Fischaufstiegsanlagen in Bayern
FAH_Leitfaden_Bayern_2016
FAH_Leitfaden_Bayern_2016
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
2. Gesteigerte Geschw<strong>in</strong>digkeit: Diese Geschw<strong>in</strong>digkeit kann nur für kürzere Zeit aufrechterhalten<br />
werden (20 s bis 200 m<strong>in</strong>)<br />
3. Spr<strong>in</strong>tgeschw<strong>in</strong>digkeit: Ist die maximale Geschw<strong>in</strong>digkeit, die e<strong>in</strong> Fisch erreichen bzw.<br />
nur für sehr kurze Zeit (bis max. 20 s) aufrechterhalten kann. Auf die Höchstleistung muss<br />
<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> „Erholungs- oder Erschöpfungsschwimmen“ <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>g bis moderat strömender<br />
Umgebung stattf<strong>in</strong>den können, anderenfalls würde der Fisch abgetrieben werden.<br />
Daneben wurde die „kritische Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit“ def<strong>in</strong>iert. Dies ist e<strong>in</strong>e Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />
gegen die e<strong>in</strong> Fisch e<strong>in</strong>e gewisse Zeit (< 20 s) anschwimmen kann, bevor<br />
er abgetrieben wird und die <strong>in</strong> ihrer Dimension zwischen Geschw<strong>in</strong>digkeit (2) und (3) liegt.<br />
Für die Planung von <strong>Fischaufstiegsanlagen</strong> geben die Spr<strong>in</strong>tgeschw<strong>in</strong>digkeiten der schwimmschwächsten<br />
Zielfischarten der gebietstypischen Fischzönosen (Bezug: Fischregion) den Grenzwert<br />
für die Maximalgeschw<strong>in</strong>digkeit an den Engstellen und Zwangspunkten der Anlage vor.<br />
Wird dieser Wert überschritten oder über größere Streckenabschnitte, die ohne Ruhepause<br />
überwunden werden müssen, erreicht, werden die schwimmschwächeren Arten nicht erfolgreich<br />
passieren können, d.h. die Anlage wird nur e<strong>in</strong>geschränkt (selektiv) funktionsfähig se<strong>in</strong>. Die<br />
kritischen Spr<strong>in</strong>tgeschw<strong>in</strong>digkeiten für unterschiedliche Fischarten, Größenklassen und Wassertemperaturen<br />
bilden daher die Grundlage für die Bemessung von FAA. In Abhängigkeit von der<br />
Gewässer-/Fischregion (siehe Abb. 3, S. 16) können folgende Faustzahlen für die Maximalgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
im Bereich von Engstellen/Zwangspunkten von FAA verwendet werden:<br />
··<br />
Rhithral (Forellen-Äschen-Region): 1,5–2,2 m/s<br />
··<br />
Potamal (Barben-Brachsen-Region): 0,8–1,5 m/s<br />
Grundsätzlich sollten die planerischen Bemessungswerte eher etwas niedriger angesetzt werden<br />
als die Maximalgeschw<strong>in</strong>digkeiten (Grenzwerte). Für die Schwimmgeschw<strong>in</strong>digkeit von Fischen<br />
hat sich e<strong>in</strong>e Angabe <strong>in</strong> „Körperlängen (L Fisch) pro Sekunde“ als physiologisch s<strong>in</strong>nvoll erwiesen.<br />
Bei Untersuchungen an <strong>Fischaufstiegsanlagen</strong> wurden dabei reale Spr<strong>in</strong>tgeschw<strong>in</strong>digkeiten bei<br />
Optimaltemperaturen von adulten Salmoniden (Bachforelle), Cypr<strong>in</strong>iden (Barbe, Nase, Hasel)<br />
und Perciden (Flussbarsch) von ca. 10 L Fisch/s festgestellt, bei kle<strong>in</strong>eren Fischen 15–20 L Fisch/s.<br />
Die Brut verschiedener Arten kann noch höhere, längenbezogene und damit relative Schwimmgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
erreichen.<br />
Die maximalen absoluten Schwimmgeschw<strong>in</strong>digkeiten für die Bachforelle liegen bei 2–3 m/s,<br />
für typische Bewohner des Potamals wie unterschiedliche Cypr<strong>in</strong>iden bzw. Barschartige bei<br />
0,7–1,5 m/s. Die leistungsschwächsten Schwimmer s<strong>in</strong>d die Brut und juvenile Stadien der gebietstypischen<br />
Arten und der Kle<strong>in</strong>fischarten wie Koppen, Schmerlen, Schneider, Gründl<strong>in</strong>ge<br />
und andere. Nach Laborversuchen gilt als Grenzwert für die kritische Geschw<strong>in</strong>digkeit für e<strong>in</strong>heimische<br />
Kle<strong>in</strong>- und Jungfische 0,35–0,6 m/s (JENS et al. 1997). Derart moderate Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
nahe der Sohle oder an den Randbereichen können <strong>in</strong> FAA durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Sohlrauigkeit oder durch strömungswirksame Randstrukturen hergestellt werden.<br />
2.4.2 Orientierung und Schwimmverhalten<br />
Fische nutzen bei ihren Wanderungen zur Orientierung sämtliche S<strong>in</strong>nesorgane, wobei man zwischen<br />
Orientierungsleistungen <strong>in</strong> der unmittelbaren Umgebung und solchen, die auf Fernziele<br />
ausgerichtet s<strong>in</strong>d, unterscheiden muss. Bei der Orientierung an und zwischen Strukturen und<br />
der Bestimmung der Fließ- bzw. Wanderrichtung werden v.a. der optische S<strong>in</strong>n, der Tasts<strong>in</strong>n und<br />
das Seitenl<strong>in</strong>ienorgan benutzt. Über den Anteil des Gehörs ist noch wenig bekannt, doch weiß<br />
man <strong>in</strong>zwischen, dass bestimmte Strömungsverhältnisse und Unterwasserstrukturen typische<br />
akustische Signaturen <strong>in</strong> unterschiedlichen Frequenzbereichen aufweisen, die von Fischen sicherlich<br />
unterschieden und zur Orientierung benutzt werden können. Auch der Temperaturs<strong>in</strong>n ist<br />
von nicht zu unterschätzender Bedeutung, werden doch gerade im Frühjahr bevorzugt wärmere<br />
14<br />
2 Grundsatzfragen zur Durchgängigkeit und zu Fischwanderungen