Band 5.1
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ort wahrscheinlich schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts keine Waldweide mehr stattgefunden<br />
hat, kann daneben auch davon ausgegangen werden, daß der ehemals so hohe Bestand an<br />
Wild, insbesondere Rotwild, zum Verjüngungszeitpunkt sehr stark reduziert oder gar eliminiert<br />
gewesen sein muß. Darüber hinaus lagen nunmehr auch über 100-jährige waldbauliche<br />
Erfahrungen im Umgang mit Schirmschlag- und anderen Verjüngungsverfahren in Buchenbeständen<br />
vor.<br />
Diese Annahmen werden bestätigt durch Forsteinrichtungsakten des Forstamtes Schotten<br />
aus dem Jahre 1872. In diesem Zusammenhang liegt ein Gutachten betreffend Buchenverjüngung<br />
bzw. Aufforstung unvollständiger Verjüngungsschläge und Blößen im Oberwald von<br />
dem damaligen Leiter des Forstamtes Schotten, Forstmeister ALEXANDER NEIDHARDT (1819 -<br />
1908) vor. In diesem Gutachten führt Neidhardt u.a. aus:<br />
„Die Hemmnisse, welche die natürliche Verjüngung (der Buche) mehrfach mißglücken<br />
ließen, sind vornehmlich zwei: Einmal nämlich übt die starke Laub- und Humusschicht einen<br />
sehr ungünstigen Einfluß aus, weil sie - und zwar wesentlich mit in Folge der sorgfältigen<br />
Schonung der angehauenen Orte - so locker, daß die jungen Pflanzen, die natürlich ihre Wurzeln<br />
nicht sogleich im ersten Jahr bis zu der soliden Unterlage abzusenken vermögen, keinen<br />
festen Standpunkt gewinnen können und so im Spätherbst und im Frühjahr oder auch in<br />
schneearmen Wintern dem Ausfrieren, in trockenen Sommern dagegen dem Ausdorren in viel<br />
höherem Grad ausgesetzt sind, als bei der früheren Fehmelwirtschaft und einem überhaupt<br />
minder regelmäßigen Betrieb. Zum anderen macht sich die Üppigkeit des mit beginnender<br />
Lichtung des Oberstandes aufschießenden, filzartigen Überzuges von Forstunkräutern in sehr<br />
unangenehmer und störender Weise geltend, wenn nicht genügende Besamung alsbald erfolgt<br />
und gedeiht, weil von späteren Masten kaum noch etwas zu hoffen und nachher selbst Pflanzung<br />
schwierig ist, umso schwieriger je länger sie verschoben wird."<br />
„Mit Bezug auf die erstgenannte Ursache des Mißglückens natürlicher Verjüngungen<br />
(Laub- und Humusschicht) könnte man wohl einwenden, jene lockere Bodenschicht habe<br />
auch früher das Keimbett der Buchein gebildet und sei kein Hindernis zur Erzeugung<br />
geschlossener und gleichförmig zu nennender Bestände gewesen wie die älteren Orte dies<br />
noch jetzt bezeugen es darf aber nicht übersehen werden, daß man zur Zeit der natürlichen<br />
Verjüngung jener Bestände (18. Jahrhundert) noch nicht die strenge Schlagwirtschaft führte.<br />
Andernteils mag auch sicher jene obere Bodenschicht in früherer Zeit zum großen Teil nicht<br />
so locker gewesen sein als gegenwärtig weil das Holz aufgearbeitet und aufgeschichtet wurde,<br />
wo es hinfiel. Die Fuhrwerke mußten somit den Schlag nach allen Richtungen durchkreuzen,<br />
Viehtrupps durchzogen denselben - man hielt sogar Herden von Mastochsen im Oberwald -<br />
und so muß sich jene lose Laub- und Mulmschicht vielfach schon mehr befestigt haben oder<br />
in ihrer Anhäufung beeinträchtigt worden sein. Was das zweite Hemmnis (den verdämmenden<br />
Überzug von Forstunkräutern) anlangt, so wäre es möglich, daß auch sie durch dieselben<br />
Einwirkungen in Ausbreitung und Entwicklung gestört wurden. Sodann und hauptsächlich<br />
aber konnten sie bei dem Fehmelbetrieb und den durch ihn bedingten geringen Nutzungen auf<br />
gleichen Flächen, die somit länger überschattet blieben, nicht in gleichem Maße wie jetzt sich<br />
vordrängen. ... allerdings sind zwar ganz im Freien ausgeführte Buchenpflanzungen vorhanden,<br />
die bis jetzt recht schön stehen. Sie sind aber noch nicht alt genug, um mit Sicherheit auf<br />
ihr ferneres Prosperieren bzw. ihre Entwicklung zu kräftigen und schönen Beständen rechnen<br />
zu lassen. Da aber einerseits der mitunter bis zu 1 m hohe Grasüberzug oft noch verderblich<br />
wirkt, namentlich durch das oben erwähnte Auflagern und andererseits nicht geleugnet werden<br />
kann, daß die Pflanzungen unter dem Schutz der Mutterbäume besser prosperieren als<br />
ganz im Freien, so scheint jener für den Kahlabtrieb angeführte Grund weniger durchzuschlagen.<br />
Die in diesem Frühjahr in Heegen ohne Oberstand ausgeführten Buchenpflanzungen,<br />
die bereits sehr schön getrieben hatten, erfroren zum großen Teil in der Nacht vom 11.<br />
zum 12. Mai 1872."<br />
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