Band 5.1
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Während der Völkerwanderungszeit schließen sich die Montanwälder wieder, wobei die Siedlungszeiger<br />
geringfügig zurücktreten. Um 1350 B.P. erreicht Carpinus (Hainbuche) Maximalwerte.<br />
Der im folgenden einsetzende Rückgang von Hainbuche kennzeichnet Waldrodungen<br />
vor allem in den unteren Lagen des Vogelsberges.<br />
Eine deutliche Umbildung der lokalen Moorvegetation ist in den Mooren im Verlaufe des<br />
Mittelalters durch sinkende Prozentwerte von Alnus (Erle) und durch Zunahme von Betula<br />
(Birke) erkennbar. Auf mehreren Kleinstmooren kam es zur Umbildung des hochstaudenreichen<br />
Erlensumpfwaldes in seggen- und torfmoosreichen Birkenbruchwald bzw. Karpaten-<br />
Birkenwald. Die potentiellen Erlenwuchsorte wurden durch Holznutzung zurückgedrängt,<br />
wobei die Entwicklung der oligotrophen Moorvegetation sukzessionsbedingt begünstigt war.<br />
Die Entstehung der Karpaten-Birkenwälder wurde im Vogelsberg durch anthropogene Eingriffe<br />
gefördert.<br />
In den Pollendiagrammen zeigt sich die mit Waldrodungen verbundene hochmittelalterliche<br />
Siedlungsausweitung; die Montanregion wurde schrittweise erschlossen. Die höchstgelegenen<br />
Orte reichen heute bis an den Rand des Vogelsberger Oberwaldes, bis in Lagen von<br />
ca. 600 m üb. NN. Ortsgründungen erfolgten im Hohen Vogelsberg überwiegend im Hochmittelalter,<br />
vereinzelt schon im 9. Jahrhundert (AUSTERMANN 1993). Die zu den Mooren<br />
nächstgelegenen Orte befinden sich in ca. zwei bis drei km Entfernung. Im Spätmittelalter findet<br />
im Vogelsberg eine bemerkenswerte Entsiedlung statt, die sich im Pollenbild durch reduzierte<br />
Siedlungszeigerwerte und eine erneute Regeneration der Rotbuche zeigt. Nach ca. 1290<br />
schlössen sich die Rotbuchenwälder vorübergehend wieder dichter; Fagus erreicht in dem<br />
Moorpollendiagramm Sieben Ahorn sogar wieder seine ehemaligen Ausgangswerte, nicht<br />
jedoch im Diagramm Forellenteiche. Im Hochmittelalter und in der Neuzeit waren im Hohen<br />
Vogelsberg beweidete Rotbuchenwälder und Grünlandgesellschaften bestimmende Landschaftselemente.<br />
Die Montanvegetation wurde während der Neuzeit in starkem Maße anthropogen<br />
geprägt. Im Riedeselschen Gebiet setzten bereits im 18. Jh. Fichtenaufforstungen ein; im Hessisch-Darmstädtischen<br />
Gebiet des Vogelsberges erst seit ca. 1800. Mit Beginn der Neuzeit<br />
«Teichen Cerealia (Getreide), Plantago lanceolata (Wegerich), Artemisia (Beifuß), Rumex<br />
(Ampfer), Poaceae (Gräser) und die Holzkohlenfragmente Maximalwerte. Dies dokumentiert<br />
die Phase der intensivsten anthropogenen Eingriffe in die Vegetation. Im Umfeld der Moore<br />
dehnte sich die Offenlandvegetation aus. Calluna (Besenheide) konnte sich außerhalb natürlicher<br />
Wuchsorte, wie dem Randgehänge des Hochmoores, auch auf Mineralböden ausbreiten.<br />
Daß im Hohen Vogelsberg während des späten Subatlantikums Ackerbau betrieben<br />
wurde, zeigen die recht hohen Anteile von Getreidepollen. Die Prozentwerte der Holzkohlenfragmente,<br />
der Nichtbaumpollen und der Siedlungszeiger werden im Verlauf der Neuzeit<br />
maximal. Die steigenden Holzkohlenanteile hängen vor allem mit der Holzkohlenproduktion<br />
(Köhlerei) zusammen.<br />
Die Pollenspektren des Bodenprofils Flösserschneise dokumentieren Ende des 18. und<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts eine lokale Entwaldungsphase. Die Rohhumusbildung begann<br />
im Bereich der Flösserschneise gegen Ende des 17. Jahrhunderts mit einer extensiven Weidenutzung<br />
der Rotbuchenwälder, verstärkte sich nach Rodung und Umwandlung des Waldes in<br />
Grünland und setzte sich unter dem um 1870 begründeten Fichtenforst fort (SCHÄFER 1991).<br />
Der Hohe Vogelsberg zeichnet sich im Vergleich zu den heute stark entwaldeten Kulturlandschaften<br />
durch einen hohen Anteil naturnaher Vegetation aus. Daneben sind auch die<br />
anthropogen geprägten Ersatzgesellschaften bemerkenswert. In den Pollendiagrammen des<br />
Vogelsberges sind vergleichsweise frühe Siedlungszeigerfunde erfaßt worden. Die Pollenspektren<br />
zeigen, daß die Vegetation des Hohen Vogelsberges bereits in prähistorischer Zeit<br />
durch die Einwirkung des Menschen beeinflußt wurde. Als ein leicht zugängliches und an Alt-<br />
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