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Télécharger le livret - Outhere

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Ausrufungszeichen zu vermerken: Musik – zu beredt<br />

für Worte – music too eloquent for words…<br />

hat Mendelssohn in einem seiner Briefe vermerkt.<br />

Zweiter Satz: Andantino quasi Al<strong>le</strong>gretto –<br />

Eine zauberhafte Melodie, vorwegnehmend<br />

die Atmosphäre des Lieds Im Frühling,<br />

D 882, März 1826, <strong>le</strong>gato mit staccato-Beg<strong>le</strong>itung.<br />

Rondoform mit ungewöhnlichem<br />

Modulationsverlauf: Ritornell in E, Episode<br />

in C-Dur. Ritornell in F-Dur (Unfähigkeit zur<br />

»richtigen« Modulation oder Bequemlichkeit?)<br />

Episode in d-Moll, heiter-melancholisches<br />

»Wandern durch himmlische Sphären« im<br />

Sinn des »Cherubinischen Wandersmann« von<br />

Angelus Si<strong>le</strong>sius, jenem Schubert geistesverwandten<br />

Dichter aus Sch<strong>le</strong>sien, der Heimat von<br />

Schuberts Vorfahren, Rückkehr des Ritornells in<br />

E, in höherer Lage, »bereichert« durch die vorhergehende<br />

Wanderung, beseligender Epilog. – Doch<br />

für Schubert war dieses Thema damit noch nicht<br />

erschöpft: Er hat es im Schlußrondo seiner vor<strong>le</strong>tzten<br />

Sonate (D 959) wieder aufgegriffen und<br />

»symphonisch« durchgeführt.<br />

Der <strong>le</strong>tzte Satz, ein Sonatenrondo in a-<br />

Moll, zerstört mit einem Schlage die idyllische<br />

Stimmung des Andantinos. Auf einen dreimaligen<br />

raketenhaften unisono »Aufstieg« in a-Moll folgen<br />

klagende, man könnte auch sagen, resignierende<br />

Antworten, bis sich die <strong>le</strong>tzte überraschend heiter<br />

in A-Dur hören läßt und in einen erregten,<br />

pianistisch virtuosen Satz einmündet, der eine<br />

Art gezwungene Heiterkeit ausdrückt. Ein<br />

frühlingshaftes zweites Thema läuft sich nach<br />

anfänglichem Aufblühen g<strong>le</strong>ichsam tot: Die vier-<br />

124<br />

maligen Wiederholungen zweitaktiger Motive<br />

scheinen al<strong>le</strong>n Gesetzen der Sonatenform zu<br />

widersprechen und sind doch zutiefst notwendig.<br />

Ein Kürzen von 8 oder 16 Takten würde<br />

die Struktur des ganzen Satzes emfindlich<br />

stören. ich kenne in der klassischen Literatur<br />

nur ein Gegenstück, nämlich die ungezählten<br />

Motivwiederholungen im 1. Satz von Beethovens<br />

Pastoral-Symphonie. Dort aber drücken<br />

sie etwas ganz anderes aus: Wohlbefinden bei<br />

der Ankunft auf dem Lande, wenn sich gewisse<br />

Eindrücke (Bachrauschen, Vogelstimmen) wiederho<strong>le</strong>n,<br />

ohne daß etwas geschieht. Bei Schuberts<br />

Motivwiederholungen geschieht aber sehr wohl<br />

etwas, und wenn es bloß das bis zur Unhörbarkeit<br />

versinkende diminuendo ist. Die Virtuosität der<br />

Schlußgruppe hat bei Schubert nur kaum ihresg<strong>le</strong>ichen.<br />

Der Klaviersatz läßt sogar an Scarlatti<br />

denken. Nach aufregender Entwicklung stellt die<br />

Coda die entscheidende Frage: Schluß in Dur oder<br />

in Moll? Sie wird zugunsten des Dur entschieden,<br />

scheinbar resignierend zart, bis ein unvermittelter,<br />

brüsker A-Dur-Akkord wie ein Protestschrei den<br />

al<strong>le</strong>r<strong>le</strong>tzten Akzent setzt und diese Sonate zum<br />

Abschluß bringt.<br />

∆<br />

Sonate Nr. 5, As-Dur, D 557<br />

komponiert im Mai 1817<br />

Erstveröffentlichung in alter GA, 1888<br />

Daß diese bezaubernde Sonate in den meisten<br />

Ausgaben der Schubert-Sonaten fehlt, verdankt<br />

sie wohl einem einzigartigen Umstand:<br />

Der Finalsatz steht nicht in der Grundtonart

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