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CERCLE DIPLOMATIQUE - issue 4/2017

CD is an independent and impartial magazine and is the medium of communication between foreign representatives of international and UN-organisations based in Vienna and the Austrian political classes, business, culture and tourism. CD features up-to-date information about and for the diplomatic corps, international organisations, society, politics, business, tourism, fashion and culture. Furthermore CD introduces the new ambassadors in Austria and informs about designations, awards and top-events. Interviews with leading personalities, country reports from all over the world and the presentation of Austria as a host country complement the wide range oft he magazine.

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SAVOIR VIVRE BEAUTY AND THE ABYSS<br />

Sternstunde Wiener Moderne<br />

Magical moments of Wiener Moderne<br />

Text: Evelyn Rois und Bruno Stubenrauch<br />

Gustav Klimt, Otto Wagner, Egon Schiele und Koloman Moser waren die Titanen<br />

der Wiener Moderne. 2018 gedenkt Wien in zahlreichen Ausstellungen der Protagonisten<br />

seiner funkensprühenden Blütezeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Gustav Klimt, Otto Wagner, Egon Schiele and Koloman Moser were the titans<br />

of Wiener Moderne (“Viennese Modern Age“). In 2018, Vienna commemorates<br />

the protagonists of its sparkling bloom at the beginning of the 20th century in<br />

numerous exhibitions.<br />

Stairway to Klimt.<br />

Eine 12 Meter hohe Stahlbrücke<br />

bringt 2018 im Kunsthistorischen<br />

Museum Wien die Besucher ganz<br />

nahe an den Zyklus mit 13 Bildern<br />

des jungen Gustav Klimt. In 2018,<br />

a 12 metre high steel bridge at<br />

the Kunsthistorisches Museum<br />

Wien will take visitors very close<br />

to a cycle with 13 paintings,<br />

made by a young Gustav Klimt.<br />

PHOTOS: KHM-MUSEUMSVERBAND; LEOPOLD MUSEUM, WIEN; BELVEDERE, WIEN; MAK / NATHAN MURRELL<br />

Der beinahe manische, alle Felder des Gesellschaftslebens<br />

einschliessende Aufbruch der<br />

Wiener Moderne präsentierte der staunenden<br />

Öffentlichkeit praktisch im Wochentakt Bahnbrechendes<br />

und Unerhörtes: Gustav Klimts „Kuss“,<br />

sein Beethovenfries, Otto Wagners Wienzeilenhäuser,<br />

die Stadtbahn und das Postsparkassengebäude,<br />

die Gründung der Wiener Werkstätten, Koloman<br />

Mosers epochale grafische Entwürfe, Egon Schieles<br />

bahnbrechende Selbstbildnisse, der „Tractatus logico-philosophicus“<br />

von Ludwig Wittgenstein, Sigmund<br />

Freuds „Traumdeutung“, Arnold Schönbergs<br />

Tondichtung „Verklärte Nacht“ – das alles erblickte<br />

innerhalb von nur 20 Jahren zwischen 1898 und 1918<br />

das Licht der Welt.<br />

Wien als Nabel der Welt<br />

Jugendstil, Zwölftonmusik, Psychoanalyse –<br />

Wien war wie elektrisiert vom Aufbruch in eine neue<br />

Zeit. Nach der Fertigstellung der Ringstraße war die<br />

Hauptstadt Österreich-Ungarns plötzlich eine der<br />

modernsten Metropolen Europas und entwickelte<br />

sich in kürzester Zeit zum pulsierenden Zentrum für<br />

neue Ideen. Aus allen Teilen der Monarchie strömten<br />

die Menschen nach Wien - allein zwischen 1900 und<br />

1910 stieg die Bevölkerung von 1,68 auf knapp über<br />

2 Mio. an (eine Höchstmarke, die Wien voraussichtlich<br />

erst 2030 wieder erreichen wird). 1918 war dann<br />

ein Schicksalsjahr – nicht nur politisch mit dem<br />

Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch<br />

der Monarchie, der Wien zur Hauptstadt der<br />

neuen, stark geschrumpften, Republik machte. Auch<br />

im Feld der Kunst fand mit dem Tod von vier wichtigen<br />

Protagonisten der Wiener Moderne eine Zäsur<br />

statt, hatten die Werke von Gustav Klimt, Egon<br />

Schiele, Koloman Moser und Otto Wagner doch einen<br />

beträchtlichen Anteil am beispiellosen Aufbruch<br />

und repräsentieren bis heute viel dessen, was im Rest<br />

der Welt als genuin Wienerisch gilt.<br />

2018 im Zeichen der Wiener Moderne<br />

Der hundertste Todestag der vier Künstler ist<br />

2018 – unter dem treffenden Motto „Schönheit und<br />

Abgrund“ – Anlass für einen ganzen Reigen von<br />

Ausstellungen, die die spannende Zeit Wiens als<br />

Speerspitze der internationalen Avantgarde aufrollen:<br />

Das Leopold Museum stellt seine umfassende<br />

Egon Schiele Sammlung Fotografien, Gedichten und<br />

persönlichen Gegenständen des Künstlers gegenüber.<br />

Großartige Gemälde von Egon Schiele besitzt<br />

auch das Belvedere, die zusammen mit Skizzen, Vorstudien<br />

und verwandten Werken von Zeitgenossen<br />

in den Fokus gerückt werden. Mit der Ausstellung<br />

„Klimt ist nicht das Ende“ beleuchtet das Belvedere<br />

die Nachwirkungen der Wiener Moderne in den neu<br />

entstandenen Nationalstaaten Mitteleuropas. Fanny<br />

von Arnstein, Sophie von Todesco und Berta Zuckerkandl,<br />

die berühmten Gastgeberinnen der Salons<br />

der Jahrhundertwende sind Thema einer Ausstellung<br />

im Jüdischen Museum. Die Secession zeigt<br />

spannende Werke und Dokumente aus den ersten<br />

Jahren der bahnbrechenden Künstlervereinigung, zu<br />

deren Gründungsmitgliedern Gustav Klimt und Koloman<br />

Moser gehörten.<br />

Im Hofmobiliendepot werden die Möbelentwürfe<br />

der Wiener Moderne von Otto Wagner, Josef Hoffmann<br />

und Adolf Loos präsentiert. Entwürfe und Arbeiten<br />

Koloman Mosers für die Wiener Werkstätten<br />

sind im MAK zu bewundern, während das Wien<br />

Museum Otto Wagners Bauten und stadtplanerischen<br />

Utopien eine umfassende Ausstellung widmet.<br />

Die fantastischen Bauten Otto Wagners für Wien erschließen<br />

sich wohl am besten bei einem ausgedehnten<br />

Stadtspaziergang inklusive einer Fahrt mit der<br />

U4 – die von Wagner vor über 100 Jahren entworfenen<br />

Stadtbahnstationen genügen bis heute den Bedürfnissen<br />

einer modernen Großstadt. 2018 bringt<br />

jedenfalls zahlreiche Gelegenheiten, die vielen Facetten<br />

dieser für Wien so bestimmenden Zeit der Wie-<br />

V.o.n.u.: Selbstbildnis Egon<br />

Schiele, 1912. Gustav Klimts<br />

weltberühmter „Kuss“,<br />

1908/1909. Koloman Moser,<br />

Schreibschrank für Berta<br />

Waerndorfer, 1903.<br />

Top to bottom: Self-portrait<br />

Egon Schiele, 1912. Gustav<br />

Klimt‘s world-famous „Kiss“,<br />

1908/1909. Koloman Moser,<br />

writing cabinet for Berta<br />

Waerndorfer, 1903.<br />

116 Cercle Diplomatique 4/<strong>2017</strong><br />

Cercle Diplomatique 4/<strong>2017</strong><br />

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