Claudia Breitbarth Johann Beer: Der Verliebte Europäer
Claudia Breitbarth Johann Beer: Der Verliebte Europäer
Claudia Breitbarth Johann Beer: Der Verliebte Europäer
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Zum anderen behauptet der Autor, indem er sich an die zweite auf dem Titelblatt genannte<br />
(männliche) Zielgruppe der Hofleute wendet, diesen nützliche Informationen und<br />
Verhaltensregeln vermitteln zu können:<br />
Es wird sonst auch dieser Roman denen jenigen/ welche in frembde Länder zu reisen verlangen/ guten Unterricht<br />
ertheilen. Denn wann sie sich nur den unvergleichlichen Sicilianischen Ritter vor Augen stellen/ und nach dessen<br />
Beyspiel in der Fremde ihr Leben anstellen/ so werden sie nach verrichteter Reise mit grossem Nutzen wiederum<br />
in ihr Vaterland zurück kehren können. (VE S. 111, 3-8)<br />
Auch beim intendierten Unterhaltungsanspruch (delectare) wird auf Vielseitigkeit Wert gelegt<br />
und darauf geachtet, möglichst viele Geschmäcker zu bedienen und niemanden<br />
abzuschrecken:<br />
<strong>Der</strong>owegen hat auch der Autor dieses Wercks in Erzehlung Alexandri Lebens=Lauf/ nicht allein von denen<br />
Liebes=Geschichten Meldung gethan/ sondern auch die vernünfftigen Discurse/ welche so wohl von ihm als<br />
andern gehalten worden/ eingemenget/ damit der Leser wegen einerley Materie nicht einen Eckel bekommen<br />
möchte/ und dieser Roman/ von denen jenigen/ welche sonst nicht viel von Liebes=Büchern halten/ gleichwol<br />
möchte aestimiret werden. Ich versichere den günstigen Leser/ es wird ein iedweder wes Standes und<br />
CONDITION er auch sey/ doch in diesem Buch wol etwas finden/ welches ihn belustigen möchte. (VE S. 110,<br />
7-15)<br />
<strong>Der</strong> Autor vermeidet im Anhang wieder - wie in Titelkupfer und Zuschrifft - eindeutige<br />
Hinweise auf eine möglicherweise satirische oder misogyne Lesart. Er wiederholt das Lob auf<br />
das Leipziger Frauenzimmer und wenn er später auch auf von gewissen Frauen ausgehende<br />
Gefahren hinweist, so bindet er dies jedoch an den vom Helden absolvierten Parcours, auf<br />
dem Alexander seine Tugendhaftigkeit gegen verschiedenartige Anfechtungen behaupten<br />
muss („doch nahme er sich gar sehr in acht/ wohl wissend/ daß das Frauenzimmer an<br />
manchen Orte denen Syrenen gleich...“).<br />
Wie schon in der Zueignung wird noch einmal auf die Sinnlosigkeit des Unterfangens<br />
hingewiesen, die Identität des Autors herausbekommen oder seiner habhaft werden zu wollen.<br />
Letzteres wird unterstrichen durch dessen momentane Abwesenheit und Aufenthalt an einem<br />
fernen Ort „von welchem man auch mit der geschwindesten Post kaum in 8. Tagen Briefe<br />
erhalten kan...“. Es folgt das Versprechen, den zweiten Teils des Romans bis zur nächsten<br />
Messe sowie die Politische Wünschel=Ruthe nachzureichen. In der Zuschrifft war der Autor<br />
offensichtlich noch davon ausgegangen, das Werk zu einem Abschluss zu bringen, denn dort<br />
findet sich noch keine Erwähnung einer Teilung in zwei Bände (Vgl. Kap. 3.3).<br />
Mit der Versicherung, dass es sich nicht etwa um eine billige Schandschrift, sondern um ein<br />
anständiges Werk handelt, endet der Text:<br />
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