Burschenschaftliche Blätter 2015 - 1
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Aus dem burschenschaftlichen Leben<br />
schichte nicht völlig problemlos. Die Bezeichnung<br />
„Christlich“ gab immer wieder<br />
Anlaß zu lebhaften Diskussionen mit den alten<br />
Normannen, und auch „ideologoisch“<br />
wuchs man erst mühsam, aber schluß endlich<br />
doch sehr, sehr erfolgreich zusammen.<br />
Das kleine Städtchen Lage mit seinen rund<br />
10.000 Einwohnern und der im nord- und<br />
nordwestdeutschen Raum hoch renommierten<br />
Ingenieurschule für Maschinenbau,<br />
Elektrotechnik, sowie Hoch- und Tiefbau<br />
war mit seinen ca. 1.000 Studenten ein Paradies<br />
für das Farbenstudententum. 26 Korporationen<br />
hatten so stattliche Mitgliederzahlen,<br />
daß manche sogar temporäre Aufnahmestops<br />
verfügen mußten, weil die Versammlungsräume<br />
aus allen Nähten platzten.<br />
Doch leider neigte sich die Ära Lage<br />
dem Ende zu. In Bielefeld eröffnete 1958<br />
eine neue stataliche Ingenieurschule ihre<br />
Pforten, gegen die die private, aber staatlich<br />
anerkannte Ingenieurschule Lage nur<br />
noch wenig Chanchen hatte; ihr Ende kündigte<br />
sich an.<br />
Bielefeld als neue Heimat<br />
1987 stellten wir dann als erste Burschenschaft<br />
mit Ingenieur- bzw Fachhochschulhintergrund<br />
mit sehr starker Unterstützung<br />
der VAB Bielefeld den Antrag auf Vollmitgliedschaft<br />
in der DB. Dieser Antrag wurde<br />
abgelehnt. Wir waren für den damaligen<br />
Rechtsausschuß wohl nicht „fein“ und „intellektuell“<br />
genug...<br />
Aber wir waren, wiederum mit der VAB Bielefeld,<br />
hartnäckig und stellten 1988 zum<br />
Burschentag in Landau erneut einen Antrag<br />
auf Aufnahme. Er wurde angenommen –<br />
und sind seitdem sind wir treues Mitglied<br />
der Deutschen Burschenschaft!<br />
Da unser erstes Haus einen sehr hohen Erhaltungsaufwand<br />
erforderte und verkehrstechnisch<br />
sehr ungünstig zur Universität<br />
lag, gingen wir auf die Suche nach einer<br />
neuen Immobilie, die bis heute unser „Zuhause“<br />
ist.<br />
Möglich wurde der Kauf aber erst durch die<br />
VAB Bielefeld. Diese hatte seit vielen Jahren<br />
einen „Sparstrumpf“ angelegt, mit dem<br />
man, falls sich an der Uni Bielefeld eine Burschenschaft<br />
etablieren sollte, beim Erwerb<br />
<strong>Burschenschaftliche</strong><br />
<strong>Blätter</strong><br />
eines Hauses helfen wollte. Wir waren dann<br />
die Glücklichen, die den Hauskauf ohne<br />
diese Hilfe nicht hätten realisieren können.<br />
Nach wie vor sind wir die einzige Burschenschaft<br />
in Bielefeld und hoffen auf ein noch<br />
langes „vivat, crescat, floreat“ Normannia-<br />
Nibelungen.<br />
Willi Flöttmann<br />
(Normannia-Nibelungen Bielefeld 1956)<br />
www.normannia-nibelungen.de<br />
Also beschloß der AHV des Bundes einen<br />
neuen Studienort zu suchen, wobei natürlich<br />
Bielefeld erste Wahl war. Es wurden erste<br />
Gespräche mit Bielefelder Studenten<br />
aufgenommen und ihnen unser Bund vorgestellt.<br />
Diese führte zu einigen Reformen,<br />
die überfällig waren: Die Bezeichnung<br />
„Christlich“ entfiel im Namen, und der<br />
neue Wahlspruch hieß „Gott, Ehre, Freiheit,<br />
Vaterland“. Am 11. April 1959 konnten<br />
wir dann mit einer gelungenen Konstituierungskneipe<br />
in Bielefeld unsere „Wiedergeburt“<br />
am vierten Standort feiern. Hinderlich<br />
war die permanente Suche nach immer<br />
neuen Versammlungsräumlichkeiten<br />
für den Bund, die wir meist in Nebenräumen<br />
von Gaststätten fanden. Durch einen<br />
glücklichen Umstand konnten wir dann<br />
1970 ein zwar marodes, aber doch gut gelegenes<br />
Anwesen ersteigern, daß mit sehr<br />
viel Eigenleistungen zu einem Verbindungshaus<br />
mit etlichen Studentenbuden<br />
und einer schicken Konstanten hergerichtet<br />
wurde.<br />
1975 kam es zu einer ersten, sich später als<br />
segensreich entwickelnden Kontaktaufnahme<br />
mit der VAB Bielefeld, die im ersten<br />
Schritt zum Beitritt in die Deutsche Ingenieur-Burschenschaft<br />
(DIB) führte. Unsere<br />
Mitgliedschaft im BDIC gaben wir dafür auf.<br />
1979 übernahmen wir den Vorsitz der DIB.<br />
Schon 1972 öffneten wir uns zur 1969 gegründeten<br />
Universität Bielefeld. Zahlreiche<br />
Studenten waren bereits unserem Bund<br />
beigetreten und der Gedanke, zur „Hochschul-Burschenschaft“<br />
zu mutieren, verstärkte<br />
sich.<br />
90 Jahre Waffenring<br />
Paderborn<br />
Im Sommer des Jahres 1925 suchte ein<br />
junger Gerichtsreferendar in Paderborn<br />
Kontakt zu gleichgesinnten Waffenstudenten<br />
und fand diesen bei zwei jungen<br />
Kandidaten der Agrar- und der Ingenieurwissenschaften.<br />
Er brachte diese jungen<br />
Studenten mit den wenigen damals<br />
in Paderborn lebenden alten Waffenstudenten<br />
zusammen.<br />
Hieraus entwickelte sich bald eine regelmäßig<br />
tagende Stammtischrunde, die<br />
sich den Namen Waffenring gab. Der<br />
Zusammenhalt zwischen den jungen<br />
und den alten Mitgliedern beschränkte<br />
sich dabei nicht nur auf Stammtischabende,<br />
sondern man gestaltete auch<br />
die Freizeit miteinander. Der „Waffenring-Stammtisch<br />
Paderborn“ war geboren.<br />
Die Mitglieder rekrutierten sich zunächst<br />
nur aus den vier alten Farben tragenden<br />
und schlagenden Verbänden. Erst später<br />
stießen auch Mitglieder der nicht<br />
Farben tragenden, aber Satisfaktion gebenden<br />
Korporationen hinzu. Etliche<br />
Mitglieder hatten nie gefochten; der<br />
Name Waffenring blieb aber bis heute<br />
erhalten. In der Zeit des Nationalsozialismus<br />
bis zum Kriegsende wurden die<br />
Treffen seltener und kamen bald ganz<br />
zum Erliegen. Erst in den späten 40er<br />
Jahren trafen sich Kriegsheimkehrer und<br />
zugereiste Korporationsangehörige wieder<br />
regelmäßig.<br />
Die Gästebücher dieser Jahre belegen<br />
die noch heute praktizierten Aktivitäten:<br />
neben den monatlichen Stammtischabenden<br />
mit zum Teil sehr interessanten<br />
Referaten der Mitglieder über „Gott und<br />
die Welt“ finden zahlreiche Damenveranstaltungen<br />
und Ausflüge in die Natur<br />
statt oder auch zu Theaterbesuchen und<br />
Besichtigungen.<br />
In Fortsetzung seiner Tradition feiert der<br />
intercorporative Waffenring Paderborn<br />
im Sommer dieses Jahres also seinen<br />
90. Geburtstag und hofft auf ein weiteres<br />
Blühen, Wachsen und Gedeihen.<br />
Hierzu ist jedes in und um Paderborn<br />
herum lebende Verbandsmitglied herzlich<br />
willkommen.<br />
Der Stammtisch finden üblicherweise an<br />
jeden letzten Mittwoch des Monats<br />
statt.<br />
Peter Böttger, Vorsitzender<br />
(Corps Frisia Braunschweig im WSC)<br />
www.waffenring-paderborn.de<br />
Heft 1 - <strong>2015</strong> 35