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men der Zusammenarbeit mit der Bevölkerung<br />
finden. Politik muß aus den Hinterzimmern<br />
heraus und transparent Entscheidungen<br />
nachvollziehbar werden.<br />
Ein erster Schritt wird von dem SPD Ortsverein<br />
Bessungen und der Europaabgeord<strong>net</strong>en<br />
Barbara Schmidbauer getan, durch die<br />
Einrichtung eines gemeinsamen Bürgerbüros<br />
mit festen Öffnungs- und Sprechzeiten<br />
in den Räumen des Hauses Bessunger<br />
Straße 48.<br />
Dort wird ab sofort jeden Montag der eigens<br />
für diese Aufgabe engagierte Mitarbeiter<br />
Helmut Gerhardt den Bürgerinnen und Bürgern<br />
in der Zeit von 9 Uhr bis 11 Uhr persönlich<br />
und auch telefonisch unter der Nummer<br />
663092 zur Verfügung stehen. Darüber hinaus<br />
können hier Direkttermine mit dem Ortsvereinsvorsitzenden<br />
Michael Blechschmitt<br />
und anderen Politikern vereinbart werden.<br />
„Nur durch gegenseitiges Vertrauen und<br />
Verständnis, kann die arg gebeutelte Darmstädter<br />
SPD verlorengegangene Glaubhaftigkeit<br />
und politisches Profil zurückgewinnen.<br />
Dies muß in erster Linie in Gesprächen mit<br />
Bürgerinnen und Bürgern, aber auch durch<br />
aktive Mitarbeit in Vereinen und Gruppen<br />
erfolgen“, so der Ortsvereinsvorsitzende<br />
Michael Blechschmitt.<br />
Sieberts<br />
Wettbewerbswahn<br />
Unnötige Warteschleifen im<br />
Baugebiet Kranichstein K6: „Die Planer hoffen<br />
und die Stadt blockiert“, erklärt die<br />
Darmstädter CDU-Fraktion in Bezug auf das<br />
Baugebiet K6 in Kranichstein. Wenn man<br />
sich auf Anraten der CDU zum Wohnungsbau<br />
in K6 entschlossen habe und jetzt erst<br />
einen städtebaulichen Ideenwettbewerb ausschreibe,<br />
heiße dies: Auch 1995 ist dort kein<br />
Spatenstich zu erwarten. Die Auswertung<br />
der Wettbewerbsergebnisse sei für März<br />
1995 vorgesehen. Danach erst könne man<br />
Umlegung betreiben und in die konkrete Planung<br />
einsteigen. Bis zu einem rechtskräftigen<br />
Bebauungsplan vergingen weitere Jahre.<br />
„Dieser Wettbewerb ist so überflüssig wie<br />
ein Kropf, weil man ja weiß, daß dort Wohnungen<br />
hinkommen sollen. Er bewirkt nur,<br />
daß ein weiteres Jahr ins Land geht, bevor<br />
etwas geschieht“, stellt die Kranichsteiner<br />
CDU-Stadtverord<strong>net</strong>e Walburga Jung fest.<br />
„Inzwischen warten die Leute auf Wohnungen<br />
und den Bauwilligen laufen die Preise<br />
davon“, warnt sie. Sogar provisorische<br />
Erschließungskosten für die Heag-Garage<br />
seien erforderlich wegen dieser Planungsverzögerung.<br />
Das koste die Stadt zusätzlich<br />
100.000 Mark. „Das sind vermeidbare Folgekosten,<br />
die nur durch Michael Sieberts<br />
Wettbewerbsidee entstehen“, erklärt die<br />
CDU-Stadtverord<strong>net</strong>e.<br />
Elternprotest<br />
verständlich<br />
Der Elternbeirat der<br />
Friedrich-Ebert-Schule beschwert sich in<br />
einem Offenen Brief über das Vorhaben der<br />
Stadt, in Räumen der Schule städtische<br />
Ämter unterzubringen. Insbesondere<br />
mißfällt der Elternschaft, daß die Schulkonferenz<br />
nicht gehört worden ist, wie es das<br />
neue Hessische Schulgesetz eigentlich vorschreibt.<br />
„Den Groll der Eltern können wir verstehen“,<br />
sagen Doris Fröhlich und Christel Thorbecke<br />
von der Grünen Fraktion. „Die Schule hat ja<br />
in den letzten Jahren bereits einige Räume,<br />
u. a. an den Adventkindergarten und die Herderschule<br />
abgegeben.“ Die Kommunalpolitikerinnen<br />
haben sich deshalb mit der Bitte an<br />
den Magistrat gewandt, vor einer endgültigen<br />
Entscheidung, die Meinung der Schulkonferenz<br />
einzuholen und auf die besondere<br />
Situation an der Schule Rücksicht zu nehmen.<br />
Die Maßnahme der Stadt darf nämlich<br />
auf keinen Fall den laufenden Unterricht oder<br />
die Betreuung beeinträchtigen.<br />
Das Vorhaben der Stadt, in der Friedrich-<br />
Ebert-Schule Teile der Verwaltung zeitweise<br />
unterzubringen, ist eine Folge der geplanten<br />
Baumaßnahmen im Heag-Hallen-Block.<br />
Doris Fröhlich und Christel Thorbecke sprechen<br />
sich deshalb dafür aus, daß die Stadt<br />
sich bemühen sollte, auftretende Probleme<br />
beim Heag-Hallen-Projekt mit Betroffenen<br />
einvernehmlich zu lösen.<br />
Keine Nord-Ost-<br />
Umgehung mit den<br />
Grünen<br />
„Die Grünen fallen<br />
Darmstadt in den Rücken“, diese Feststellung<br />
traf der ehrenamtliche CDU-Stadtrat<br />
Willi Franz angesichts des Abstimmungsverhaltens<br />
der Grünen bei der Regionalen Planungsversammlung<br />
(RPV). Dort hatten die<br />
Grünen, an deren Spitze Bürgermeister<br />
Michael Siebert, entgegen einem Beschluß<br />
der Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung, eine<br />
Wiederaufnahme der Darmstädter Nord-Ost-<br />
Umgehung in den Regionalen Raumordnungsplan<br />
abgelehnt.<br />
Der CDU-Stadtrat erinnert daran, daß sich<br />
Siebert in der Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung<br />
mit „Windungen“ für eine Wiederaufnahme<br />
der Umgehungsstraße in den Regionalen<br />
Raumordnungsplan ausgesprochen<br />
habe. Doch angesichts des umgekehrten<br />
Abstimmungsverhaltens in der RPV sei wieder<br />
einmal deutlich geworden, daß die Grünen<br />
eine Nord-Ost-Umgehung ablehnten.<br />
Dieser Dissens sei schon in der rot-grünen<br />
Koalitionsvereinbarung festgeschrieben.<br />
„Die Ankündigung von Planungsdezernent<br />
Siebert, die Umgehungsstraße werde frühestens<br />
2001 gebaut, war also die freundliche<br />
Umschreibung des St. Nimmerleinstages“,<br />
so Willi Franz.<br />
Hilflose Geste<br />
Sehr geehrter Herr<br />
Oberbürgermeister,<br />
die Stadt Darmstadt hat dankenswerterweise<br />
das Kinderprojekt „Favela do Andarai“ in Rio<br />
de Janeiro mit Mitteln aus dem Dritte-Welt-<br />
Fonds unterstützt. Die Initiatorin, Frau Batista,<br />
war auch in Darmstadt und hat Kontakt<br />
zu Parlamentarierinnen und Frauengruppen<br />
aufgenommen. Ich habe Frau Batista, die<br />
auch Präsidentin der Arbeiterpartei (PT) ist,<br />
als engagierten Menschen kennengelernt,<br />
der wichtige Arbeit, insbesondere für Kinder<br />
in Rio leistet.<br />
Die Meldung, daß ihre engsten Mitarbeiter –<br />
Hermogenes da Silva Almeida und Reinaldo<br />
Gueden Miranda – brutal ermordet wurden,<br />
hat mich erschüttert. Auch Frau Batista hat<br />
Morddrohungen erhalten. Es ist offensichtlich,<br />
daß diese Gewalt politische Hintergründe<br />
hat. Die Ermordeten kämpften gegen die<br />
Ermordung von Straßenkindern in Rio und<br />
waren in der Kommission zur Verteidigung<br />
der Menschenrechte im Stadtparlament<br />
aktiv.<br />
Ich denke, daß Magistrat und Stadtverord<strong>net</strong>e<br />
in Darmstadt dazu nicht schweigen dürfen.<br />
Ich wende mich deshalb mit der herzlichen<br />
Bitte an Sie, sich als Oberbürgermeister<br />
der Stadt Darmstadt beim Bürgermeister<br />
von Rio de Janeiro dafür einzusetzen,<br />
gegen die Morde Stellung zu beziehen und<br />
die Kinderarbeit von Frau Batista zu würdigen.<br />
Ich weiß, daß das nur eine hilflose<br />
Geste sein kann, die aber dennoch zeigt, daß<br />
uns das Schicksal von Menschen, die sich<br />
sozial engagieren, nicht gleichgültig ist.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
gez. Doris Fröhlich<br />
Hände weg von der<br />
PDS<br />
Die CDU verlangt von den<br />
Sozialdemokraten „Hände weg von der SED-<br />
Nachfolgepartei PDS“.<br />
Die CDU-Kreisvorsitzende Eva Ludwig hat<br />
die SPD aufgefordert, umgehend und<br />
unmißverständlich zu erklären, daß eine<br />
PARTEIEN - STANDPUNKTE III Nummer 73 · 11.7.1994 · Seite 25<br />
Zusammenarbeit mit der SED-Nachfolgepartei<br />
PDS nicht in Betracht kommt. „Wir sind<br />
entsetzt darüber, daß es in der SPD allen<br />
Ernstes eine Diskussion über mögliche<br />
Koalitionen mit der PDS gibt“, erklärte die<br />
CDU-Kreisvorsitzende Eva Ludwig. „Die<br />
demokratische Zuverlässigkeit der SPD<br />
steht auf dem Spiel.“ Eva Ludwig fordert die<br />
SPD-Politiker dazu auf, das „gemeinsame<br />
Interesse der Demokraten“ im SPD-Präsidium<br />
zu vertreten und Koalitionen mit der PDS<br />
eine Absage zu erteilen.<br />
Die CDU-Kreisvorsitzende bezeich<strong>net</strong>e es als<br />
„erschreckend“, daß Teile der SPD offenbar<br />
vergessen hätten, welches Leid die SED über<br />
Millionen von Deutschen gebracht hat, und<br />
daß die Nachfolgepartei PDS eine andere,<br />
eine sozialistische Gesellschaftsordnung<br />
will. Alle Demokraten hätten die Verpflichtung,<br />
einen eindeutigen Trennungsstrich zu<br />
radikalen Kräften zu ziehen. Was für die<br />
Republikaner gelte, habe auch für die Nachfolgepartei<br />
der SED seine Gültigkeit: „Hände<br />
weg von der PDS.“<br />
Wenn die SPD gewillt sein sollte, auf der<br />
Suche nach einem Strohhalm zur Wiederherstellung<br />
ihrer Mehrheitsfähigkeit vor der<br />
PDS nicht zurückzuschrecken, werde die<br />
CDU einen solchen Kurs massiv bekämpfen,<br />
kündigte Eva Ludwig an.<br />
Der Müll, die Tonne<br />
und die Stadt<br />
Partei für Bürger, die sich<br />
durch die Stadt bei der Festsetzung von<br />
Müllabfuhrgebühren „gelinkt“ fühlen,<br />
ergreift der Vorsitzende der SPD-Fraktion<br />
Horst Knechtel.<br />
Hintergrund: Im November 1993 hatte die<br />
Stadtverwaltung allen Müll-spar-willigen<br />
Bürgern den kostenlosen Umtausch der<br />
großen 120 l Tonnen in kleinere 80 l Tonnen<br />
mit längeren Leerzeiten angeboten, wenn die<br />
Antragsteller bis zum 1. Dezember d. J.<br />
erfolgt. Die Antragsfrist war später im Gefolge<br />
der damaligen Müllgebührendiskussion<br />
bis zum 1. Januar 1994 verlängert worden.<br />
Viele, wohl allzuviele Darmstädterinnen und<br />
Darmstädter wollten von diesem vermeintlich<br />
doppelten Sparangebot Gebrauch<br />
machen und stellten unverzüglich und fristgerecht<br />
die entsprechenden Tauschanträge.<br />
Ihre Verwunderung darüber, daß danach<br />
lange nichts geschah – bis dann irgendwann<br />
im ersten Jahresdrittel 1994 die Austauschmaßnahmen<br />
erfolgten, wuchs, als sie<br />
anstatt des versprochenen Erlasses der Austauschgebühren<br />
diese doch bezahlen sollten.<br />
Empört wandten sie sich an die Stadt und<br />
reklamierten die versprochene Kostenfreiheit.<br />
Vom Steueramt, so Knechtel, seien sie<br />
mit „dürren Hinweisen“ auf die inzwischen,<br />
nämlich seit 1.1.1994 gültige Gebührensatzung,<br />
„abgespeist“ worden.<br />
Außerdem heiße es in den Schreiben: „Ihr<br />
Hinweis auf die rechtzeitige Antragstellung<br />
vermag daran nichts zu ändern. Vor allem<br />
liegt keine bewußt herbeigeführte Verzögerung<br />
von seiten der Stadt vor. Der Umtausch<br />
der Mülltonnen war nämlich wegen der Vielzahl<br />
der Anträge nicht früher möglich“.<br />
„Das darf doch nicht wahr sein“, so der<br />
SPD-Politiker, daß die Stadt erst großzügigen<br />
kostenlosen Austausch verspricht, die<br />
Antragstellung dazu sogar an eine Frist bindet,<br />
sich dann unfähig zeigt, ihr eigenes<br />
großspuriges Versprechen einzulösen, um<br />
dann die betroffenen Bürger erst recht zur<br />
Kasse zu bitten.<br />
Auf die Erledigung einer „Vielzahl von Anträgen“<br />
hätte die Stadt eben eingestellt sein<br />
müssen, wenn sie schon so etwas in die<br />
Öffentlichkeit setze. Daß sie es nicht war,<br />
könne doch nicht zu Lasten der Antragsteller<br />
gehen.<br />
Inzwischen seien diese mit ihrem berechtigten<br />
Beharren auf Gebührenfreiheit bis auf ein<br />
Muster-Schieds-Verfahren im August vertröstet<br />
worden. Von Bürgernähe und Bürgerservice<br />
könne man da wohl nicht sprechen.<br />
Er fordere den zuständigen Stadtrat Heino<br />
Swyter (FDP) auf, unverzüglich für die<br />
Gebührenfreistellung Sorge zu tragen, das<br />
Versprechen der Stadt somit einzulösen und<br />
so auch dieses für die Stadt nur peinliche<br />
Schiedsgerichtsverfahren erst gar nicht<br />
stattfinden zu lassen.<br />
Jugendaustausch<br />
USA<br />
Als ein „Kernstück der<br />
deutsch-amerikanischen Freundschaft“ findet<br />
auch im nächsten Jahr wieder der parlamentarische<br />
Jugendaustausch mit den USA<br />
statt. Im Rahmen des 12. Parlamentarischen<br />
Patenschaftsprogramms können junge Leute<br />
1995/1996 ein Jahr in die USA gehen.<br />
Darauf weist die Darmstädter CDU-Bundestagsabgeord<strong>net</strong>e<br />
Dr. Sissy Geiger hin.<br />
Das Angebot richtet sich an Jugendliche, die<br />
als Schüler oder Auszubildende für ein Jahr<br />
in einer amerikanischen Familie leben und<br />
dort die Schule besuchen oder ihrem Beruf<br />
nachgehen wollen. Von den Bewerbern werden<br />
im Alltag brauchbare Englischkenntnisse<br />
erwartet. Außer dem Taschengeld entstehen<br />
den Teilnehmern keine Kosten für Reise<br />
und Aufenthalt. Die Reise beginnt am 31.<br />
Juli 1995, bis dahin müssen die Teilnehmer<br />
die 10. Klasse abgeschlossen haben und<br />
müssen nach dem 31. Juli 1977 geboren<br />
sein. Für junge Berufstätige gilt ein Höchstalter<br />
von 21 Jahren. „Der Deutsche Bundestag<br />
erwartet, daß die Stipendiaten als junge<br />
Botschafter ihres Landes einen dauerhaften<br />
Beitrag zur besseren Verständigung leisten“,<br />
heißt es im Informationsblatt. Darin enthalten<br />
ist auch die Teilnahmekarte, die die<br />
Bewerber ausfüllen müssen. Die Unterlagen<br />
sind bei der CDU-Geschäftsstelle, Emilstr.<br />
21, Telefon 26613 erhältlich.<br />
Setzrisse:<br />
Wasserversorger<br />
sind gefragt<br />
Anstatt immer wieder zu versuchen,<br />
allein das Land in die Verantwortung<br />
zu nehmen, fordert der umweltpolitische<br />
Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen<br />
im Landtag, Horst Burghardt, die SPD- und<br />
CDU-Abgeord<strong>net</strong>en im Ried auf, endlich den<br />
Wasserversorgern Druck zu machen, damit<br />
diese ihr Scherflein zur Beseitigung der<br />
Setzrisse beitragen.<br />
„Das Land ist bereit, zwei Millionen Mark<br />
zuzuschießen. Der Fond für die Setzrißgeschädigten<br />
scheitert aber immer noch daran,<br />
daß die Wasserwerke nicht bereit sind,<br />
ihren finanziell angemessenen Beitrag zu leisten.<br />
Die Verhältnisse dürfen nicht auf den<br />
Kopf gestellt werden, so daß diejenigen, die<br />
für die Setzrisse verantwortlich sind, sich<br />
möglichst billig aus der Affäre ziehen. Wer<br />
jahrzehntelang das Ried leergepumpt und<br />
damit gutes Geld verdient hat, muß sich jetzt<br />
auch den Kosten stellen“, so Horst Burghardt.<br />
Er lehnt es weiterhin aus rechtlichen<br />
Gründen ab, die Einnahmen aus der Grundwasserabgabe<br />
für die Sanierung der Setzrisse<br />
heranzuziehen. „Aus der Grundwasserabgabe<br />
müssen Wassersparprojekte finanziert<br />
werden und nicht die Sünden der Vergangenheit.“<br />
Sind Faschisten<br />
wählbar?<br />
Gedanken zum Besuch des<br />
italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi<br />
in Bonn:<br />
Regierungssprecher Vogel äußerte sich, von<br />
Journalisten auf den zu erwartenden<br />
Umgang mit Berlusconi von Seiten der Bundesregierung<br />
angesprochen, wie folgt: „Wir<br />
können ja wohl nicht sagen, mit denen reden<br />
wir nicht.“ Man müsse diese Leute eben „mit<br />
einer gewissen Vorsicht betrachten“, sie<br />
„geschäftsmäßig behandeln“ und im übrigen<br />
mal sehen, „was die da so treiben“ (nachzulesen<br />
in „FR“ vom 21.6.).<br />
(Wenn es nach „denen da“ ginge, „trieben<br />
sie im übrigen“ als erstes die Homosexuellen<br />
in ein KZ; so äußerte sich vor kurzem ein<br />
Abgeord<strong>net</strong>er der faschistischen Fraktion im<br />
italienischen Parlament.)<br />
Die Leute, so sagt Vogel fast entschuldigend,<br />
seien „ja schließlich gewählt worden“.<br />
Wir fragen uns nun, ob die Republikaner in<br />
den Augen der CDU/CSU wohl die schlimmeren,<br />
die gefährlicheren Faschisten sind<br />
als die italienischen Neofaschisten und diejenigen,<br />
die diese in die Regierungsverantwortung<br />
holten. Schließlich gilt es in<br />
Deutschland, die Republikaner und andere<br />
rechtsradikale Parteien entschieden und mit<br />
allen demokratischen Mitteln zu bekämpfen.<br />
Die Republikaner, die DVU und die NPD sind<br />
„schließlich“ auch „gewählt worden“, jene<br />
behandelt man aber nicht „geschäftsmäßig“,<br />
bei jenen kann man durchaus sagen, „mit<br />
denen reden wir nicht.“ Sind diese Parteien<br />
denn nun gefährlicher und bekämpfenswerter<br />
als Neofaschisten in einer Regierung?<br />
Geht es nach dem neuesten Verfassungsschutzbericht<br />
sind sie es nämlich nicht.<br />
Hierin werden die Republikaner noch nicht<br />
einmal unter den extremen Parteien aufgelistet.<br />
Dies scheint uns ein interessanter Widerspruch,<br />
der vermuten läßt, daß es der<br />
CDU/CSU bei der Bekämpfung von rechten,<br />
rechtsradikalen, rechtsextremen (oder wie<br />
auch immer) Parteien nicht etwa um die<br />
Bekämpfung des zugrundeliegenden Gedankenguts<br />
geht, sondern ausschließlich um<br />
Wählerstimmen, die bei einem „geschäftsmäßigen“<br />
Umgang mit jenen Parteien verloren<br />
gingen, da signalisiert würde, daß diese<br />
durchaus wählbar, weil dialogfähig seien.<br />
Das verwirrende und nicht ganz einfache<br />
Spagat zwischen Bekämpfen und gleichzeitigem<br />
Verharmlosen ist in unseren Augen<br />
notwendiger Wahlkampfstil der CDU/CSU,<br />
einerseits eine Unwählbarkeit zu attestieren,<br />
andererseits diejenigen, die sie trotzdem<br />
wählten, nicht auszugrenzen und als rechtsextrem<br />
zu diffamieren. Schließlich handelt<br />
es sich bei diesen Menschen auch und vornehmlich<br />
um potentielle Wähler der „christlich-demokratischen“<br />
Volksparteien.<br />
Das Signal der Wählbarkeit wird aber nichtsdestotrotz<br />
durch den geschäftsmäßigen<br />
Umgang mit Berlusconi gesetzt. Wählbar<br />
sind die mit ihm regierenden Neofaschisten,<br />
nur bitte nicht in Deutschland. Denn hier<br />
schädigen sie unser Image im Ausland und,<br />
was viel schwerer wiegt, hier klauen sie den<br />
„demokratischen“ Volksparteien die Stimmen<br />
am rechten Rand.<br />
Wählbar sind Faschisten im übrigen auch<br />
nicht in Rußland, denn hier bedrohen sie<br />
eine gerade erst erkämpfte Demokratie, die<br />
den Kommunismus besiegte. Hier bedrohen<br />
sie, die Faschisten der Marke Schirinowski,<br />
auch die demokratieliebenden Staaten des<br />
ehemaligen Warschauer Paktes, sie bedrohen<br />
Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien<br />
und nicht zuletzt auch den inneren Frieden in<br />
Deutschland, den zu schützen sich besonders<br />
die christlich-demokratischen Volksparteien<br />
auf die Fahnen geschrieben haben.<br />
Solch eine Bedrohung geht von italienischen<br />
Neofaschisten sicherlich nicht aus, man<br />
erinnere sich nur an die gute (wirtschaftliche)<br />
Zusammenarbeit mit Italien, die seit<br />
1933 anhält!<br />
Weitere<br />
Baugrundstücke<br />
Der Schutz des städtebaulich<br />
sehr sensiblen Bereiches rechts und links<br />
der Dieburger Straße, von der Odenwaldbrücke<br />
bis zur Fasanerie, ist Gegenstand<br />
einer gemeinsamen dringlichen Antrags-<br />
Initiative der Fraktionen von SPD und Grünen<br />
für die Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung<br />
am Donnerstag (7.).<br />
Wie der Vorsitzende der SPD-Fraktion Horst<br />
Knechtel dazu mitteilt, sei das Bekanntwerden<br />
eines großvolumigen Bauvorhabens auf<br />
einem der dort befindlichen Grundstücke der<br />
Anlaß für dieses Vorgehen. Es sei zu<br />
befürchten, daß weitere solche Bauten folgen<br />
werden, weil es in diesem Bereich einerseits<br />
keine Bebauungspläne gebe, andererseits<br />
jedoch großzügig zugeschnittene<br />
Grundstücke. Diese machten sicherlich an<br />
vielen Stellen eine bauliche Nachverdichtung<br />
durch den Bau von Wohnungen möglich. Die<br />
entsprechende Bautätigkeit solle jedoch<br />
durch Bebauungspläne, die dem Grüncharakter<br />
des Straßenzuges Rechnung tragen,<br />
gesteuert werden.<br />
Bis diese Pläne erstellt seien, so Knechtel,<br />
solle der Magistrat nach Möglichkeit eine<br />
Bauveränderungssperre z. B. durch die Vorlage<br />
einer Erhaltungssatzung für das Gebiet<br />
prüfen.<br />
POLSTERSTOFFE<br />
DARMSTADT<br />
ROSSDÖRFER PLATZ