BOLD THE MAGAZINE No.68
EXKLUSIV IM INTERVIEW: JOHN MALKOVICH | "TRÜBSAL IST MEIN DING": JAMES BLUNT IM GESPRÄCH | PORSCHE 911: EINE IKONE WIRD 60 | BEST PLACES: BARCELONA | REALITÄT UND FIKTION: GOTTFRIED HELNWEIN EXHIBITION
EXKLUSIV IM INTERVIEW: JOHN MALKOVICH | "TRÜBSAL IST MEIN DING": JAMES BLUNT IM GESPRÄCH | PORSCHE 911: EINE IKONE WIRD 60 | BEST PLACES: BARCELONA | REALITÄT UND FIKTION: GOTTFRIED HELNWEIN EXHIBITION
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54 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / JAMES BLUNT<br />
Wars-Schauspielerin Carrie Fisher<br />
gewidmet. Erzählen Sie uns von Ihrer<br />
Freundschaft?<br />
Ich lernte Carrie über meine damalige<br />
Freundin kennen, deren Eltern mit<br />
ihr befreundet waren und uns zu einem<br />
gemeinsamen Lunch in ein Restaurant<br />
in Notting Hill in London einluden. Carrie<br />
saß neben mir, und das erste, was sie mich<br />
fragte, war: „Was machst du?“. Ich erzählte,<br />
dass ich gerade die Armee verlassen und<br />
einen Plattenvertrag unterschrieben hatte,<br />
und dass ich nach Los Angeles gehen<br />
wollte, um ein Album aufzunehmen.<br />
Daraufhin fragte sie, wo ich dort wohnen<br />
würde. Ich antwortete, dass ich das noch<br />
nicht organisiert hatte. Ihr dritter Satz<br />
zu mir war: „Dann wohnst du bei mir!“<br />
Ich lebte also während der Aufnahmen<br />
meines Debütalbums bei ihr und auch bei<br />
allen weiteren Alben. Ihr Haus wurde mein<br />
Zuhause in Amerika. Carrie war ein magischer<br />
Mensch. Sie war in vielerlei Hinsicht<br />
stark, aber zugleich so zerbrechlich. Und<br />
auch, wenn es wie eine unwahrscheinliche<br />
Freundschaft erscheint, standen wir<br />
uns sehr nahe. Sie wusste, wo alle meine<br />
Leichen begraben sind, und kannte meine<br />
größten Geheimnisse. „Dark Thought“<br />
handelt davon, wie ich nach ihrem Tod das<br />
erste Mal zu ihrem – meinem – Haus in L.A.<br />
fuhr, um mich zu verabschieden.<br />
Sie entschuldigen sich in dem Stück<br />
dafür, dass Sie nicht für sie da waren.<br />
Carrie Fisher war manisch-depressiv<br />
und hatte damals wieder mit Drogen<br />
zu kämpfen. Haben Sie ein schlechtes<br />
Gewissen in Bezug auf ihren Tod?<br />
Ich glaube, wenn jemand unerwartet<br />
verstirbt, durchleben die Menschen, die<br />
der Person nahestanden, ganz automatisch<br />
all diese traumatischen Emotionen:<br />
Traurigkeit und Trauer, aber auch Schuld<br />
und Wut. Das heißt nicht, dass man diese<br />
Dinge empfinden sollte, man tatsächlich<br />
eine Schuld trägt oder für die Person nicht<br />
da war. Ich glaube vielmehr, das sind ganz<br />
natürliche Emotionen. Und Carrie ist zu<br />
früh verstorben, deshalb kenne ich diese<br />
Gefühle.<br />
Um Vergänglichkeit geht es auch in<br />
dem Stück „Last Dance“. Sie selbst<br />
werden nächstes Jahr 50 …<br />
40, genau (lacht).<br />
Natürlich! Wir lachen, aber im Ernst:<br />
Denken Sie mit zunehmendem Alter<br />
mehr über die Endlichkeit des Lebens<br />
nach?<br />
Definitiv. Je älter man wird, desto klarer<br />
wird einem, wie schnell das Leben vorbei<br />
geht. Mit eigenen Kindern wächst die<br />
Verantwortung, und auf einmal vergeht<br />
die Zeit noch viel schneller. „Last Dance“<br />
handelt aber auch von etwas Romantischem,<br />
Traurigem und Nostalgischem: Als<br />
Teenager erlebt man die erste große Liebe<br />
und hat all diese Träume. Heute sind meine<br />
Freunde und ich in einem Alter, wo der eine<br />
oder andere vielleicht erkennt, dass er<br />
mit dieser ersten Liebe nicht zusammenbleiben<br />
wird. Und plötzlich merkt man:<br />
Man ist schon ziemlich lange auf dieser<br />
Party, irgendwann geht die Musik aus, und<br />
dann ist es wie bei diesem Spiel „Reise nach<br />
Jerusalem“: Auf einmal ist kein Stuhl mehr<br />
für einen da.<br />
Sie und Ihre Frau sind jetzt zehn Jahre<br />
verheiratet. Ihr haben Sie Songs wie<br />
„All the love i ever needed“ oder<br />
„Beside you“ gewidmet. Warum harmonieren<br />
Sie so gut?<br />
Ich glaube, die Antwort findet sich in<br />
den Songs. Es geht darin um die Magie<br />
zwischen einem Paar. Ich bin der Typ, der<br />
für eine Frau, die in der U-Bahn an mir<br />
vorbeilief, „You’re Beautiful“ schrieb. Bei<br />
der Frau, mit der ich vermutlich den Rest<br />
meines Lebens verbringe, ist das Statement<br />
so viel größer: „All the love I ever<br />
needed I got it from you“. Und „Beside you“<br />
sagt: Ich höre einen Song, nur Gott weiß,<br />
welcher das ist, und er sorgt dafür, dass<br />
ich neben dir tanze. Niemand hier kennt<br />
die Melodie, aber er hält mich neben dir<br />
am Tanzen.<br />
Der mit Abstand emotionalste Song<br />
auf Ihrem Album ist „The Girl that<br />
never was“. Er erzählt von dem unerfüllten<br />
Wunsch nach einem Kind.<br />
Mögen Sie darüber sprechen?<br />
Ich kann Ihnen sagen, wovon der Song<br />
handelt. Meine Frau und ich haben geheiratet,<br />
hatten Ambitionen, eine Familie zu<br />
gründen, hatten dabei auch Erfolg, wofür<br />
wir sehr dankbar sind – aber wir sind auch<br />
gescheitert, womit wir sehr zu kämpfen