BOLD THE MAGAZINE No.68

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32 // BOLD THE MAGAZINE ART / SEHENSWERT der Meisterklasse für Malerei vor. Die Mehrheit der Professorenschaft lehnte diesen Vorschlag jedoch ab. Ende 1985 übersiedelte er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er von 1985 bis 1997 im Schloss Burgbrohl in der Eifel lebte und arbeitete. Danach siedelte er mit seiner Familie in den Süden von Irland über. Im Jahr 2002 richtete er sich ein Atelier in Los Angeles ein und lebt und arbeitet seitdem abwechselnd in Irland und in Los Angeles. Die neueste Ausstellung der Albertina ist einen Wien-Besuch wert: Pünktlich zum 75. Geburtstag werden seine spektakulären Werke aus den letzten zwei Jahrzehnte gezeigt. Helnwein gilt bis heute als Provokateur, übt er doch von Beginn an mit seinen Werken Kritik an der Gesellschaft: „Meine Arbeit war eigentlich immer ein Versuch, mit dem, was auf mich wirkt, zurechtzukommen oder darauf zu reagieren.“ Seine Bildersprache sorgte immer schon für Aufsehen und Entsetzen zugleich: Das Werk des in Wien geborenen Künstlers ist schließlich von der Auseinandersetzung mit den Themen Schmerz, Verletzung und Gewalt geprägt. Seine hyperrealistischen Bilder, die regelmäßig auf einer fotografischen Vorlage basieren, bestechen durch ihre detaillierte technische Perfektion. Dies und die überdimensionale Ausführung verführen dazu, dass die Werke als reale Abbildungen wahrgenommen werden. Helnwein entrückt den ursprünglichen Eindruck von Realität, den sie vermitteln sollen, und erschafft eine symbolhafte Darstellung. Der Künstler vereint in seinem Bildkosmos Motive aus unterschiedlichen Welten: Manga-Figuren und Kriegsfotografie, Donald Duck und Adolf Hitler oder die Jungfrau Maria und Nazi- Schergen. Als zentrales Motiv dient ihm die Figur des verletzlichen und unschuldigen Kindes, das stellvertretend und in vielfältiger Weise tiefsitzende psychologische und persistierende gesellschaftliche Ängste verkörpert. Helnwein greift Tabuthemen der jüngeren Geschichte auf, mit dem Thema des Nationalsozialismus reißt er beispielsweise plakativ die subtil versteckten gesellschaftlichen Wunden auf, die damit verbunden sind. Helnwein ist schließlich der Auffassung: „Meine Kunst ist keine Antwort. Sie ist eine Frage.” Helnwein knüpft an die Lebenswelt von Kindern an, in der Erdachtes und Fantasie die gleiche Daseinsberechtigung haben wie real Existierendes: Das Monster unter dem Bett wird zu einer tatsächlichen Gefahr. Helnwein lässt die Grenze zwischen Realität und Albtraum verschwimmen, um zu zeigen: Monster gibt es wirklich. Helnwein – Realität und Fiktion Bis: 11. Februar 2024 Albertina www.albertina.at
Bild (Ausschnitt): G. Helnwein „The Disasters of War 76“ (2020), Öl und Acryl auf Leinwand / ALBERTINA
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