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CERCLE DIPLOMATIQUE - issue 04/2018

CD is an independent and impartial magazine and is the medium of communication between foreign representatives of international and UN-organisations based in Vienna and the Austrian political classes, business, culture and tourism. CD features up-to-date information about and for the diplomatic corps, international organisations, society, politics, business, tourism, fashion and culture. Furthermore CD introduces the new ambassadors in Austria and informs about designations, awards and top-events. Interviews with leading personalities, country reports from all over the world and the presentation of Austria as a host country complement the wide range oft he magazine.

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L’AUTRICHE FUNDAMENTAL RIGHTS AGENCY<br />

Im Dienst der Menschen<br />

In the service of people<br />

Die in Wien ansässige Fundamental Rights Agency ist für den<br />

Schutz der vielfältigen Grundrechte in der EU zuständig.<br />

The Vienna-based Fundamental Rights Agency is dedicated to the<br />

protection of the various fundamental human rights in the EU.<br />

Text: Gerhard Bitzan<br />

Seit vor 40 Jahren die UNO-City in Wien errichtet<br />

wurde, ist die österreichische Hauptstadt<br />

nicht nur der vierte UN-Amtssitz, es befinden<br />

sich auch mehrere Organisationen der UNO hier.<br />

Weniger bekannt ist, dass in der Donaumetropole<br />

auch eine der wichtigsten Agenturen der Europäischen<br />

Union ansässig ist: Nämlich die European<br />

Union Agency for Fundamental Rights. Dass diese<br />

Agentur am 15. Februar 2007 offiziell nach Wien<br />

kam war sicher eine besondere Auszeichnung für die<br />

österreichische Hauptstadt. Denn allzu viele Agenturen<br />

hat die EU nicht zu vergeben: Das sah man im<br />

vergangenen Herbst auch an dem Gerangel um zwei<br />

EU-Agenturen die wegen des drohenden Brexit von<br />

London wegziehen. Mit viel Aufwand und Lobbying<br />

bewarb sich eine Vielzahl von europäischen Städten.<br />

Letztlich gewannen Amsterdam und Paris – allerdings<br />

erst nach Losentscheiden.<br />

Somit ist es etwas verwunderlich, dass die FRA<br />

(Fundamental Rights Agency), wie sie kurz genannt<br />

wird, einer breiten Wiener Öffentlichkeit nicht allzu<br />

bekannt ist. Das liegt auch daran, dass die Arbeit der<br />

Agentur eine eher stille ist und sich viel um rechtliche<br />

Materie dreht. Dabei sind die Aufgaben vielfältig:<br />

Der aus Irland stammende Direktor Michael<br />

O’Flaherty fasst das so zusammen: „Die FRA ist eine<br />

vor mehr als elf Jahren gegründete Einrichtung der<br />

EU, die den Zweck hat, die EU und seine Institutionen<br />

wie die Kommission, das Parlament und den Rat<br />

sowie die EU-Mitglieder zu beraten.“ Das ist dem<br />

Direktor wichtig: „Unsere Rolle ist es zu beraten –<br />

wir treffen keine Entscheidungen und wir sprechen<br />

nicht Recht. Aber wir leisten einen großen Dienst an<br />

den Menschenrechten, indem wir Forschung und<br />

Analyse machen und Daten sammeln.“<br />

Die FRA ist die Nachfolgeorganisation der „Europäischen<br />

Stelle zur Beobachtung von Rassismus und<br />

Fremdenfeindlichkeit“, die bereits seit Mitte der<br />

neunziger Jahre in Wien aktiv war. Der große Unterschied:<br />

Die FRA befasst sich zwar weiter mit rassistischer<br />

Diskriminierung, aber hat ein viel weiteres<br />

Mandat, das alle Menschenrechts-Aspekte behandelt<br />

und nicht nur Rassismus.<br />

Grundsätzlich ist das FRA-Mandat der Schutz der<br />

Grundrechte in Europa, basierend auf der Grundrechtecharter<br />

der EU. Konkret arbeitet die Agentur<br />

in den Bereichen Asyl und Migration, gegen Diskriminierung<br />

aus Gründen des Geschlechts, Rasse oder<br />

Farbe, hilft bei der Integration von Roma, hilft bei<br />

der Durchsetzung von Kinderrechten, stellt sich gegen<br />

die Diskriminierung aufgrund von Behinderung<br />

und sexueller Orientierung und hilft zudem bei der<br />

Achtung der Privatsphäre in unserer Informationsgesellschaft,<br />

um nur einige der vielfältigen Aufgaben<br />

zu nennen. Dafür werden Umfragen gemacht, jährliche<br />

Reports über die erwähnten einzelnen Rechte<br />

ebenso verfasst wie der jährliche „Fundamental<br />

Rights Report“.<br />

Die Agentur hat aber auch einen starken politischen<br />

Bezug, da sie sich mit oft umstrittenen Aspekten<br />

befasst. Etwa mit den Themen Migration und<br />

Integration. Zur Migrationspolitik der EU hat O’Flaherty<br />

eine deutliche Meinung. „Wir brauchen eine<br />

europäische Politik. 28 europäische nationale Politiken<br />

werden nicht effektiv sein. Was wir brauchen ist<br />

Kooperation und der Rahmen dafür ist die EU.<br />

Wenn es um Migrationspolitik geht, dann ist die EU<br />

die Antwort und nicht das Problem.“<br />

Eine weitere FRA-Studie, die letztes Jahr veröffentlicht<br />

wurde, sorgte ebenfalls für Diskussionen.<br />

Da ging es um Fragen der Integration von Muslimen<br />

in Europa. O’Flaherty: „Wir haben bei dieser Umfrage<br />

herausgefunden, dass die Muslime mehr Vertrauen<br />

in unsere öffentlichen Institutionen haben, als die<br />

lokale Bevölkerung. Das ist doch eine beeindruckende<br />

Geschichte über erfolgreiche Integration.“<br />

Die erst vor kurzem veröffentlichte Studie über<br />

die Situation von Kindern in Europa hat ebenfalls<br />

starke Reaktionen hervorgerufen. Demnach leben<br />

2,5 Millionen Kinder in extremer Armut. Ein Viertel<br />

der europäischen Kinder lebt am Rande von Armut.<br />

Welche Lösung hat die FRA dafür anzubieten? „Wir<br />

müssen eine gesetzliche Kinder-Garantie erlassen.<br />

Das sollte eine Garantie er EU und ihrer Mitgliedstaaten<br />

sein, dass kein Kind hungrig ins Bett gehen<br />

würde oder ohne Zugang zu Schulen und medizinischer<br />

Versorgung sein würde“, meint Direktor O’Flaherty.<br />

Und er fügt hinzu: „Wir sind ein reicher Teil<br />

der Welt, wir können eine solche Garantie aussprechen.“<br />

Eine interessante Persönlichkeit ist ihr Direktor<br />

Michael O’Flaherty, der im Dezember 2015 den Pos-<br />

PHOTO: RALPH MANFREDA<br />

Der Ire O’Flaherty ist seit drei Jahren<br />

Chef der Grundrechteagentur.<br />

The Irishman O‘Flaherty has been head<br />

of the Fundamental Rights Agency for<br />

three years.<br />

66 Cercle Diplomatique 4/<strong>2018</strong><br />

Cercle Diplomatique 4/<strong>2018</strong><br />

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