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ZD IM WÜRGEGRIFF<br />
Die veröffentlichte Meinung beeinflußt entscheidend die öffentliche Meinung.<br />
Sage mir, was du liest, und ich sage dir, was du denkst.<br />
Wer das bezweifelt, braucht nicht mehr weiterzulesen. – Seit viereinhalb<br />
Jahren gibt es nun die „Zeitung für Darmstadt“, eine erfrischende, wohltuende<br />
und notwendige Ergänzung zum „Darmstädter Echo“, dem mit der<br />
Liquidation des „Darmstädter Tagblatts“ das lokale Meinungsmonopol in<br />
den Schoß gefallen war. Eine mediale Konkurrenz zum „DE“ ist die ZD nie<br />
gewesen, kann sie auch nicht sein, denn eine Tageszeitung und eine Zweiwochenzeitung<br />
sind völlig verschiedene Dinge. Wohl aber gibt es eine<br />
inhaltliche Konkurrenz. Die Tageszeitung arbeitet insgesamt oberflächlicher,<br />
sie schöpft die meist über Agenturen kommenden aktuellen Informationen<br />
einfach ab und präsentiert sie. Eine Zweiwochenzeitung bietet keine<br />
Tagesaktualität, dafür aber bringt sie Exemplarisches, liefert Erklärungen,<br />
Hintergründe, Zusammenhänge, sie bohrt tiefer und baggert Dinge aus, die<br />
dem Leser normalerweise verborgen bleiben.<br />
Die inhaltliche Konkurrenz zwischen dem großen „DE“ und der kleinen<br />
ZD hat aber noch einen anderen Grund. Während das „Echo“, bei allen<br />
Unterschieden innerhalb der Redaktion, sich insgesamt regierungsfromm<br />
verhält, sich manchmal schwerhörig oder gar taub stellt, weil es verwachsen<br />
ist in die verfilzten, von einer einzigen Partei beherrschten lokalen<br />
Strukturen, zeigte sich die ZD von Anfang an alternativ und respektlos, ein<br />
unbestechliches Forum für basisdemokratische Initiativen, und ihre Kritik<br />
an den Etablierten war weitgehend, keine Partei konnte sich vor der spitzen<br />
Feder sicher fühlen. Politische Positionen kamen hier zu Wort, die beim<br />
gutbürgerlichen lokalen Meinungsmonopolisten keine Chance gehabt hätten.<br />
Die ZD hat gezeigt, was eine „unabhängige und überparteiliche“ Zeitung<br />
wirklich ist.<br />
Von Anfang an aber hat man von verschiedenen Seiten der ZD Knüppel<br />
zwischen die Beine geworfen, ihre Tätigkeit mit vielfältigen Mitteln und<br />
Methoden behindert: Informationsblockade, Anzeigenboykott, Druck auf<br />
Anzeigenkunden, Verweigerung von Krediten, Verweigerung öffentlicher<br />
(bezahlter) Bekanntmachungen, Mitarbeiter-Abwerbung, Gerichtsprozesse<br />
– ein Lehrstück für den Mißbrauch politischer Macht. Seit geraumer Zeit<br />
setzt man nun (dieser Eindruck verdichtet sich immer mehr) auf „Beleidigungsklagen“,<br />
ein todsicheres Mittel, um eine kleine, finanzschwache Zeitung<br />
zu strangulieren. Jetzt, wo die ZD die versteinerten Darmstädter Verhältnisse<br />
(ein bißchen) zum Tanzen gebracht und unsere Amigos, zumal im<br />
Wahljahr, in eine gewisse Unruhe versetzt hat, soll sie zum Schweigen<br />
gebracht werden.<br />
Und die Reaktion auf diese Bedrohung der ZD? Beim Sammeln von<br />
Unterstützungsunterschriften konnte ich viel Hilfsbereitschaft feststellen.<br />
Viele (auch solche, die von der Existenz der ZD bisher gar nichts wußten)<br />
zeigten sich erschrocken angesichts der Gefahr, daß es diese Zeitung nicht<br />
mehr geben könnte. Andere fühlten sich animiert, die ZD zu abonnieren<br />
oder selber Unterschriften zu sammeln. Leider bekam ich aber auch Stimmen<br />
zu hören, die ihre Unterstützungsunterschrift nicht geben wollten; die<br />
Begründungen waren voller Blauäugigkeit oder kleinkarierter Provinzialität,<br />
verschrobene Meinungen, Irrungen und Wirrungen auch ansonsten fortschrittlich<br />
Denkender. Manche(r) Linke(r) hat noch nicht die alte Weisheit<br />
begriffen, daß die herrschende Meinung die Meinung der Herrschenden ist<br />
und daß deshalb die Existenz der ZD eine politische Machtfrage darstellt,<br />
weil in diesem Blatt die linksparlamentarischen Kräfte und die außerparlamentarische<br />
Bewegung unzensiert und undiffamiert zu Wort kommen.<br />
Und wenn die ZD kaputt wäre? Dann kann das „Echo“ ungestört seinen<br />
Fest-und-Jubel-Journalismus weiter betreiben und so viel Kritik üben, wie<br />
man es ihm erlaubt. Kritische Leserbriefe hätten keine Chance mehr, wenn<br />
überhaupt, unverstümmelt zu erscheinen. Antikriegspositionen, antifaschistische<br />
und antirassistische Positionen, sofern sie nicht nur der Imagepflege<br />
dienen, und konsequentes ökologisches Denken hätten kein Forum<br />
mehr. Unsere Darmstädter Amigos könnten, mit Blick auf ihre ungestörten<br />
Pfründe, sich beruhigt zurücklehnen und im Glanz der öffentlichen Beliebtheit<br />
sonnen. Niemand würde ihre Schweinereien ausbaggern. Und das für<br />
lange. Denn ein so fähiges Team wie das der ZD (das sich seit Jahren freiwillig<br />
selber ausbeutet), gibt es hier erst wieder in vielleicht zwanzig Jahren.<br />
Und so lange möchte ich nicht warten.<br />
Dr. Artur Rümmler<br />
Sehr geehrter Michael Grimm,<br />
ich bitte Dich hiermit, weiter die Zeitung für Darmstadt herauszugeben,<br />
deren Erscheinung nicht einzustellen.<br />
Ich halte eine zweite Pressestimme in Darmstadt nicht nur für erforderlich,<br />
ja bei der einseitigen, pro Stadtregierung gerichteten Berichterstattung und<br />
der ständigen Zensur und Themenbeschneidung der Leserbriefe des<br />
„Darmstädter Echos“, für zwingend erforderlich.<br />
Ich möchte bemerken, ich stehe inhaltlich nicht zu jedem Artikel in Deiner<br />
Zeitung, bin nicht mit allem einverstanden. Manchmal ist mir das Vokabular<br />
etwas zu extrem gewählt, die Wortwahl etwas hart, aber die Berichte<br />
machen im allgemeinen einen gut recherchierten Eindruck.<br />
Eine zweite Zeitung, wie die ZD, bereichert die Berichterstattung einer<br />
Stadt/Region und ist oft wichtig für die Meinungsbildung, da ein zweiter<br />
Journalist oft ein Thema von einer anderen Seite sieht, beurteilt und aufrollt.<br />
Auch gefallen mir an der ZD, das Recherchieren vom Filz und Komplott<br />
in der Darmstädter Stadtregierung inkl. Heag … Diese Seite fehlt (verständlicherweise)<br />
bei dem „DE“ komplett. Daher möchte ich mich allen<br />
Forderungen der ZD anschließen und wünsche viel Erfolg für die 10.000<br />
Unterschriften.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Michael Steidel<br />
Stellungnahme zu meiner Unterschrift:<br />
Ich bin grundsätzlich ein Vertreter der Meinungsfreiheit, trotzdem habe ich<br />
einige Bedenken, Ihren Forderungskatalog zu unterschreiben. Das Eintreten<br />
gegen rechtswidrige Übergriffe der Staatsorgane und für die wirtschaftliche<br />
Gleichbehandlung der ortsansässigen Zeitungen durch die<br />
Stadtverwaltung ist eine Selbstverständlichkeit. Andererseits sind mir einige<br />
Berichterstattungen über politische und religiöse Minderheiten in Ihrer<br />
Zeitung sehr unangenehm in Erinnerung, die die Abgabe einer Solidaritätserklärung<br />
nur mit sehr gemischten Gefühlen erlauben.<br />
BRIEFE ZUR ZD …<br />
Einmal war es ein Artikel von Peter Horn „Aids-Infizierte internieren – eine<br />
unwahre Behauptung?“, in dem über den Bund gegen Anpassung berichtet<br />
wurde. Ich war Augenzeuge der Eskalation der Gewalt gegen den Bund<br />
gegen Anpassung in Mainz. Den Höhepunkt bildete die gewaltsame Verhinderung<br />
einer Veranstaltung des Bundes gegen Anpassung durch eine<br />
angetrunkene Menschenmenge (kostenloser Glühweinausschank!) unter<br />
den Scheinwerfern eines Kamerateams von „Sat 1“. Kurz zuvor fand eine<br />
Studentenversammlung mit dem einzigen Tagesordnungspunkt „Wer ist<br />
der Bund gegen Anpassung?“ statt. Eine Vertreterin des Bundes gegen<br />
Anpassung versuchte zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen. Ihr wurden<br />
gerade zwei Minuten Redezeit zugestanden. Daraufhin verließen die Mitglieder<br />
des Bundes gegen Anpassung unter dem Gejohle der Menge „Auf<br />
Wiedersehen, auf Wiedersehen …“ und Fußgetrampel den Saal.<br />
Ähnliches konnte in Darmstadt beobachtet werden. Aber für Sie bestand<br />
keine Notwendigkeit beide Seiten zu hören, obwohl schon Tage vor der<br />
angekündigten Veranstaltung Steckbriefe („Wanted“) plakatiert wurden<br />
und die Plakate des Bundes gegen Anpassung entweder abgerissen oder<br />
mit dem Aufkleber „Fällt aus“ überklebt wurden.<br />
Nichts gesehen? Nichts gehört? Und nur eine Seite befragt! Ich zitiere<br />
ihren Autor Peter Horn:<br />
„Der BgA … ist Mitte der achtziger Jahre unter anderem in Göttingen und<br />
1989 in Mainz aufgefallen – die dortige ASten sollten darüber Bescheid<br />
wissen. Jedenfalls scheint es immer rabiat zuzugehen bei den Veranstaltungen<br />
des ‚Bundes’. Was im einzelnen dort gelaufen ist (oder nicht), das<br />
wollen wir lieber nicht zitieren.“<br />
Zur zweiten unangenehmen Berichterstattung habe ich mich schon in<br />
einem Leserbrief geäußert (ZD 71). Ich gebe äußerst ungern eine Solidaritätserklärung<br />
für eine Zeitung ab, die Hofberichterstattung für die Gegner<br />
der Meinungsfreiheit betreibt.<br />
Warum dann doch? Einerseits wegen der Einmaligkeit (eigentlich Selbstverständlichkeit)<br />
in der deutschen Presselandschaft, daß Ihr Leserbriefe<br />
nicht zensiert. Andererseits wegen den seltenen Fällen, in denen Ihr auch<br />
mal einem Angegriffenem ein Forum bietet. Als positives Beispiel sei die<br />
Veröffentlichung der Bilder des italienischen Malers Mario Sironi genannt.<br />
Peter Betscher<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
mit Bestürzung habe ich in der Ausgabe 71 der ZD gelesen, daß dieser Zeitung<br />
das Ende droht; zu mächtig scheint die Allianz der Widerstände, von<br />
denen allerdings oft genug berichtet wurde – nur mit diesen Konsequenzen<br />
rech<strong>net</strong>e ich doch nicht.<br />
So ist das in der Welt – man hört und liest von allerlei Schlechtigkeiten,<br />
und wenn dann im engeren Lebensumfeld etwas passiert, ist man doch<br />
ziemlich berührt. So fühle ich mich persönlich betroffen – eigentlich auch<br />
getroffen, denn was nach Ihren Schilderungen da abläuft, ist ein eklatanter<br />
Eingriff in die Pressefreiheit, mithin eine gröbliche Mißachtung der Grundwerte<br />
unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Wer das duldet, ist<br />
selbst schuld; und doch: Bleibt uns anderes übrig? Die Stimme zu erheben<br />
mag ja heilige (oder erste) Bürgerpflicht sein – allein, was nutzt es? Politischer<br />
und/oder finanzieller Einfluß ist allemal wirksamer als hehre Solidaritätsbekundungen,<br />
doch solche Einflußmöglichkeiten stehen offensichtlich<br />
denen näher, die freie Meinungsäußerungen und Meinungsvielfalt in<br />
den Medien mit kritischer Berichterstattung nur dann dulden, wenn es<br />
ihnen nicht schadet – also offenbar nie.<br />
Wie auch immer, ich werde – wie hoffentlich auch viele andere kritische<br />
Leser(innen) der ZD, die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen und<br />
fordere diejenigen, die der ZD andauernd Knüppel zwischen die Beine werfen,<br />
öffentlich auf, Stellung zu nehmen, warum sie das tun und was sie zu<br />
den Vorwürfen bzw. der Berichterstattung zu sagen haben.<br />
Ob es um Beleidigungen geht (an „Ehrenrührigem“ gibt es weit Schlimmeres)<br />
oder um gravierendere Dinge – wenn die öffentlichen Belange betroffen<br />
sind, scheint mir die Gerichtsbarkeit der falsche Verhandlungsplatz zu<br />
sein. Das gute alte Forum ist ein geeig<strong>net</strong>eres Feld zur Gegenüberstellung<br />
von gegensätzlichen, die Allgemeinheit betreffenden Meinungen; und wer<br />
setzte sich für so ein Forum ein, wenn nicht die ZD?<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Dieter Wolf<br />
Lieber Michael Grimm,<br />
ein blaublütiger, britischer Geldsack hat m. E. die zutreffende Charakterisierung<br />
von Pressetätigkeit unter den Bedingungen des real existierenden<br />
Kapitalismus gegeben. In zynischer Offenheit (man befand sich unter Seinesgleichen)<br />
meinte er sinngemäß, Pressefreiheit bedeute die Freiheit der<br />
200 reichsten Männer, Ihre Meinung gedruckt zu sehen.<br />
Den Zustand der etablierten und bequemen HOFberichterstattung kennt in<br />
Darmstadt und Umgebung jeder, der das „DE“ liest – publizistische<br />
Gegen„macht“ ist daher möglich und nötig; um so mehr, da es heute nicht<br />
unbedingt einen offiziellen Zensor (obwohl auch das immer häufiger vorkommt)<br />
braucht, um eine mißliebige Stimme im „Zeitungswald“ zum<br />
Schweigen zu bringen.<br />
In diesem Sinne,<br />
mit freundlichen Grüßen,<br />
Roland Vogel, Antifa-Archiv Georg Fröba<br />
Liebe ZD’ler<br />
leider ist es mir bis heute nicht gelungen, Menschen von der Wichtigkeit<br />
einer ZD zu überzeugen. „Lieber nicht“, war die Reaktion, wenn ich um<br />
Unterschrift bat.<br />
Ich hoffe für Euch! Bin begeisterte Abo-Empfängerin und fände eine Einstellung<br />
dieser Zeitung in vielerlei Hinsicht bezeichnend.<br />
Seid herzlich gegrüßt<br />
Diana Birkenfeld<br />
Nummer 73 · 11.7.1994 · Seite 19<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Ihre Ankündigung, die ZD einzustellen, ist für Darmstadt eine Katastrophe.<br />
Ich habe die Zeitung von drei Seiten erlebt, als Abonnent, als Autor und als<br />
Ziel ihrer Recherchen. Abonnent bin ich von Anfang an und ich habe mir<br />
eine „Lobby für den Sozialbereich“ erhofft. Autor war ich leider nur sehr<br />
kurz, und ich habe eine kritische, sehr anspruchsvolle aber sehr kooperative<br />
Redaktion erlebt. Bei Recherchen in der Institution, in der mein Arbeitsauftrag<br />
liegt, und die ihrerseits Lobby ist für Randgruppen, hat die Zeitung<br />
Sensibilität und detailgetreue Wiedergabe der Realität bewiesen. Insgesamt<br />
das, was Darmstadt braucht und man/frau von Presse erwartet. Die<br />
Aggressivität, mit der Sie manchmal berichten, trifft nicht immer meinen<br />
Stil. Dies darf aber nicht zu Zensur führen, denn das ist der Zerfall der<br />
Demokratie. Der Appell geht an alle Darmstädter. Kaufen oder Nicht-Kaufen<br />
soll das Überleben der Zeitung bestimmen, nicht Zensur oder Opportunismus.<br />
Karl-Heinz Schön<br />
Wenn ich halbmonatlich aus der provinziellen, noch nicht ganz gleichgeschalteten<br />
Zeitungslandschaft Berlins in die provinzielle, fast gleichgeschaltete<br />
Zeitungslandschaft Ostthüringens zurückkehrte, fand ich regelmäßig<br />
die „Zeitung für Darmstadt“ im Briefkasten. Jedesmal hob sich<br />
sogleich meine Stimmung: siehe da; es gibt noch Flecken im Lande dampfender<br />
Dumpfheit, wo sich aufmüpfige Blätter und deren Macher halten<br />
können. Da packt einen doch gleich der Optimismus, und man hält die<br />
deutsche Menschheit nicht nur für bieder, ausländerfeindlich, lesefaul,<br />
braunfleckig und lernschwach. Nun soll, wie man lesen und hören muß, die<br />
„Zeitung für Darmstadt“ exekutiert werden. Muß ich jetzt meinen – lebensnotwendigen<br />
– Optimismus gänzlich aus dem eigenen, notwendigerweise<br />
wachsenden, Bauch nehmen?<br />
Matthias Biskupek, freier Schriftsteller, Rudolstadt<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
der Aufruf zur Unterstützung der ZD ist für mich der Anlaß, anstelle des<br />
vorformulierten Protestes einen (eigenen) Brief zu (unter)schreiben.<br />
Ich unterstütze die Forderung nach einer zweiten (Tages)-Zeitung für<br />
Darmstadt.<br />
• In der Zeitung für Darmstadt sehe ich den Versuch, ein Stück Öffentlichkeit<br />
in der Stadt wiederzubeleben. Da die Wiedergabe von Ereignissen<br />
immer den (subjektiven) Blickwinkel der JournalistInnen beinhaltet und<br />
nicht alle Aspekte der (objektiven) Wirklichkeit einbeziehen kann, ist ein<br />
breites Spektrum der Berichterstattung aus unterschiedlicher Perspektive<br />
über die vielfältigen Ereignisse in der Stadt wünschenswert.<br />
• Weiterhin kann eine zweite Zeitung in Darmstadt durch die Veröffentlichung<br />
von Leserbriefen, die manchmal auch „länger als 30 Zeilen à 60<br />
Anschläge“ sein können, einen größeren Kreis von Bürgerinnen und Bürgern<br />
in einen lebendigen Diskussionsprozeß einbeziehen.<br />
• Auch unter dem Gesichtspunkt des Wettbewerbs in einer Marktwirtschaft<br />
ist eine zweite lokale Zeitung notwendig, vor allem wenn mit dem so schillernden<br />
Gut „Information“ gehandelt wird.<br />
Ich lese seit Herbst vergangenen Jahres als Neu-Darmstädter die Zeitung<br />
für Darmstadt und habe sie als Informationsquelle schätzen gelernt. Längere<br />
Berichte, welche auch Hintergründe beleuchten, ermöglichen den<br />
LeserInnen im Zusammenhang mit anderen Presseerzeugnissen und der<br />
eigenen Wahrnehmung eine selbständige Urteilsbildung. Erwähnen möchte<br />
ich die Beiträge über die Frauenbeauftragte der Stadt Darmstadt (ZD Nr.<br />
56), den Artikel über den Ausländerbeirat (ZD Nr. 60) und die Fotodokumentation<br />
über das Heag-Hallen-Vorhaben (ZD Nr. 70).<br />
Eine kritische Anmerkung möchte ich zur Zeichnung auf der Titelseite der<br />
Ausgabe Nr. 71 vom 10.6.94 machen. Ich halte eine derartige bildliche Darstellung<br />
für gefährlich, in der Hinsicht, daß auf diese Art und Weise Feind-<br />
BILDer aufgebaut und verfestigt werden. Außerdem klangen in der Vergangenheit<br />
manche Beiträge in der ZD eher verzweifelt, anklagend, als daß sie<br />
zur Mitarbeit und zum Engagement in der Stadt ermutigt hätten. Ermutigende,<br />
Möglichkeiten aufzeigende Beiträge sollten in der Zeitung für Darmstadt<br />
ihren Platz finden.<br />
Ich hoffe, daß dieses einzelne Votum für eine zweite Zeitung in Darmstadt<br />
mit zu deren Erhalt beitragen kann.<br />
Freundliche Grüße,<br />
T. Schumann<br />
Lieber Michael,<br />
in den letzten Monaten habe ich die politischen Geschehnisse in Darmstadt<br />
nicht näher verfolgen können, da mich andere Probleme beschäftigt haben.<br />
Immerhin habe ich bei meinen Arbeitskollegen bzw. -kolleginnen einige<br />
Unterschriften für die ZD sammeln können. Dabei habe ich festgestellt, daß<br />
kaum jemand die ZD kannte.<br />
Übrigens bezweifle ich, ob die Erhöhung des Einzelverkaufspreises auf<br />
5,50 Mark der ZD nutzen wird. Meines Erachtens ist damit ein Schwellenwert<br />
überschritten, der manche Interessenten vielleicht vom Kauf abhalten<br />
wird. Ich hätte einen Preis von unter 5 Mark für besser befunden.<br />
Nichtsdestotrotz bleibt die ZD für mich die wichtigste Informationsquelle<br />
über das Geschehen in Darmstadt. Ich würde es als einen großen Verlust<br />
empfinden, wenn die ZD ihr Erscheinen einstellen müßte. Für die nächste<br />
Ausgabe wünsche ich mir eine kritische Berichterstattung zum Heinerfest<br />
und dem ganzen bierseeligen Drum und Dran.<br />
Mit den besten Wünschen<br />
Karl-Heinz Dehner<br />
Hallo Herr Grimm,<br />
für diesen Text waren nicht mehr Unterschriften zu bekommen. Insbesondere<br />
der letzte Absatz hat viele abgeschreckt. Wenn Sie die Unterschriften-<br />
☛ Fortsetzung auf folgender Seite<br />
DESIGNERTEPPICHE<br />
DARMSTADT<br />
ROSSDÖRFER PLATZ