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Der General (Seubert)<br />

wälte beklagen, daß ihnen die Informationen<br />

fehlen. Somit liegt es an der Bevölkerung,<br />

ob sie auch weiterhin die Täter deckt<br />

oder ihnen endlich das schmutzige Handwerk<br />

legt.<br />

Ein Polizist protokolliert nichts<br />

Im Februar und März zählten wir mehr als<br />

40 Anrufe, die bestätigten, die Täter sitzen<br />

sehr wohl in der Stadt und den umliegenden<br />

Gemeinden. Wann immer wir jedoch<br />

Genaueres wissen wollten, wie Vor- und<br />

Nachnamen, Straße u.s.w., herrschte<br />

Schweigen. Nur Jugendliche waren bereit,<br />

mehr zu erzählen, denn sie kennen die<br />

Rechtsradikalen, die es laut Seubert und<br />

seiner besseren Gesellschaft nicht gibt:<br />

Wen wunderts, sitzt doch im Parlament die<br />

Mutter eines der Rädelsführer, ein anderer<br />

rechtsorientierter Verwandter ist gar Stadtverord<strong>net</strong>er<br />

und ein dritter in der Stadtverwaltung<br />

beschäftigt (die Namen sind der<br />

Redaktion und den Behörden bekannt).<br />

Das Rätsel, warum von der Polizei in Groß-<br />

Bieberau nichts gegen die allgemein<br />

bekannten Rechtsradikalen unternommen<br />

wurde, löste sich sehr schnell: Der ermittelnde<br />

Polizist, Mitglied eines Roßdörfer<br />

Schäferhundevereins, dem der Ruf vorausgeht,<br />

rechte Mitglieder zu sammeln, versäumte,<br />

Protokolle über seine Vernehmungen<br />

zu führen.<br />

Eine heiße Spur<br />

Das hatte mehrerlei Folgen: Der Polizei war<br />

der Tip für eine heiße Spur gegeben worden.<br />

In dem Nachbarort Reinheim, in der<br />

Wilhelmstraße – war dem Beamten mitgeteilt<br />

worden – seien in einem Keller, neben<br />

Orden aus der NS-Zeit und Hitlerbildern,<br />

auch nicht registrierte Schußwaffen zu finden.<br />

Nicht nur, daß in den Polizei-Akten<br />

kein Vermerk darüber steht, wurde die<br />

und sein<br />

Freund (Schieck)<br />

Groß-Bieberaus Bürgermeister und Polizei wollen keine Kenntnis<br />

über Rechtsradikale haben –<br />

Filz: Kommunalaufsicht bestätigt Gesetzesbruch<br />

Die Freunde Werner Seubert (der General) und sein Stadtverord<strong>net</strong>envorsteher Anton Weiher (beide CDU) kennen<br />

keine Hemmungen, wenn es darum geht, ihre Geschäfte in die eigenen Taschen vor dem Parlament zu verbergen.<br />

Weiher nutzt sein Amt, um parlamentarische Initiativen abzublocken, das wundert nicht, denn seiner Familie konnte<br />

er ein billiges Grundstück , noch dazu in bester Lage und in Nähe seines Generals, zuschanzen. Alle Proteste der<br />

Stadtverord<strong>net</strong>en prallten an ihm ab, Falschauskünfte waren an der Tagesordnung. Der andere Freund des Generals,<br />

„Echo“-Redakteur Schieck, sorgt für Verunglimpfung der Stadtverord<strong>net</strong>en und führt der Öffentlichkeit (siehe<br />

Bild) die heile Welt vor, liegt ihm doch an Sympathie-Werbung. Das Foto ist dem „Echo“ entnommen, um auch<br />

einen bildhaften Eindruck von der PR-Berichterstattung zu geben. mg<br />

Viel Aufsehen hatte unsere Berichterstattung<br />

im Januar und Februar über CDU-<br />

Filz und Rechtsextremismus in der Odenwaldgemeinde<br />

Groß-Bieberau erregt. Im<br />

Zuge der Recherchen wegen mehrfacher<br />

Mordversuche, Schüsse auf Container und<br />

Schulen, in denen Flüchtlinge untergebracht<br />

waren, stießen wir auf die vorteilnehmenden<br />

Geschäfte des CDU-Bürgermeisters<br />

Werner Seubert und konnten folgenlos<br />

(ohne Gegendarstellungs- oder<br />

Widerrufbegehren, auch ohne Strafanzeigen)<br />

berichten, daß und wie der „General“ ,<br />

so sein Spitzname, in die eigene Tasche<br />

wirtschaftete – bis hin zum Griff in die<br />

Gemeindekasse.<br />

Noch mehr Mordanschläge<br />

Dieses Recherche-Ergebnis war aber mehr<br />

Nebenprodukt, denn wir wollten eigentlich<br />

wissen, wieso können in dem 4.000-Seelen-Nest<br />

immer wieder und ungehindert<br />

Anschläge auf Flüchtlinge ausgeführt werden<br />

– eigentlich müßte doch jede/r in der<br />

Stadt wissen, wer hinter den Anschlägen<br />

steckt. Im Zuge der Recherchen stießen wir<br />

darauf, daß nicht etwa nur auf die Container,<br />

in denen Flüchtlinge eingepfercht sind,<br />

geschossen worden war (31.8.92), sondern<br />

im Sommer des Jahres zuvor bereits<br />

zweimal auf Schulen, einmal knapp an dem<br />

Kopf einer Jugoslawin vorbei – beim Treffen<br />

eines Asylarbeitskreises mehrerer Frauen,<br />

die sich um die Flüchtlinge kümmern.<br />

Der oder die Täter mußten Orts- und Zeitkenntnisse<br />

besitzen. Bürgermeister Seubert<br />

hingegen behauptete immer wieder,<br />

die Täter stammten nicht aus seiner<br />

Gemeinde. Dort Ansässige wußten wiederum<br />

anderes. Die Darmstädter Staatsanwaltschaft<br />

hat erklärt, Anklage wegen Mordversuches<br />

zu erheben, sowie eindeutige Hinweise<br />

auf die Täter eingehen. Die Staatsan-<br />

Schülerin, die die Informationen gegeben<br />

hatte, in der Folge bedroht, verprügelt und<br />

massiv eingeschüchtert – heute sagt sie<br />

nichts mehr. Woher wußten die Rechten<br />

von ihrer Aussage?<br />

Sieg-Heil-Gebrüll<br />

Die Angst grassiert überall, die meisten, vor<br />

allem Jüngeren, trauen sich nicht, etwas zu<br />

sagen. InformantInnen möchten namentlich<br />

nicht in Erscheinung treten, weil sie<br />

wohl berechtigt fürchten, selbst Opfer der<br />

rechten Gewalttäter zu werden – ihr Vertrauen<br />

in die Polizei ist erschüttert. Daran<br />

ändern auch regelmäßige Patrouillen der<br />

Ordnungshüter nichts, die auf Anweisung<br />

der Darmstädter Staatsanwaltschaft beobachten<br />

sollen. Die Rechten stören sich nicht<br />

daran: Am 1. Mai ziehen in Rodau das<br />

Horst-Wessel-Lied singende Rechte durch<br />

den Ort, Sieg-Heil-Geschrei gehört auch<br />

dazu. Selbstverständlich weiß niemand der<br />

400 EinwohnerInnen etwas darüber und<br />

Bürgermeister Seubert, so er gefragt würde,<br />

hätte nur die Antwort parat: Die sind<br />

nicht aus unserer Stadt. Sein „Echo“-<br />

Freund Schieck meldet solche Vorkommnisse<br />

nicht.<br />

Die bürgerliche Mitte<br />

„Das ist doch nur von der Presse hoch<br />

gespielt“, begeg<strong>net</strong>en viele, vor allem Ältere,<br />

den Berichten der ZD über die rechten<br />

Aktivitäten, verkennend, daß wir lediglich<br />

berichteten, was sich abspielt. Wo verläuft<br />

die Grenze zwischen Bequemlichkeit,<br />

Untätigkeit und Sympathie? Nicht nur, daß<br />

die Zahl der rechtsextremen Anschläge<br />

immer mehr zunimmt, läßt sich auch der<br />

Nachweis führen: die Täter finden Deckung<br />

und Unterstützung in der sogenannten bürgerlichen<br />

Mitte. Rechtes Gedankengut<br />

zeugt rechtsextreme Täter, sie sind keine<br />

Außenseiter, sie sind Kinder und haben<br />

Eltern, die eine „saubere und ordentliche“<br />

Stadt haben wollen, hinter ihrem privaten<br />

Vermögen her sind und die Saat für rechte<br />

Gewalt legen. Dabei handelt es sich jedoch<br />

keineswegs um eine breite Mehrheit, im<br />

Gegenteil: Die rechtsextremen Jugendlichen<br />

lassen sich ebenso wie die vorteilnehmenden<br />

PolitikerInnen noch an den Fingern<br />

abzählen – acht sind uns namentlich von<br />

mehreren InformantInnen genannt worden<br />

(auch die Behörden sind informiert). Es<br />

werden Verbindungen zwischen den<br />

rechtsradikalen Aktivitäten in Groß-Bieberau<br />

und Seeheim-Jugenheim, wo auch<br />

schon mehrere Anschläge zu verzeichnen<br />

waren, hergestellt – nicht von der Polizei,<br />

von Jugendlichen – auch nicht von „Echo“-<br />

Redakteur Schieck: Er recherchiert nicht<br />

und verschweigt, schreibend wird er dann<br />

tätig, wenn es gilt, für seinen Freund Seubert<br />

in der Öffentlichkeit eine Lanze zu brechen.<br />

NSDAP-Parteibuch unter 100<br />

Namen von Älteren, Rechts-Aktiven, werden<br />

nicht genannt, lediglich, daß sich der<br />

ehemalige Inhaber der Brauerei Schönberger<br />

öffentlich damit rühmte, ein NSDAP-<br />

Parteibuch unter der Nummer 100 gehabt<br />

zu haben. Über alle anderen breitet sich das<br />

Schweigen aus. Interessant dabei ist, daß<br />

General Seubert beste Beziehungen zu dem<br />

Erben pflegt, der durch seines, des Generals<br />

Gnaden, enorme Gelder einsparen darf,<br />

weil er trotz hoher Belastung der Abwässer<br />

keine höheren Gebühren (sogenannte<br />

Schwerverschmutzer-Abgabe) zu entrichten<br />

braucht – von mehreren Hunderttausend<br />

Mark ist die Rede – das zu überprüfen,<br />

ist jedoch Sache der Kontrollbehörden.<br />

Bereits 1991 hatte die Kommunalaufsicht<br />

die Begünstigung festgestellt und die<br />

Gemeinde aufgefordert, künftig für Überprüfung<br />

und korrekte Abrechnung zu sorgen<br />

– doch geändert hat sich nichts. Beste<br />

Freundschaft soll „Echo“-Redakteur<br />

Schieck und Seubert verbinden: Der Schreiber<br />

wider bessere Er- und ohne Kenntnis<br />

der Groß-Bieberauer Vorgänge und Reserveoffizier<br />

Seubert treffen sich zu privatem<br />

Austausch des öfteren, was viele parteiische<br />

Falschberichte des „Echo“ plausibel<br />

macht. Die Tatsache, daß auch Chefredakteur<br />

Roland Hof („Echo“) Reserveoffizier<br />

ist, könnte auf weitere Verbindungslinien<br />

schließen lassen.<br />

Viele InformantInnen<br />

Nachdem wir die Verbindung zwischen den<br />

vorteilnehmenden Politikern und den Rechten<br />

angedeutet hatten, war vielen im Ort ein<br />

Licht aufgegangen – sie stellten selbst<br />

immer neue Verbindungen her. Die Informationen<br />

wurden schließlich so dicht, daß<br />

wir längst nicht mehr über alles berichten<br />

können. Während noch die Politiker über<br />

eine „Rufmordkampagne“ lamentierten<br />

(vom „Echo“ öffentlich unterstützt), riefen<br />

Ärzte, Juristen, Professoren, Architekten,<br />

städtische Bedienstete und Parteimitglieder<br />

aller Fraktionen (außer der CDU) an, gaben<br />

ihre Beobachtungen und Kenntnisse weiter.<br />

Das Bild über die Rechte setzte sich wie ein<br />

Puzzlespiel Stück für Stück immer weiter<br />

zusammen – doch damit war es schlagartig<br />

vorbei, als Bürgermeister Seubert nach<br />

einem Kur-Aufenthalt im April zurückkam.<br />

Gleich, bei wem wir anriefen, niemand wollte<br />

überhaupt noch irgendetwas wissen. Vor<br />

allem die SPDler schwiegen, zugesagte<br />

Auskünfte wurden nicht mehr erteilt, nachdem<br />

Seubert öffentlich Andeutungen darüber<br />

gemacht hatte, daß ein SPD-Mitglied<br />

selber Vorteile aus den Grundstücksschiebereien<br />

gezogen hätte – etwas scheint daran<br />

zu sein, wie das Schweigen zeigt.<br />

Kommunal-Aufsicht:<br />

Gesetzesverstoß<br />

Da mit der ZD-Berichterstattung Steine ins<br />

Rollen gekommen waren, ließ Seubert<br />

sogar einen (beschränkten) Akteneinsichtsausschuß<br />

am 21.3. zu, doch nur, um seinen<br />

Freund Schieck im „Echo“ hernach verbreiten<br />

zu lassen, „Der Bürgermeister ist …<br />

entlastet“. Den Stadtverord<strong>net</strong>en untersagte<br />

Seubert, Notizen zu machen, denn die<br />

Bewerberlisten für die Grundstücke – Filz-<br />

Zentrale in dem Nest – lagen auch vor und<br />

hätten genauere Beweise erbringen können.<br />

Ebenso verhinderte der General ein<br />

Protokoll.<br />

Nach vielen Anfragen bei der Kommunalaufsicht<br />

im Landratsamt und einer förmlichen<br />

Beschwerde am 25.3.94 unter Berufung<br />

auf die ZD-Berichte, ging am 21.6.<br />

endlich eine Antwort ein: Bei der Grundstücksvergabe<br />

und den parlamentarischen<br />

Entscheidungen im Baugebiet Ober-Ramstädter-Weg<br />

(in dem Seubert selbst gebaut<br />

hat) stellt die Behörde fest, ist gegen die<br />

Hessische Gemeindeordnung verstoßen<br />

worden – Schieck enthält dies seiner Leserschaft<br />

wieder vor. Darin wird bestätigt,<br />

worüber in der ZD Ausgabe 62 berichtet<br />

worden war: Der General hatte selbstherrlich<br />

zu seinen eigenen Gunsten (und nicht<br />

nur er, auch seine CDU-Magistratsmitglieder)<br />

mitentschieden. Da die Kommunalaufsicht<br />

den General lediglich „bittet“, künftig<br />

„der Beachtung des“ Gesetzes „die notwendige<br />

Aufmerksamkeit zu widmen“, ist jetzt<br />

die nächste Behörde mit dem Vorgang<br />

befaßt, der Regierungspräsident nach Auskunft<br />

des Pressesprechers Ohl.<br />

Für Seubert und seine Parteifreunde<br />

bestimmen neue Schiebegeschäfte den Alltag,<br />

das hat er von seinem Vorbild Franz-<br />

Josef-Strauß gelernt, dessen Bild sein<br />

Arbeitszimmer schmückt, und es geht wie<br />

immer um Grundstücke, Grundstückspreise<br />

und Bauaufträge (von und für Freunde).<br />

Währenddessen werden die rechten Täter<br />

immer dreister. Von der Polizei stammte<br />

eine Meldung, die merkwürdigerweise später<br />

nicht mehr bestätigt und jede weitere<br />

Auskunft verweigert wurde.<br />

Mißglücktes Lynchen<br />

„Der Strick war schon geknüpft und die<br />

Schlinge um den Baum gelegt“, begann der<br />

Polizeibericht, „ein Mann auf der Flucht,<br />

zahlreiche Bürger hinter ihm her, schließlich<br />

Rettung durch die Polizei.“ Dieses<br />

Szenario stammt nicht aus einem Film.<br />

Drehbuch war die Realität – in Groß-Bieberau.<br />

Am 27.4. bemerkte eine Frau, wie ein<br />

Nummer 73 · 11.7.1994 · Seite 8<br />

Streifenwagen der Polizei durch die Weinbergstraße<br />

fuhr und sich gleichzeitig ein<br />

Mann hinter einem Papiercontainer versteckte.<br />

Als die Streife außer Sicht war, kam<br />

er wieder hervor, schaute sich ängstlich<br />

nach allen Seiten um und lief schnell weg.<br />

Dies berichtete sie der Polizei, die mit zwei<br />

Streifenwagen den Unbekannten suchten<br />

und ihn aufgrund der Beschreibung auch<br />

schnell fand. „Es stellte sich Überraschendes<br />

heraus“, berichtet die Polizei. Der<br />

Mann, 25 Jahre alt, aus Rodau „war auf der<br />

Flucht vor zahlreichen aufgebrachten Bürgern,<br />

von denen er annahm, daß sie ihn lynchen<br />

wollten. Die Schlinge war bereits an<br />

einen Baum geknüpft“ – „Nach Wild-West-<br />

Manier“ kommentierte der Polizeisprecher.<br />

Wütende Menge<br />

Nach den ersten Recherchen der Polizei<br />

hatte sich der Verfolgte als Versicherungsvertreter<br />

ausgegeben und zahlreiche Bürger<br />

mit Verträgen zu prellen versucht – so die<br />

Auskunft der Lynch-Wütigen. Außerdem<br />

habe er in betrügerischer Absicht auf fremde<br />

Namen Waren auf Rechnung bestellt.<br />

„Zu seinem Schutz wurde der 25jährige<br />

zunächst einmal zur Polizeistation<br />

gebracht. Nach einiger Zeit konnte er dann<br />

seines Weges gehen, was ihm offensichtlich<br />

schwer fiel, da er panische Angst vor<br />

seinen Mitbürgern hatte. Minuten später<br />

erschien dann auch wieder die wütende<br />

Menge. Der Polizei gelang es, die aufgebrachten<br />

Leute zu beruhigen und zur<br />

Besonnenheit zu ermahnen. Die Ermittlungen<br />

sind noch nicht abgeschlossen“, endet<br />

die Polizeimeldung. Danach war nur noch<br />

zu erfahren, es ist keine Strafanzeige eingegangen<br />

von jemandem, der betrogen worden<br />

ist. In Groß-Bieberau wollte niemand<br />

mehr etwas von einem Lynchversuch<br />

gehört haben und die Polizei dementierte<br />

die eigene Meldung. Allerdings bestätigte<br />

die Frau, von der die Polizei informiert worden<br />

war, den Hergang, schränkte aber ein:<br />

„Spielen sie das ja nicht so hoch, es ist<br />

doch eigentlich gar nichts passiert“. Eine<br />

ältere Groß-Bieberauerin meinte gar: „Bei<br />

uns ist es noch nicht so lange her, mit der<br />

Lynchjustiz“ – genaueres mochte sie nicht<br />

erzählen. Wer bei dem Lynchtrupp dabei<br />

war, mal war von 8, mal von 30 Beteiligten<br />

die Rede – darüber schweigen sich alle aus,<br />

Namen fallen selbstverständlich auch nicht.<br />

Der General regiert<br />

Mit harter Hand regiert Seubert, gerade<br />

gegenüber Frauen legt er obwohl wie er<br />

selbst ironisch anmerkte, er die Frauenbeauftragte<br />

sei, ein chauvinistisches und<br />

rücksichtsloses Verhalten an den Tag. Dies<br />

nicht nur im Parlament, wo verdeckte und<br />

offene Diskriminierungen an der Tagesordnung<br />

sind, auch außerhalb. Da haben sich<br />

zwei Frauen, eine 20 Jahre und eine andere<br />

15 Jahre in einer Privatinitiative um behinderte<br />

Kinder gekümmert. Heute gibt es keine<br />

Behinderten und die Frauen hatten sich<br />

als ErzieherInnen Freundschaften erworben,<br />

nicht nur bei Eltern, auch bei den von<br />

ihnen betreuten Kindern. Eine neue Erzieherin<br />

wurde von Seubert bestellt, warum,<br />

weiß niemand zu sagen. Das führte zum<br />

Aufruhr der Eltern in der Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung<br />

(20.6.), da sie die zwei Frauen<br />

weiter behalten wollen. Seubert schützt<br />

Formalien vor und will nicht nachgeben. Die<br />

Öffentlichkeit glaubt er wieder einmal hinter<br />

sich, da Schieck obrigkeitstreu Wirklichkeiten<br />

verändert. Das bringt die Eltern derart<br />

auf die Palme, daß sie beschlossen haben:<br />

Sie melden ihre Kinder bei der Gemeinde<br />

ab, gründen einen eigenen Verein und<br />

beschäftigen die zwei Frauen selbst weiter.<br />

Der Ärger über Seubert-Adlatus Schieck<br />

sitzt derart tief, daß alle 20 beschlossen<br />

haben, das „Echo“ abzubestellen. Obwohl<br />

gelegentlich bis selten „Echo“-Autor Jörs<br />

das Bild zurechtrückt – dieses Mal hatte er<br />

wohl nicht rechtzeitig genug geschrieben.<br />

Das Fernsehen kommt<br />

Nebenbei: Einen kleinen Erfolg hatte die<br />

Berichterstattung über die Rechtsaktivitäten<br />

zu verzeichnen: Ein Arzt, der mehrfach<br />

bedroht worden war und bei dem es auch<br />

schon gebrannt hatte (ZD Ausgabe 64),<br />

wird seitdem in Ruhe gelassen und er nahm<br />

Solidaritätsbekundungen der Einwohner<br />

seines neuen in der Nähe liegenden Wohnortes<br />

Steinau entgegen.<br />

Die Berichterstattung der ZD über Groß-<br />

Bieberau hat bundesweit Aufsehen erregt<br />

und ein Fernsehsender plant derzeit, im<br />

Herbst einen Film über die Vorgänge zu<br />

senden.<br />

M. Grimm

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