Band 5.1
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henden ca. 60 Jahre alten Verjüngung kann davon ausgegangen werden, daß die Altbuchen<br />
zwischen 160 bis 200 Jahre alt gewesen sein müssen, was neben den standörtlichen Verhältnissen<br />
(tw. erhebliche Nässe, tw. trockene Kuppenlage), die noch heute in diesem Bereich zu<br />
überdurchschnittlich hohen Trocknisschäden führen, als Ursache angenommen werden kann.<br />
Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts beschert uns noch weitere, tw. hervorragende<br />
Dokumente über Landschaft und Leute im Vogelsberg. Insbesondere zu erwähnen ist hier der<br />
von JOHANN HEINRICH HAAS erstellte „Situationsplan einer Gegend von dem höchsten<br />
Gebirge vom Vogelsberg zwischen dem Oberwald und den naheliegenden 5 Dörfern Herchenhain,<br />
Hartmannshain, Sichenhausen, Kaulstoß und Breungeshain im Amt Nidda". Diese<br />
Karte im Maßstab von etwa 1 : 9 000 und einer Größe von 87,5 x 59 cm gilt nach wie vor als<br />
ein aussagekräftiges und vor allem sehr präsizes Dokument über die Landschaft des Hohen<br />
Vogelsberges und speziell den Oberwald. Die Karte erfaßt jedoch leider nicht mehr den<br />
Bereich des heutigen Naturwaldreservates.<br />
Allein zwischen 1786 und 1793 entstanden drei Beschreibungen des „Vogelsgebirgs", die<br />
sich zwar nicht speziell mit dem Wald befassen, jedoch im Text eine Menge Hinweise über<br />
die Verhältnisse im Oberwald aufdecken. So berichtet z.B. der Historiker GERCKEN 1786, daß<br />
der Vogelsberg „ein unpassierbares Waldgebirge mit rauhem Klima ist, in dem die armen<br />
Bewohner der kargen Scholle nur das zum Leben Allernotwendigste abzuringen vermochten".<br />
„Die Häuser sehen elend aus, sie sind nur schlecht mit Stroh gedeckt, weil es auch daran<br />
fehlt, und auswärts sind die Wände mit Brettern beschlagen. Die Dörfer liegen ganz frei und<br />
nackend von Bäumen. Der Einwohner Hauptnahrung besteht in der Viehzucht, die hier ansässig<br />
ist, in dem die Gründe und selbst die Berge zwar nur ein kurzes, aber ungemein gutes Futter<br />
geben".<br />
Eine interessante Beschreibung der Standortsverhältnisse liefert der seinerzeit in Gießen<br />
lehrende Mineraloge PHILIPP ENGEL-KLIPSTEIN, fürstlich hessen-darmstädtischer Kammer -<br />
rath, in seinem Buch mit dem Titel: „Versuch einer mineralogischen Beschreibung des Vogelsgebirgs<br />
in der Landgrafschaft Hessen/Darmstadt" von 1790. Er schreibt u.a.: „Auf einer<br />
petrographischen Charte würde sich der Oberwald als eine Plattform darstellen, welche mit<br />
ihren Ästen einem verzerrten Stern ähnlich käme. Die starke Quelle des Forellenteichs oben<br />
auf dieser Höhe fällt gegen Süden, folglich dem Rhein zu. Die Quellen sollen Sommerszeit<br />
so kühl sein, daß ohne Lebensgefahr nicht davon zu trinken wäre." Und weiter führt er aus:<br />
„Der ganze Oberwald mag gegen 2 Meilen in die Länge und 1 Meile in der Breite haben. Er<br />
macht auf seiner Höhe eine ziemliche Ebene, auf welche sich der Taufstein kegelförmig<br />
erhebt. Die Oberfläche ist meist sehr wasserreich, daher Gras und Baumwuchs vortrefflich.<br />
Die Nebel sind hier gar gewöhnlich, aber den Tieren unschädlich". Über einen Ritt von Schotten<br />
in Richtung Oberwald schreibt er: „Ich ritt wohl eine halbe Stunde aus dem engen Schotter<br />
Tale nordostwärts einer Höhe über Wieswuchs und Weide hinauf und bewunderte den so<br />
wasserreichen Boden, an einer gleichwohl ziemlich beträchtlichen Höhe. Hier waren die<br />
Äcker Festungen ähnlich, mit ausnehmend hohen Wällen von zusammengehäuften Steinen,<br />
schwarzen Wacken, umfaßt und alles mit unglaublicher Mühe wirtschaftlich benutzt."<br />
Schließlich noch ein Auszug aus einer Beschreibung des Vogelsberges von 1793: „Wenn<br />
man die Gränzberge erstiegen, so ist die obere Fläche, mit Ebenen und Hügeln, Wäldern, Wiesen<br />
und Fruchtfeldern untermenget. Der Boden ist eisenschüssig, zum Teil steinig und zum<br />
Fruchtbau ganz gut, wenn er nur recht gedünget ist. Die Gegend hat Brot, Holz und Viehzucht<br />
im Überfluß und die Kardofeln sind ein wichtiges Erhaltungsmittel, die sehr gut geraten. Die<br />
Produkte dieser Gegend zum Handel sind Wolle, Flachs, Leinen, Garn, Häute, Vieh und<br />
Eisen. Flachs gerät sehr gut, allein wenn man dem Landmann guten russischen Samen<br />
schaffte und die höchst schädliche Art den Flachs mit den Drahthecheln zu hecheln verdrängen<br />
versuchte und eine Bessere dafür einführte, wenn man Ermunterung und Anstalten zu<br />
Leinenmanufakturen machte, so könnte der Vogelsberg die wichtigsten Geschäfte machen<br />
und den größten Nutzen vom Flachsbau erhalten."<br />
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