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BOLD THE MAGAZINE No.68

EXKLUSIV IM INTERVIEW: JOHN MALKOVICH | "TRÜBSAL IST MEIN DING": JAMES BLUNT IM GESPRÄCH | PORSCHE 911: EINE IKONE WIRD 60 | BEST PLACES: BARCELONA | REALITÄT UND FIKTION: GOTTFRIED HELNWEIN EXHIBITION

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INTERVIEW / JAMES BLUNT<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 55<br />

hatten. Meine Art, damit umzugehen,<br />

war diesen Song zu schreiben. Das Magische<br />

ist das Feedback, das ich von den<br />

Menschen bekommen. Vor allem Frauen,<br />

aber auch Männer, die sich darin wiederfinden<br />

und deren Geschichten oft noch<br />

traumatischer und schmerzhafter sind.<br />

Es ist sehr bewegend, dass die Menschen<br />

sich damit so identifizieren können. Denn<br />

das ist ein Trauma, das man am Ende des<br />

Tages alleine durchlebt, vor allem Frauen<br />

– und zwar nicht nur für eine kurze Zeit,<br />

sondern für den Rest des Lebens.<br />

Sie versuchen Ihr Privatleben normalerweise<br />

privat zu halten. Haben Sie<br />

je mit dem Gedanken gespielt, einen<br />

Song nicht zu veröffentlichen?<br />

Diesen Gedanken hatte ich bei diesem<br />

Song definitiv, aber auch bei „Goodbye my<br />

Lover“ von meinem ersten Album. Dieses<br />

Eindringen in mein Privatleben macht<br />

mich schon nervös. Aber Sie und ich<br />

haben darüber ja gerade auf sehr schöne<br />

und ausgewogene Weise gesprochen und<br />

wenn so viele andere Menschen sich mit<br />

dem Song identifizieren können, dann<br />

sollte er auch da draußen sein. Außerdem<br />

ist es genau das, was ich an Musik liebe. Es<br />

ist meine Art, jegliche Art von Emotionen<br />

zu verarbeiten – gute wie schlechte.<br />

Fällt es Ihnen leichter, Ihre Gefühle<br />

in einem Song auszudrücken, als<br />

darüber zu sprechen?<br />

Absolut. „The Girl that never was“ ist ein<br />

klassisches Beispiel dafür. Als Mann einer<br />

Frau, die so ein Trauma erlebt hat, ist es<br />

schwer zu wissen, wie man sich verhalten<br />

oder damit umgehen soll. Denn man<br />

selbst ist ja nicht die Person, die es durchmacht.<br />

Zumindest nicht im gleichen<br />

Sinne. Dein Leid ist mental, das der Frau<br />

physisch, mental und viel tiefer verwurzelt.<br />

Der Song fängt meine Gefühle besser ein,<br />

als ich es in einer Unterhaltung je ausdrücken<br />

könnte. Beim Songschreiben kann<br />

ich mir alle Zeit der Welt lassen und meine<br />

Emotionen auf den Punkt bringen.<br />

Über Gefühle wurde, so haben Sie mal<br />

gesagt, in Ihrer Kindheit nicht viel<br />

gesprochen. Versuchen Sie das bei<br />

Ihren Kindern anders zu machen?<br />

Ich glaube ich bin da nicht anders als<br />

meine Eltern. Es ist lustig, hier in Deutschland<br />

sieht man mich als diesen romantischen<br />

Typen, der über seine Gefühle<br />

spricht. So bin ich garnicht! Wenn die<br />

Leute mich fragen, was ich Valentinstag<br />

gemacht habe, muss ich immer lügen. Ich<br />

sage ich habe einen Helikopter gemietet,<br />

10.000 Rosenblätter vom Himmel regnen<br />

lassen und meine Frau danach mit dem<br />

Helikopter nach Paris geflogen. Habe ich<br />

nicht! Ich habe Valentinstag vergessen<br />

und wahrscheinlich Blumen von der Tankstelle<br />

geholt. Meine Familie sagt über mich<br />

immer ich bin emotional gestört. Ich bin<br />

mit sieben ins Internat gekommen, später<br />

war ich in der Armee. Ich bin ein Militärmann,<br />

der sagt „weiter geht‘s“. Also<br />

werde ich wohl die Fehler meiner Eltern<br />

wiederholen? Vermutlich. Höchstwahrscheinlich.

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