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Fischaufstiegsanlagen in Bayern

FAH_Leitfaden_Bayern_2016

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darüber, dass es im Normalfall ausreicht, wenn FAA an ca. 300 Tagen im Jahr und zwar <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Abflussspektrums zwischen dem<br />

Q 30 und Q 330 (=Abflüsse die an jeweils 30 Tagen bzw. 330 Tagen im Jahr unterschritten werden)<br />

funktionsfähig s<strong>in</strong>d. Bei jeder FAA-Planung s<strong>in</strong>d daher die geometrisch-hydraulischen Verhältnisse<br />

so auszulegen, dass <strong>in</strong>nerhalb der beiden Abflussgrenzwerte e<strong>in</strong>e gute Passierbarkeit der<br />

Anlage und e<strong>in</strong>e gute Auff<strong>in</strong>dbarkeit des unterwasserseitigen E<strong>in</strong>stieges gewährleistet s<strong>in</strong>d. Von<br />

der starren Festlegung auf die Q 30-Q 330-Regel kann <strong>in</strong> fachlich begründeten Fällen abgewichen<br />

werden. Beispielsweise liegen für die Aufwärtswanderungen der Fische <strong>in</strong> Gewässern mit alp<strong>in</strong><br />

geprägtem Abfluss-/Temperaturregime oder <strong>in</strong> anderen Gewässern mit sehr starken Abflussschwankungen<br />

von Natur aus kürzere Zeitfenster im Jahresverlauf vor. In solchen Fällen kann<br />

die Funktionsdauer für FAA auf 250 Tage bzw. auf die Spanne zwischen Q 50 und Q 300 begrenzt<br />

werden. Anders bei Gewässern mit sehr ausgeglichenem Abflussregime. Hier kann e<strong>in</strong>e Funktionsdauer<br />

von > 300 bis 320 Tagen (Q 20-Q 340) im E<strong>in</strong>zelfall die „richtige“ Lösung se<strong>in</strong>. Eventuell<br />

müssen auch Hauptwanderzeiten besonders berücksichtigt werden.<br />

5.2 Auff<strong>in</strong>dbarkeit von FAA<br />

Von essentieller Bedeutung für die Funktionsfähigkeit von FAA ist, dass ihr E<strong>in</strong>stieg (Mündung,<br />

Auslauf) im Unterwasser des Querbauwerkes von den im Fluss aufwandernden Fischen gut aufgefunden<br />

wird. Sowohl die Position des E<strong>in</strong>stiegs als auch die <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Umfeld herrschenden<br />

ökohydraulischen Verhältnisse (Leitströmung, konkurrierende Strömungen) sollten dazu geeignet<br />

se<strong>in</strong>, möglichst viele Fische auf ihren Wanderrouten möglichst effizient „abzuholen“ und <strong>in</strong><br />

die FAA h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu führen. Insbesondere sollte vermieden werden, dass die aufwärts wandernden<br />

Fische durch konkurrierende Strömungen oder sonstige E<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong> „bl<strong>in</strong>d“ endende Sackgassen<br />

fehlgeleitet werden.<br />

Im Zusammenhang mit der Auff<strong>in</strong>dbarkeit spielt nicht nur der quantitative Aspekt e<strong>in</strong>e Rolle<br />

(welchem Anteil der wandernden Fische gel<strong>in</strong>gt der erfolgreiche Aufstieg <strong>in</strong>s Oberwasser), sondern<br />

auch der zeitliche Aspekt. Bei e<strong>in</strong>igen Mittel- und Langdistanzwanderern, die auf dem<br />

Weg zu ihren Laichplätzen mehrere Querbauwerke überw<strong>in</strong>den müssen, gleicht die Wanderung<br />

oftmals e<strong>in</strong>em Wettlauf gegen die Gonadenreifung und gegen den zu raschen Abbau der Energiereserven<br />

der Laichfische. Insofern s<strong>in</strong>d auch das rasche Auff<strong>in</strong>den der FAA und der möglichst<br />

ununterbrochene Aufstieg <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Gewässern mit diadromen Arten von besonderer<br />

Wichtigkeit.<br />

Abb. 6 verdeutlicht, wie vergleichsweise w<strong>in</strong>zig die Mündung und der Abstrombereich e<strong>in</strong>er<br />

FAA (III <strong>in</strong> Abb. 6) an e<strong>in</strong>em großen Querbauwerk mit Kraftwerksnutzung s<strong>in</strong>d im Vergleich<br />

zu den konkurrierenden Strömungen aus den Turb<strong>in</strong>enauslässen (II) und über die Wehrfelder<br />

(I). Es liegt auf der Hand, dass dieser „Nadelöhr“-Korridor des FAA-Abstromes im Verhältnis zu<br />

den großen konkurrierenden Strömungskorridoren („Sackgassen“) des Turb<strong>in</strong>enabflusses und<br />

des Wehrüberlaufes nur dann von Fischen aufgefunden werden kann, wenn er sehr gut mit deren<br />

Hauptwanderkorridor „verl<strong>in</strong>kt“ ist oder zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>nerhalb der Reichweite der normalen<br />

Suchbewegungen der Fische unterhalb des Wanderungsh<strong>in</strong>dernisses liegt. Gleichermaßen ist<br />

hierbei auch ersichtlich, wie komplex und variabel die Strömungsverteilungen an e<strong>in</strong>er großen<br />

Wehr-/Kraftwerksanlage <strong>in</strong> räumlicher und zeitlich-räumlicher H<strong>in</strong>sicht se<strong>in</strong> können. Die Strömungsverteilung<br />

und die „Konkurrenzverhältnisse“ im Unterwasser verändern sich sowohl <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit vom Gesamtabfluss und den korrespondierenden Wasserspiegeländerungen (<strong>in</strong><br />

diesem Beispiel: Wehrüberlauf ab ca. 200 m 3 /s an ca. 60–80 Tagen) als auch von der Steuerung<br />

der Turb<strong>in</strong>en und der Wehrfelder. Entsprechend kompliziert, aufwändig und anspruchsvoll<br />

s<strong>in</strong>d die Grundlagenermittlungen und Planungen zur Positionierung des FAA-E<strong>in</strong>stieges an e<strong>in</strong>er<br />

derartigen Anlage.<br />

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