Claudia Breitbarth Johann Beer: Der Verliebte Europäer
Claudia Breitbarth Johann Beer: Der Verliebte Europäer
Claudia Breitbarth Johann Beer: Der Verliebte Europäer
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4. Erzählstrukturen<br />
Dieses Kapitel widmet sich nun eingehender den Erzählstrukturen im <strong>Verliebte</strong>n <strong>Europäer</strong>.<br />
Zunächst werden nach einer kurzen Zusammenfassung des Handlungsverlaufs und einem<br />
Blick auf Erzählsituation, Raum- und Zeitorganisation sowie das auftretende Personal die<br />
Kommentar- und Diskursebenen in diesem Werk untersucht. Danach sollen die verschiedenen<br />
literarischen Modelle diskutiert werden, deren sich der Autor entweder teilweise bedient oder<br />
sich von ihnen absetzt. Solcherart wird sich zeigen, ob die Ergebnisse dieser Analyse mit dem<br />
aus den Paratexten ermittelten Befund übereingehen oder inwiefern sie sich von diesem<br />
unterscheiden.<br />
4.1. Plot und Erzählsituation<br />
<strong>Der</strong> Plot lässt sich mit Blick auf die Übersicht 4 (s. Anhang), die die verschiedenen Stationen<br />
des Handlungsverlaufs darstellt, folgendermaßen zusammenfassen:<br />
<strong>Der</strong> junge Held Alexander verlässt den väterlichen Vizekönigs-Hof Siziliens, um auf dem<br />
politischen Parkett Erfahrungen zu sammeln. Er soll in den Dienst des spanischen Königs<br />
treten. Am Madrider Hof verliebt er sich bei der ersten Gelegenheit in Amenia, die nach<br />
dreitägiger Abwesenheit des Geliebten vor Sehnsucht stirbt. Alexander reist nach Paris, um<br />
sich von der traurigen Nachricht zu erholen. Dort erlangt er die Stelle eines Kammerdieners<br />
am Königshof, verliebt sich erneut und wird in eine Entführungsgeschichte durch die<br />
Eifersucht eines Gegenspielers verwickelt, die ihn zwingt, Entführer und Geliebte bis nach<br />
Straßburg zu verfolgen. Leider kommt er zu spät, muss vom Selbstmord seiner Geliebten<br />
erfahren und es bleibt ihm nur, ihren Tod zu rächen.<br />
Alexander bleibt für eine geraume Zeit in Straßburg, nimmt verschiedene gesellschaftliche<br />
und gesellige Verpflichtungen wahr und beschließt dann, mit seinem sizilianischen Vetter<br />
nach Wien zu reisen. Dort angekommen, widmet er sich zunächst einigen<br />
Sehenswürdigkeiten, und über Reisebekanntschaften erhält er Zutritt zur Wiener Gesellschaft.<br />
Ein neues Liebesabenteuer deutet sich an, doch an dieser Stelle bricht der Roman ab.<br />
Die Haupthandlung wird viermal von einer größeren Nebenhandlung um den Diener<br />
Alexanders, Friedrich, unterbrochen. Aber nicht nur die Geschichte Friedrichs ist in sich nicht<br />
homogen, sondern setzt sich aus einzelnen schwankhaften Episoden oder Possen zusammen.<br />
Auch innerhalb der durch die Ortswechsel strukturierten Blöcke der Haupthandlung<br />
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