Band 5.1
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In einem Pollendiagramm zeigt sich die nacheiszeitliche Ausbreitung der Bäume wie<br />
folgt: Vereinzelt auftretende Pollen kennzeichnen die Einwanderungsphase. Pollenanteile von<br />
einem bis zu wenigen Prozent zeigen - abgesehen von Baumpollentypen mit hoher Pollenverbreitungskapazität<br />
- das Näherrücken des Verbreitungsareals des Gehölzes. Mit dem<br />
regelmäßigen Auftreten eines Pollentyps (= geschlossene Pollenkurve) beginnt die Phase der<br />
Immigration und der Etablierung der Baumart in den Wäldern. Ein deutlicher Anstieg der Prozentanteile<br />
steht für die Ausbreitung des Baumes. Später einwandernde Baumarten konnten<br />
sich zum Teil erst nach vielen Jahrhunderten oder Jahrtausenden ausbreiten. Als beeinflussende<br />
Faktoren sind groß- bzw. lokalklimatische Veränderungen, der Zustand der Bodenreifung,<br />
etwaiger artspezifischer Schädlingsbefall und anthropo-zoogene Einwirkung auf die<br />
Vegetation zu nennen. Nach einer Phase der Stabilität schließt sich bisweilen eine Phase der<br />
Rezession an (LANG 1994).<br />
Bei der Interpretation von Pollen- und Sporenspektren ist zu berücksichtigen, daß die einzelnen<br />
Pflanzenarten in sehr unterschiedlichem Maße Pollen bzw. Sporen bilden. Infolgedessen<br />
ist auch die Repräsentanz der Pflanzen im Pollenniederschlag verschieden. Insektenblutige<br />
Bäume, wie Ahorn und Esche, sind naturgemäß schwächer im Pollenniederschlag<br />
repräsentiert als windblütige Bäume. Auch die Nadelbaumarten zeigen Unterschiede in ihrer<br />
Pollenverbreitungskapazität. Die kleineren Kiefernpollen werden leichter verfrachtet als<br />
Fichten- und Tannenpollen. Nichtbaumpollen werden im allgemeinen viel seltener als Baumpollen<br />
im Pollenniederschlag erfaßt. Dies beruht unter anderem auf der geringeren Chance,<br />
daß Pollen krautiger Pflanzen in Luftschichten größerer Höhe gelangen. Neben den wichtigen<br />
waldbestandsbildenden Bäumen sind im Pollenspektrum aber auch lokal wachsende<br />
Kräuter zu finden.<br />
Die artspezifische Pollenproduktion, die jeweilige Pollenverbreitung sowie die unterschiedliche<br />
Erhaltung von Pollen und Sporen in subfossilen Ablagerungen sind daher bei der<br />
Ausdeutung eines Pollendiagramms in Betracht zu ziehen. Von besonderer Bedeutsamkeit im<br />
Hinblick auf etwaige anthropogene Beeinflussung der Pflanzenwelt sind Pollen sogenannter<br />
Siedlungszeiger (BEHRE 1981).<br />
2.1.3 Pollenanalysen im Vogelsberg<br />
Aus dem Mittelgebirgsraum Hessens sind folgende pollenanalytische Untersuchungen zu<br />
nennen: JAESCHKE 1935, 1936, ROTHSCHILD 1936, BAAS 1938, OVERBECK & GRIEZ 1954,<br />
OVERBECK 1962, STREITZ & GROSSE-BRAUCKMANN 1977, STALLING 1983, GROSSE-BRAUCK-<br />
MANN et al. 1984, STREITZ 1984, GROSSE-BRAUCKMANN et al. 1987, GROSSE-BRAUCKMANN et<br />
al. 1990, KALIS & STOBBE 1991, RITTWEGER 1992, SCHÄFER 1991, POTT & SPEIER 1993,<br />
STOBBE 1992, LESCHIK 1994, SPEIER 1994, STOBBE 1994 und SCHÄFER 1995. Nicht erwähnt<br />
sind unpublizierte Diplomarbeiten.<br />
Darüber hinaus liefern Samen-/Frucht- und Holzanalysen an pflanzlichen Resten aus<br />
archäologischen Fundzusammenhängen sowie aus Mooren Kenntnisse zur Verbreitung der<br />
Pflanzen in der Vergangenheit (KREUZ 1990). Nach den Ergebnissen botanischer Makrorestanalysen<br />
an mehreren Profilen des Vogelsberger Hochmoores „In der Breungeshainer Heide"<br />
sind bereits in frühen Phasen der Moorbildung Pflanzenarten von typischen Hochmoor-<br />
Gesellschaften neben minerotrophen Pflanzenarten belegt. Schließlich bildete sich unter<br />
Sphagnum-reichen Pflanzengesellschaften Hochmoortorf (SCHILD 1975, GROSSE-BRAUCK<br />
MANN 1985).<br />
Im Vogelsberger Hochmoor fanden erste pollenanalytische Untersuchungen bereits in<br />
den 1920er Jahren statt (SCHMITZ 1929, FIRBAS 1949, 1952). Wegen der geringen zeitlichen<br />
Auflösung, der kleinen Anzahl erfaßter Pollentypen sowie der fehlenden absoluten Altersbe-<br />
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