BOLD THE MAGAZINE No.68

INTERVIEW / JAMES BLUNT
BOLD THE MAGAZINE // 53
Mit „Who we used to be“ hat James Blunt im Oktober sein siebtes Album veröffentlicht.
Darauf finden sich einige der persönlichsten Songs seiner Karriere. Im BOLD-
Interview spricht er über den Tod, die Tochter, die ihm und seiner Frau vergönnt
blieb, und Humor als Schutzschild.
Als James Blunt 2005 auf der Bildfläche zehnmal weniger Leute, die ihn nicht
erschien, hob er sich nicht nur durch mögen, aber irgendwie werden sie immer
seine markante Stimme ab, sondern wieder hervorgehoben. Ich finde es ist
auch wegen seines ungewöhnlichen ein fantastischer Megahit! Jeder Megahit
Werdegangs: Aus einer Familie mit hat ein paar Hasser, die einfach nicht auf
sehr langer Militärtradition stammend, den Party-Bus aufspringen wollen. Aber
diente er selbst als Offizier im Kosovo. sie sind es, die die Party verpassen! Und
In seiner freien Zeit allerdings schrieb er wenn Sie fragen, ob es mich langweilt,
Songs und beendete seine Militärlaufbahn
schließlich, um sich ganz der Musik der Welt sollte mich das langweilen? Es
den Song zu singen – warum um alles in
zu widmen.
ist der Song, von dem ich mir mein Haus
gekauft habe und wegen dem ich um die
Mit „You’re Beautiful“ gelang ihm dann ganze Welt getourt bin. Ich lebe ein großartiges
Leben dank dieses Songs und
der Durchbruch: Die gefühlvolle Ballade
schaffte es in 13 Ländern an die Spitze ich liebe ihn.
der Charts. Sein erstes Album „Back to
Bedlam“ wurde eines der erfolgreichsten Sie haben vor Kurzem Ihr siebtes
Debütalben der Musikgeschichte. Seitdem
füllt der 49-jährige Brite Arenen auf licht. Wird es mit der Zeit schwerer,
Album „Who we used to be“ veröffent-
der ganzen Welt.
Songs zu schreiben, die Sie selbst als
bedeutend empfinden?
Herr Blunt, es ist fast zwei Jahrzehnte
her, dass Ihnen mit „You’re Beautiful“ Es kommt immer drauf an, was in meinem
der Durchbruch gelang – ein Song, Leben passiert – und zuletzt war viel los.
den die Leute lieben oder hassen. Hinter dem Titel „Who we used to be“
Können Sie selbst ihn eigentlich noch steckt Folgendes: Als junger Mann habe
hören?
ich diese signifikante Veränderung vom
Kind zum Mann erlebt. Plötzlich hat man
Wissen Sie, wenn man einen so großen Hit all diese Fragen im Kopf: Was machst du
hat, ist es ja immer verführerisch, das Negative
zu sehen. Millionen Menschen lieben Welt? Wer willst du sein? 20 Jahre später
mit deinem Leben? Wo ist dein Platz in der
den Song – ich weiß das, weil sie zu meinen sind einige dieser Fragen für mich beantwortet,
aber ich durchlebe eine Konzerten kommen. Es gibt vermutlich
ähnlich
seismische Veränderung: Vom unabhängigen
Single-Mann zum Erwachsenen
mit Verantwortung. Meine Eltern werden
älter und ich mache mir Gedanken um
sie, ich habe geheiratet und eine kleine
Familie, um die ich mich kümmern muss.
Mein Platz in der Welt hat sich verändert
und deshalb gibt es viele Themen, über
die ich schreiben möchte, die für mich
bedeutend sind. Und tatsächlich fühlte
ich mich beim Schreiben dieses Albums
sehr befreit.
Warum?
Als ich letztes Jahr meine Greatest-Hits-
Sammlung veröffentlicht habe, war dies
das Ende meines Plattenvertrags. Ich habe
daraufhin einen neuen unterschrieben,
was zum einen bedeutet, dass ich den
Leuten meine schmerzende Musik auch
weiterhin auferlegen kann (lacht) – und
zum anderen, dass keiner dieser neuen
Songs auf mein Greatest-Hits-Album
kommen wird, denn das ist ja schon
draußen! Ich sehe diese Songs deswegen
wie Bonus Tracks in meinem Leben. Ich
habe beim Schreiben nicht an ihr Erbe
oder das Publikum gedacht, habe sie nicht
für ein Plattenlabel oder um ins Radio zu
kommen geschrieben, sondern für mich,
meine Familie und die Menschen in diesen
Songs.
Auf dem Album befinden sich einige
der fröhlichsten Upbeat-Songs Ihrer
Karriere, aber eben auch einige der
traurigsten. „Dark Thought“ zum
Beispiel ist der verstorbenen Star-