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Fischaufstiegsanlagen in Bayern

FAH_Leitfaden_Bayern_2016

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4 Uferrehne ist e<strong>in</strong> böschungsnaher<br />

bzw. uferbegleitender<br />

Wall aus Fe<strong>in</strong>teilen, der <strong>in</strong><br />

strömungsberuhigten Zonen<br />

natürlich entstanden ist.<br />

von Uferbefestigungen, Abtrag von Uferrehnen 4 , die Anb<strong>in</strong>dung von Altgewässern und durch<br />

fischpassierbare Durchlässe und Verb<strong>in</strong>dungsbauwerke (Siele, Deich- und Dammdurchlässe, Düker)<br />

verbessert werden und dies, soweit hierbei Höhensprünge zu überw<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit <strong>Fischaufstiegsanlagen</strong>. Maßnahmen und spezielle Anlagentypen zur Herstellung<br />

der lateralen Durchgängigkeit übersteigen den Rahmen dieses Handbuches und werden daher<br />

nicht weiter behandelt.<br />

2.3 Flussdynamik, Habitatnutzung und Fischwanderungen<br />

Natürliche Fließgewässer s<strong>in</strong>d, bed<strong>in</strong>gt vor allem durch wechselnde Abflüsse, <strong>in</strong> der Regel hochdynamische<br />

Systeme. Die Dynamik wird dabei auf vielfältige Weise wirksam. Bee<strong>in</strong>flusst von<br />

der Abfluss- und Wasserspiegeldynamik werden Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit, Schleppkraft, Wassertemperatur,<br />

Sauerstoffgehalt, Bespannungsflächen, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie aber der Geschiebe- und<br />

Sedimenttransport. Ergebnis der dynamischen Verhältnisse im Fluss s<strong>in</strong>d u.a. stete Störungen<br />

(Veränderungen), teilweise sogar Zerstörung bestimmter Strukturen, aber im gleichen Zuge<br />

auch wieder Schaffung und Erneuerung von Strukturen und (Teil-)Lebensräumen. Die flusseigene<br />

und die flussbegleitende Pflanzen- und Tierwelt hat sich nicht nur an die jeweiligen typischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen angepasst, sondern viele Arten s<strong>in</strong>d auf diese Dynamik zw<strong>in</strong>gend angewiesen.<br />

Klassisches Beispiel dafür, welche Bedeutung flussdynamische Vorgänge für die Habitatbildung<br />

und Habitatnutzung haben, s<strong>in</strong>d die Umlagerung und der Transport von Sedimenten <strong>in</strong>sbesondere<br />

von Kies. Die regelmäßige Umlagerung und Wiederherstellung von Kiesbänken-/flächen<br />

ist zw<strong>in</strong>gende Voraussetzung für die Schaffung, Erhaltung und Erneuerung funktionstauglicher<br />

Kieslaichplätze für e<strong>in</strong>e Vielzahl rhithraler und rheophiler Flussfischarten und damit für deren<br />

Leben und Überleben.<br />

Viele Tiere im Fluss zeigen <strong>in</strong> verschiedenen Perioden und <strong>in</strong> sehr unterschiedlichem räumlichen<br />

Umfang Wander- und Ausweichbewegungen. Das können bei den Kle<strong>in</strong>lebewesen (Insekten,<br />

Schnecken, Würmer u.a.) – dem sog. Makrozoobenthos – kle<strong>in</strong>räumige Bewegungen zwischen<br />

Oberfläche und Lückenraum des Sediments se<strong>in</strong>, aber auch tausende von Kilometern reichende<br />

Wanderungen bei bestimmten Fischarten.<br />

Viele Fischarten haben sich <strong>in</strong> ihrer Entwicklungsgeschichte an die o.g. Vier-Dimensionalität und<br />

an die abflussabhängige Raum-Zeit-Dynamik von Fließgewässern angepasst und führen daher <strong>in</strong><br />

fast allen Altersstadien im Laufe ihres Lebens Migrationen (Wanderungen) <strong>in</strong>nerhalb von und<br />

zwischen Gewässersystemen durch (AG-FAH 2011). In den meisten natürlichen Fließgewässern<br />

f<strong>in</strong>den Wanderungen sowohl flussauf- und flussabwärts (longitud<strong>in</strong>al) als auch lateral statt. Biologische<br />

Grundlage und Ziel dieser Wanderungen ist:<br />

··<br />

Habitate und zugehörige Ressourcen h<strong>in</strong>sichtlich Fortpflanzung, Ernährung, Schutz vor<br />

Fe<strong>in</strong>den und „Katastrophenereignissen“ (Hochwasser) bestmöglich zu nutzen und<br />

··<br />

die <strong>in</strong> Fließgewässern permanent e<strong>in</strong>wirkende Verdriftung, <strong>in</strong>sbesondere von juvenilen Stadien<br />

der Fische, zu kompensieren.<br />

Wanderungen von Fischen können daher als im Zuge der Evolution entstandene Anpassungsmechanismen<br />

verstanden werden, die vor allem der Steigerung von Wachstum, Bioproduktion,<br />

Überlebensrate und Abundanz (NORTHCOTE 1978) und somit letztlich der Verbreitung und<br />

Erhaltung der Art und der Population allgeme<strong>in</strong> dienen. Unterbrechungen der Fischwanderungen<br />

durch künstliche Barrieren (Querbauwerke) haben daher für die Populationen der meisten<br />

Fischarten negative Auswirkungen.<br />

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