Burschenschaftliche Blätter 2015 - 1
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Rezensionen / Unsere Toten<br />
Das Vermächtnis des<br />
Richters Herbert Pautz<br />
Wieso sollte man die Familienchronik einer<br />
Person lesen, mit der man weder in irgendeiner<br />
Beziehung steht, noch daß es sich um<br />
eine historisch bedeutsame Persönlichkeit<br />
handelt?<br />
Zumindest in diesem Fall lautet die Antwort:<br />
weil man nicht nur als Außenstehender<br />
Einblicke in die Geschichte der Familie<br />
sowie in die Gedankenwelt des Herbert<br />
Pautz bekommt, sondern vor allem, weil<br />
hier die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts<br />
aus Sicht eines einfachen Bürgers<br />
geschildert werden.<br />
„Ein Augenzeuge ist so wertvoll, wie zehn<br />
Berichte aus zweiter Hand“, sagte der römische<br />
Dichter Titus Maccius Plautus einst.<br />
Der Augenzeuge Herbert Pautz berichtet<br />
klar und ehrlich – heute würde man wohl an<br />
einigen Stellen sagen „politisch-unkorrekt“.<br />
Lobt er doch rückblickend auf seine<br />
Jugend die Pracht des alten deutschen Kaiserreiches<br />
und offenbart, daß die 20er Jahren<br />
vor allem eines nicht waren für die meisten<br />
Deutschen – golden. Positiv in jener<br />
Zeit hebt er jedoch seine Studienzeit hervor.<br />
So war der angehende Jurist Pautz bei<br />
der Berliner Burschenschaft Sigambria<br />
Charlottenburg sowie später bei Rhenannia<br />
<strong>Burschenschaftliche</strong><br />
<strong>Blätter</strong><br />
Halle aktiv. „Seine Ehre hatte der Burschenschafter<br />
damals noch mit der Waffe zu verteidigen“,<br />
schreibt Pautz, „und Ehre – mit<br />
der Waffe verteidigt – wiegt schwer. Wer<br />
das nicht wollte, brauchte ja nicht eintreten.“<br />
Insbesondere vermittelt die Beschreibung<br />
der Zwischenkriegsjahre einiges über<br />
die politische Situation der damaligen Zeit.<br />
Seine Kriegserlebnisse und die Vertreibung<br />
seiner Familie aus den Ostgebieben werden<br />
anschließend ebenso beschrieben sowie<br />
politische Vorkommnisse und Veränderungen<br />
kommentiert: „In Österreich, einem<br />
der Kernländer des alten deutschen Reiches,<br />
hat man den 'österreichischen Menschen'<br />
erfunden, als ob die Österreicher<br />
nicht ebenso gut Deutsche wären wie wir.“<br />
Insgesamt ist „Das Vermächtnis des Richters<br />
Herbert Pautz“ angenehm-amüsant zu<br />
lesen. Nicht nur, weil der Rezensionist einige<br />
bekannte Orte darin wiederfand. Für<br />
den außenstehenden Leser können einzelne<br />
Passagen etwas langatmig wirken, so<br />
wird der Familienstammbaum doch sehr<br />
Detail-verliebt aufgeschlüsselt und kommentiert.<br />
Dennoch bleibt diese sympathische<br />
Chronik im Gedächtnis, vermittelt sie<br />
doch manchmal den Eindruck, man säße<br />
bei Großvater Pautz auf dem Schoß und<br />
bekommt die Geschichte lebendig vermittelt.<br />
✟<br />
Dieter Kaul (Germania Marburg), Studiendirektor a.D., verstorben in Remscheid am 24. Dezember 2010<br />
Unsere Toten<br />
Martin Dippel (Germania Marburg), Pfarrer a.D., verstorben in Kassel am 22. Januar 2011<br />
Gerd Sümenicht (Germania Marburg), Studiendirektor a.D., verstorben in Hannover am 6. Dezember 2011<br />
Günter Schmidt VI (Germania Marburg), Studienrat a.D., verstorben in Marburg am 9 Dezember 2011<br />
Dr. rer.pol. Hans-Joachim Lorenz (Hansea Hamburg, Hansea-Alemannia Hamburg), Diplom-Betriebswirt, verstorben in Hue,<br />
Vietnam, am 28. Oktober 2013<br />
Udo Themar (Alemannia Straßburg zu Hamburg, Hansea-Alemannia Hamburg), Rechtsanwalt u. Notar a.D., verstorben zu Ahrensburg<br />
am 3. November 2014<br />
Dr. med. Dr. med. dent Herbert Stoppelhaar (Alemannia Straßburg zu Hamburg, Hansea-Alemannia Hamburg), praktischer Arzt,<br />
verstorben in Wolfsburg-Vorsfelde am 18. November 2014<br />
Johann Peter Meyer (Alemannia Straßburg zu Hamburg, Hansea-Alemannia Hamburg), Realschulrektor a.D., verstorben zu<br />
Scheeßel am 18. Februar <strong>2015</strong><br />
Dipl.-Ing. Rainer Overlack (Libertas Brünn zu Aachen), verstorben in Bottrop am 23. Februar <strong>2015</strong><br />
Dipl.-Volkswirt Hartmut Pratschke (Suditia München 1964), Geschäftsführer, verstorben in Taino/Italien am 11. Februar <strong>2015</strong><br />
Heft 1 - <strong>2015</strong> 41