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Fischaufstiegsanlagen in Bayern

FAH_Leitfaden_Bayern_2016

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2.5 Wanderkorridor, Wanderroute,<br />

rheoaktive Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Als Wanderkorridor im S<strong>in</strong>ne dieser Broschüre wird jener Raum im Wasserkörper des Fließgewässers<br />

und <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er FAA betrachtet, der von Fischen bei ihren gegen die Strömung flussaufwärts<br />

orientierten Bewegungen bevorzugt benutzt bzw. durchschwommen wird. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

se<strong>in</strong>er Lage im Verhältnis zum Querbauwerk lässt sich der Wanderkorridor nach EBEL (2006)<br />

untergliedern <strong>in</strong> die:<br />

··<br />

Unterwasserkomponente,<br />

··<br />

FAA-Komponente,<br />

··<br />

Oberwasserkomponente.<br />

Der Wanderkorridor gemäß dieser Def<strong>in</strong>ition be<strong>in</strong>haltet somit im Idealfall alle potenziellen<br />

Wanderrouten (Schwimmwege) der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Gewässerbereich und/oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

FAA zielgerichtet aufwärts wandernden Fische. Als rheoaktive Geschw<strong>in</strong>digkeit wird jene artund<br />

größenspezifische Geschw<strong>in</strong>digkeit bezeichnet, bei der Fische beg<strong>in</strong>nen, sich positiv rheotaktisch<br />

zu orientieren, d.h. sie stellen ihren Körper gegen die Strömung und beg<strong>in</strong>nen, so sie<br />

wanderstimmig s<strong>in</strong>d, gegen die Strömung anzuschwimmen. Als planerische Orientierungswerte<br />

für die rheoaktive Geschw<strong>in</strong>digkeit der autochthonen Fischarten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> können folgende<br />

Zahlen herangezogen werden:<br />

Tabelle 1: Rheoaktive Geschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />

Fischart/Lebensstadium<br />

Juvenile Stadien der meisten Cypr<strong>in</strong>iden, Salmoniden und sonstigen<br />

Familien; adulte Stadien der Kle<strong>in</strong>fischarten wie Elritze, Mühlkoppe,<br />

Schmerle<br />

Adulte Stadien der meisten Cypr<strong>in</strong>iden (Barbe, Nase, Aitel (Döbel)),<br />

Salmoniden (Bachforelle, Äschen) und sonstigen Familien<br />

Lachssmolts (12–15 cm)<br />

Huchen, Seeforelle, Lachs, Meerforelle (adult)<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

0,15 m/s<br />

0,20 m/s<br />

0,30 m/s<br />

≥ 0,30 m/s<br />

Die Funktion e<strong>in</strong>es Wasserkörpers als Wanderkorridor wird grundsätzlich sowohl von hydraulischen<br />

Parametern (Strömungseigenschaften, Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit) als auch hydrographischen<br />

und hydromorphologischen Charakteristika (Wassertiefe bzw. Tiefenverteilung, Dimension des<br />

Wasserkörpers, strömungsbee<strong>in</strong>flussenden Unterwasserstrukturen, Sohlrauigkeit etc.) bestimmt.<br />

Beispielsweise bewegen sich Fische bei ungleichmäßiger Verteilung der Strömung im Fließprofil<br />

meist <strong>in</strong>nerhalb oder am Rande der Hauptströmung flussaufwärts. Bei gleichmäßiger Strömungsverteilung<br />

im Querprofil können bestimmte Flussbettstrukturen (z.B. die Uferböschung oder der<br />

Böschungsfuß) morphologische Determ<strong>in</strong>anten für den bevorzugten Wanderweg und somit für<br />

den Wanderkorridor se<strong>in</strong>. Im Idealfall fügt sich die FAA bzw. deren <strong>in</strong>terner Wanderkorridor<br />

nahtlos <strong>in</strong> den Gewässer-Wanderkorridor der aufwandernden Fische e<strong>in</strong>.<br />

Zentrale hydraulische Funktionskriterien für den Wanderkorridor im Gewässer, wie auch <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er FAA s<strong>in</strong>d, dass<br />

··<br />

<strong>in</strong> ihm e<strong>in</strong> durchgehender Bereich (Strömungsfaden) gegeben ist, <strong>in</strong>nerhalb dessen die<br />

rheoaktive Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit der autochthonen Fischarten überschritten wird,<br />

··<br />

sich gleichzeitig aber die Fließgeschw<strong>in</strong>digkeiten im Längs- und Querschnitt des Korridors<br />

<strong>in</strong>sbesondere aber im Bereich von Engstellen nicht oder nur auf kurzen Strecken der<br />

maximalen Schwimmgeschw<strong>in</strong>digkeit (Spr<strong>in</strong>tgeschw<strong>in</strong>digkeit) der den Korridor nutzenden<br />

Zielarten annähert.<br />

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