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Titelthema: Moosfrösche

TitelthemaTheloderma

TitelthemaTheloderma albopunctatum in der TerrarienbepflanzungEine Wassertemperatur von 21–23 °C ist für die Entwicklungausreichend. Die Hinterbeine sind nach etwa acht Wochenzu erkennen. Die Vorderextremitäten sind bereits vor demDurchbruch als Beulen erkennbar. Zu diesem Zeitpunktnehmen die Quappen auch bereits allmählich die Färbungder Adulten an. Sobald die Arme durchbrechen, sind esnur noch wenige Tage bis zum Landgang. Die Quappengehen nach drei bis vier Monaten an Land. Sofern dieQuappen separat aufgezogen wurden, sollten diese nunin ein Aufzuchtterrarium überführt werden. Dafür könnenhandelsübliche Faunaboxen verwendet werden, die entsprechenddem Elternbecken eingerichtet sind.Sobald der Schwanz der Landgänger resorbiert ist, ist mangut beraten, die kleinen Moosfrösche förmlich im Futterschwimmen zu lassen. Zu Beginn eignen sich Kleineund Große Fruchtfliegen, Mikro-Heimchen und Springschwänze.Nach sechs bis acht Wochen kann man bereitsauf kleine Heimchen umsteigen. Nach einem halben Jahrkann man dann mit der nächsten Generation von Moosfröschenrechnen.Verhalten im TerrariumWie bei allen Moosfröschen handelt es sich auch bei denhier besprochenen Arten um vornehmlich dämmerungsundnachtaktive Tiere. Während des Tages ruhen die Fröschezusammengekauert an Einrichtungsgegenständenaußerhalb des Wassers, oder sie halten sich an der Wasseroberflächeam Kork auf. An Land sitzend, lassen sie sichkaum vom Pfleger stören und bleiben meist einfach ganzruhig. Befinden sich die Frösche jedoch im Wasser, tauchensie bei Störung meist unter und versuchen, sich unter Lauboder einem Korkstück zu verstecken. Auch die Kaulquappenreagieren mit heftiger Flucht, wenn man beim Hantierenan den Beckenrand oder das Terrarium stößt. Daherempfiehlt es sich, immer genügend Versteckmöglichkeitenin Form von Laub im Wasserteil zu haben. Darunter verbringenauch die Quappen einen Großteil des Tages.Einige Zeit, bevor die Beleuchtung erlischt, erwachen dieMoosfrösche aus ihrer Tagesruhe. Die Männchen beginnendann teilweise bereits zu rufen. Ein zusätzliches Sprühenkurz vorher steigert die Aktivität zusätzlich. Ein besondersinteressantes Verhalten von Flechtenmoosfröschen, dasauch schon von Kunz et al. (2010) beschrieben wurde, istdas Winken mit den Hinterbeinen. Dabei strecken die Fröscheabwechselnd erst das eine, dann das andere Hinterbeinaus und vollführen eine halbkreisförmige Bewegung.Die Zehen werden abgespreizt und die Schwimmhaut aufgespannt.Dieses Verhalten wird auch von T. albopunctatumbereits wenige Wochen nach der Metamorphose gezeigt.Einen eindeutigen Zusammenhang des Winkens mit eineranderen bestimmten Interaktion oder Verhaltensweisekonnte ich noch nicht genau ausmachen. Auch ob es beideGeschlechter praktizieren oder nicht, konnte noch nicht verifiziertwerden.Auch die von Kunz et al. (2010) für T. corticale beschriebenenaufgetriebenen Haftscheiben konnte ich beobachten.Meistens wiesen zwei bis drei Tiere gleichzeitig diesesMerkmal auf. Auch dabei ist unklar, welchen Sinn oderwelche Funktion dieses Phänomen erfüllt. Da es jedoch bereitsin der frühen Jugend und bei beiden Geschlechternauftaucht, erscheint eher ein allgemeiner Sinn und Zweckdahinter zu stehen als vielleicht ein direkter Zusammenhangzum Fortpflanzungsverhalten der Männchen. Eskönnte sich aber auch um etwas handeln, dass nur in derHaltung auftritt. Denn ob wildlebende Moosfrösche dieseaufgetriebenen Haftscheiben ausbilden, ist nicht bekannt.Bei meinen T. vietnamense konnte ich dieses Phänomennoch nicht beobachten.Probleme und ErkrankungenAn dieser Stelle sollen die im Lauf der Haltung aufgetretenenProbleme nicht unerwähnt bleiben. Vornehmlich hatteich Schwierigkeiten bei der Entwicklung und Aufzucht derQuappen. Immer wieder sind Teile oder auch ganze Gelegeverpilzt. Es kann angenommen werden, dass ein kleinererTeil dieser Eier einfach nur unbefruchtet war und sichEin besonders interessantes Verhaltenvon Flechtenmoosfröschen ist dasWinken mit den Hinterbeinendaher nicht entwickelte. Es kam aber auch zu Einbußenvon sich bereits eindeutig entwickelten Gelegen. Eventuellhaben diese auch Futtertiere angefressen, wodurch dieäußere Gallerthülle beschädigt und dadurch eine Eintrittspfortefür Mikroorganismen geschaffen wurde. Aber aucheine unzureichende Ventilation könnte ursächlich sein. Beimeinem Zuchtpaar von T. asperum hatte ich eine runde,34

Titelthemageschlossene Korkröhre mit einem Durchmesser von ca.10 cm als Einrichtung gewählt. Weil die Röhre im Wasserstand, konnte von unten keine Frischluft ins Innere gelangen.Alle in dieser Röhre abgelegten Eier verpilzten. Erstals ich die Korkröhre gegen ein anderes Korkstück ausgewechselthatte und die Gelege damit „frei“ im Terrariumangebracht waren, entwickelten sich die Eier. Diese Beobachtungsteht jedoch etwas im Widerspruch zur vermutlichbaumhöhlenbewohnenden Lebensweise der Art.Nachdem sich die ersten Zuchterfolge eingestellt hatten,traten Probleme bei der Entwicklung der Kauqluappen vonT. albopunctatum auf. Vermehrt passierte es, dass die Vorderextremitätengar nicht oder nur als Streichholzbeinchenausgebildet wurden und dass die Metamorphose nichtabgeschlossen werden konnte. Die Ursachen für Streichholzbeinchensind bisher noch nicht eindeutig aufgeklärtbzw. wird eine Reihe von möglichen Ursachen diskutiert.In meinem Fall ist eventuell ein allgemeiner Temperaturanstiegaufgrund des einsetzenden Sommers ursächlich. Umdie Probleme in den Griff zu bekommen, wendete ich eineReihe von Maßnahmen an, die auf diverse diskutierte Ursachenabzielten. Ich öffnete im Sommer über Nacht dasFenster komplett, um einen stärkeren Temperaturabfallzu erreichen. Weiterhin wurde die Beleuchtung auch amTag früher oder komplett ausgeschaltet, um einem erhöhtenTemperaturanstieg während des Tages vorzubeugen.Zusätzlich wurden die alten Leuchtmittel der Terrariengegen neue mit UV-Anteil ausgetauscht. Das Intervall fürdie Wasserwechsel wurde verkürzt. In den späteren Jahrentauchte das Problem trotz weiterer Rekordsommer nichtmehr auf.Zudem hatte ich versucht, meine größer werdende Gruppein ein größeres, 60 x 30 x 30 cm messendes Terrarium zuüberführen, auch um einen kleinen Innenfilter im Wasserteilnutzen zu können. Jedoch stellten die Frösche dieFortpflanzung nach kurzer Zeit ein, und die Aktivität derMännchen reduzierte sich merklich. Nach zwei Monatenentschloss ich mich, die Tiere wieder in ihr altes, kleineresBecken zurückzuführen. Seitdem zeigen sie wieder ihrübliches Verhalten und legen wieder regelmäßig Gelegeab. Die reine Größe dürfte höchstwahrscheinlich nicht derprimäre bestimmende Faktor gewesen sein, sondern eherdie andere Bauart und Ausstattung sowie damit einhergehendeminimale Unterschiede im Mikroklima.FazitMein Fazit über diese Moosfrösche fällt in jeder Hinsichtpositiv aus. Der Platzanspruch ist recht gering, und auchdie Ansprüche an die Einrichtung sind überschaubar.Zudem hält sich der technische Aufwand in Form einereinfachen Beleuchtung sehr in Grenzen. Bietet man diesenFröschen das richtige Wasser, erfreuen sie sich bester Gesundheitund pflanzen sich regelmäßig fort. Die Quappenaufzuchtgestaltet sich ebenfalls einfach, da die Larven imElternbecken ohne Probleme zur Metarmorphose gelangenund auch danach ohne viel Aufwand darin groß werden.Zudem verbergen diese Frösche immer noch zahlreicheTheloderma vietnamenseGeheimnisse, die es mit weiteren Beobachtungen zu entschlüsselngilt. So halten Thelodermen sicher noch die einoder andere neue Erkenntnis für uns bereit. Und wer inseiner Wohnung einen Hauch von Dschungelflair habenmöchte, dem kann ich Moosfrösche nur ans Herz legen. Mitihrem regelmäßigen, aber auch nicht übermäßigen und lautenQuaken kann man sich an diesen Tieren sogar erfreuen,ohne vor dem Terrarium sitzen zu müssen.LiteraturAnh, P.V. & T.Q. Nguyen (2018): Diversity of the genusTheloderma (Amphibia: Anura: Rhacophoridae) from SonLa Province. – Khao Hoc (Viet) 34: 48–54.Kunz, K. (2016): Schluss mit der Tarnung! Moosfrosch-Systematikunter der Lupe. – TERRARIA/elaphe 61: 14–21.–, S. Honigs & T. Eisenberg (2010): Moosfrösche: die GattungTheloderma. – Natur und Tier - Verlag, Münster.Poyarkov, N.A., N.L. Orlov, A.V. Moiseeva, P.Pawangkhanant, T. Ruangsuwan, A.B. Vassilieva, E.A.Galoyan, T.T. Nguyen & S.S. Gogoleva (2015): Sortingout moss frogs: mtDNA data on taxonomic diversity andphylogenetic relationships of the Indochinese species ofthe genus Theloderma (Anura, Rhacophoridae). – RussianJournal of Herpetology 22: 241–280.Qi, S, G. Yu, B. Lei, Y. Fan, D.L. Zhang, Z.W. Dong, P.P. Li,N.L. Orlov & H. Mian (2018): First record of Thelodermagordoni Taylor, 1962 from Yunnan Province, China. –Russian Journal of Herpetology 25(1): 43–55.Vassilieva, A.B., E.A. Galoyan, N.A. Poyarkov & P. Geissler(2016): A Photographic Field Guide to the Amphibiansand Reptiles of the Lowland Monsoon Forests of SouthernVietnam. – Edition Chimaira, Frankfurt a. M.Wassersug, R.J., K.J. Frogner & R.F. Inger (1981): Adaptationsfor life in tree holes by rhacophorid tadpoles from Thailand.– Journal of Herpetology 15: 41–52.35

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