Leitlinien für die gesundheitliche Eignung - Bundesministerium für ...
Leitlinien für die gesundheitliche Eignung - Bundesministerium für ...
Leitlinien für die gesundheitliche Eignung - Bundesministerium für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die <strong>gesundheitliche</strong> <strong>Eignung</strong> im Detail | Lungenkrankheiten<br />
Grenze <strong>für</strong> eine Ergometrie bei Gruppe 2 höher, zB bei 60-65% (d.h. Bereich mäßige Atemeinbuße)<br />
gezogen werden? Ja, obwohl es keine exakten Daten gibt, aber <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit <strong>die</strong> Belastbarkeit<br />
<strong>für</strong> Tätigkeiten bestimmt.<br />
Bei COPD gewinnt <strong>die</strong> Bestimmung der Diffusionskapazität (= des pulmonalen Gastransfers) zunehmend<br />
an Bedeutung, da sich <strong>die</strong> Funktionseinbuße beim Lungenemphysem wie auch anderen Lungenparenchymerkrankungen<br />
nur schlecht mit der Spirometrie alleine darstellen lässt. Die Einschränkung<br />
des pulmonalen Gasaustausches geht mit einem O2-Abfall bei körperlicher Belastung einher, ist daher<br />
indirekt auch durch <strong>die</strong> Blutgasanalyse unter Belastung fassbar.<br />
Liegt das forcierte Einsekundenausatemvolumen FEV1 nach Broncholyse mit einem ß2<br />
Sympathomimetikum unterhalb bezeichneter Grenzen, kann bei bronchopulmonalen Erkrankungen<br />
eine ausreichende körperliche Leistungsfähigkeit nicht von FEV1 vorhergesagt werden, weshalb ein<br />
Belastungstest in Form einer Ergometrie oder Ergospirometrie mit Blutgasen in Ruhe und unmittelbar<br />
nach Maximalbelastung vorgeschlagen wird.<br />
Die Ergo(spiro)metrie eignet sich unabhängig von der zugrunde liegenden Krankheit generell zur<br />
Objektivierung der Leistungsfähigkeit und damit zur Abschätzung der physischen Fahrtauglichkeit.<br />
Das Lenken von Fahrzeugen ist eine leichte körperliche Tätigkeit. Eine leichte körperliche Tätigkeit<br />
ist laut deutscher sozialrechtlicher Norm mit 1 WATT/kg KG angesetzt. Diese Norm ließe sich physiologisch<br />
begründet modifizieren – auf 0,7-0,75 WATT/kg Körpergewicht <strong>für</strong> PKWs mit heutiger<br />
Technik sowie 1 WATT/kg KG als Minimalerfordernis <strong>für</strong> LKWs und Motorräder. Exakte Stu<strong>die</strong>n<br />
darüber gibt es aber nicht.<br />
Wird eine Maximalleistung über 2 Minuten (mindestens 1 Minute) bei<br />
Kfz-Gruppe 1 > 0,75 WATT * kg Körpergewicht<br />
Kfz-Gruppe 2 > 1 WATT * kg Körpergewicht<br />
erreicht, besteht im Energievergleich eine ausreichende Leistungsfähigkeit zum Betrieb eines Kfz.<br />
Eine Zuordnung von Traktoren zu Leistungsgruppe 1 und umgekehrt von Motorrädern (wegen ihres<br />
Gewichts) zu Leistungsgruppe 2 scheint sinnvoll.<br />
Vereinfacht ausgedrückt, kommt Bummeln/langsamem Gehen in der Ebene oder <strong>die</strong> tägliche Körperpflege<br />
energetisch der Belastung von Kfz-Lenken gleich.<br />
Bei der Blutgasanalyse (Probengewinnung entweder arteriell oder kapillär nach Hyperämisierung<br />
vom Ohrläppchen) mit oben ausgeführter FEV1-abhängiger Indikation sollen als Mindestparameter <strong>die</strong><br />
Partialdrucke von Sauerstoff (pO2) und Kohlendioxid (pCO2) sowie der pH-Wert und der aktuelle<br />
Base-Excess (aBE) vorliegen. Eine Globalinsuffizienz liegt bei gleichzeitigem Vorhandensein eines<br />
pO2 45 mmHg vor. Ein pCO2 von 50 mmHg scheint wirklichkeitsnäher<br />
. Es wird angenommen, dass eine Globalinsuffizienz <strong>die</strong> Fahrtüchtigkeit bzw. pCO2-Werte über<br />
50 mmHg <strong>die</strong> Konzentrationsfähigkeit einschränken.<br />
Österreich ist ein alpines Land. Passstraßen erreichen in Österreich eine Seehöhe bis zu 1800 m. In<br />
Abhängigkeit von der Seehöhe sinkt der pO2. Daher bedarf es eines pO2 von mindestens 55 mmHg.<br />
Wird <strong>die</strong>ser Wert bei Krankheit unterschritten, substituiert man in Österreich Sauerstoff, d.h. medizinisch<br />
liegt eine therapiebedürftige Hypoxämie vor. Durch Verabreichung von Sauerstoff lässt sich <strong>die</strong><br />
Sauerstoffspannung im Blut meist auf den Zielwert von 65 mmHg bzw. eine O2-Sättigung von 92%<br />
anheben bzw der minimal zum Lenken erforderliche Sauerstoffpartialdruck von 55 mmHg gewährleisten.<br />
Die Applikation von Sauerstoff erfolgt über eine Sauerstoffbrille oder Sauerstoffkanüle. Eine mobile<br />
Sauerstoffversorgung ist am praktikabelsten mit Flüssigsauerstoff oder jüngst mit mobilen O2<br />
Konzentratoren erreichbar. Die mobilen Behältnisse/Geräte erlauben eine Sauerstoffversorgung bis 4<br />
6 Stunden. Die O2-Behälter/O2-Konzentratoren sind mobil. Sie sollten <strong>für</strong> den PKW-Betrieb fixiert<br />
sein. Wenn <strong>die</strong> O2-Gabe bei manchen Patienten Arbeitsfähigkeit ermöglicht, dürfte auch eine ausreichende<br />
Fahrtüchtigkeit gegeben sein.<br />
55