community <strong>of</strong> Interests. NATO and the Military AssistanceProgram, 1948-1951, Washington, D.C. 1980) ist für ihre Fallstudie Antrieb undLeitlinie.In <strong>de</strong>n Theorien zu <strong>de</strong>n internationalen Beziehungen fand Megens gemäß eigenem Urteilkeine große Hilfe für das Unterfangen, die Verbindungslinien zwischen Außen- und Sicherheitspolitik,militärischer und wirtschaftlicher <strong>Integration</strong>spolitik sowie innenpolitischenZwängen <strong>of</strong>fen zu legen. Allerdings pr<strong>of</strong>itierte „American Aid“ erklärtermaßen von theoriebil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nAnalysen <strong>de</strong>r ökonomischen Kooperation und politischen <strong>Integration</strong> wie <strong>de</strong>r vonAlan S. Milward (The Reconstruction <strong>of</strong> Western Europe, 1945-1951, London 1984), <strong>de</strong>ssenThese vom hervorstechen<strong>de</strong>n nationalen Eigeninteresse <strong>de</strong>r europäischen Nationalstaatendurch die vorliegen<strong>de</strong> Studie erneut bekräftigt wird. Im übrigen zählt es zu <strong>de</strong>n VerdienstenIne Megens’, in <strong>de</strong>m Beziehungsgeflecht <strong>de</strong>r vielfältigen Wirkkräfte <strong>de</strong>m wirtschafts- undfinanzpolitischen Aspekt <strong>de</strong>n angemessenen breiten Raum zu geben.Washington verfolgte mit <strong>de</strong>r Militärhilfe, wie Megens darlegt, eine ganze Reihe konkreteramerikanischer und Bündnisinteressen, darunter in erster Linie die Stärkung <strong>de</strong>r eigenenund westeuropäischen Verteidigungsfähigkeiten und Rüstungsindustrien, aber auch dieOptimierung <strong>de</strong>r militärischen Zusammenarbeit im Bündnis, vor allem <strong>de</strong>r Europäer untereinan<strong>de</strong>r,und die Festigung <strong>de</strong>s politischen Zusammenhalts unter <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r USA.Zunächst zielte die Aufrüstung nur auf die Beseitigung <strong>de</strong>r Unzulänglichkeiten bei <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nenStreitkräften. We<strong>de</strong>r war eine Truppenvermehrung intendiert, noch wur<strong>de</strong> diePrioritätenfolge <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Erholung Europas vor <strong>de</strong>r Aufrüstung angetastet. Erstals Folge <strong>de</strong>s Koreakrieges wur<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Prinzipien aufgegeben.Die Militärhilfe und die bilaterale Vergabepraxis schienen <strong>de</strong>n USA einen wirkungsvollenHebel für die Verfolgung ihrer Interessen an die Hand zu geben, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r ungleichgewichtigenie<strong>de</strong>rländische Verbün<strong>de</strong>te kaum Wi<strong>de</strong>rstand entgegensetzen könnte. Megensnimmt diesem Ansatz <strong>de</strong>s Dissenses von vornherein die Spitze, in<strong>de</strong>m sie <strong>–</strong> von <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>nDifferenzen über die Entlassung Nie<strong>de</strong>rländisch Indonesiens in die Unabhängigkeitabgesehen <strong>–</strong> <strong>de</strong>n früh einsetzen<strong>de</strong>n Gleichklang zwischen Washington und Den Haag in <strong>de</strong>rContainment-Strategie betont. Die nie<strong>de</strong>rländische politische Treue mußte we<strong>de</strong>r erkauftnoch erzwungen wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits bewirkte amerikanischer Druck nach Ausbruch <strong>de</strong>sKoreakrieges eine beschleunigte Truppenverstärkung. In an<strong>de</strong>ren Fällen <strong>–</strong> etwa bei Prestigeobjekten<strong>de</strong>r Marine <strong>–</strong> versagte <strong>de</strong>r Druck. Die Wirkung <strong>de</strong>r Militärhilfe schlug sich insbeson<strong>de</strong>rebei <strong>de</strong>r Reorganisation <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen Streitkräfte sowie <strong>de</strong>ren finanziellerund materieller Ausstattung nie<strong>de</strong>r. Hingegen hinterließ die Hilfe keinen markanten Effektauf die Entwicklung <strong>de</strong>r meisten nie<strong>de</strong>rländischen Rüstungsindustrien.

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