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Abt Wilhelm von Hirsau und die St. Georgener Klostergründung

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en, weil sie gegen <strong>die</strong> römische Kirche nicht dessen [Heinrichs] Ketzerei anhängen <strong>und</strong> sich<br />

nicht durch <strong>die</strong> Gemeinschaft mit ihm beschmutzen wollten, der am unflätigsten war <strong>und</strong> <strong>von</strong> allen,<br />

<strong>die</strong> auf der Erde lebten, der Schändlichste. Während <strong>die</strong>ser daher <strong>die</strong>s in <strong>die</strong> Wege leitete,<br />

ging ein gewisser Bischof <strong>von</strong> <strong>St</strong>raßburg mit Namen Werner [II., 1065-1079] mit kriegerischer<br />

Gewalt daran, <strong>Hirsau</strong> zu verwüsten; aber an dem Tag, an dem er ein Pferd gepanzert bestieg,<br />

um solch ein Verbrechen zu begehen, hauchte er durch einen plötzlichen Tod, bevor er <strong>die</strong> Rüstung<br />

[wieder] abnehmen konnte, sein Leben aus, <strong>und</strong> er fuhr lebend zur Hölle hinab. Ich sage, lebend,<br />

wie es geschrieben steht [Num. 16,22], fuhr er zur Hölle hinab, der sich wissend <strong>und</strong> klug<br />

abmühte, um ungerecht zu handeln, der unschuldig versuchte, <strong>die</strong> Diener Gottes zu verderben.<br />

Als <strong>die</strong> Krieger, <strong>die</strong> gezwungen waren, ihm [Werner] Hilfe zu leisten, <strong>die</strong>s als verabscheuenswert<br />

erkannten, nahmen sie [vom Unternehmen] Abstand, <strong>und</strong> sie weigerten sich, bei solch einem<br />

Verbrechen zu helfen. Dies geschah aber lange nach dem Tod des Mannes Gottes [<strong>Wilhelm</strong>],<br />

aber Ähnliches gegen den heiligen Ort <strong>und</strong> seine Bewohner flößte allenthalben allen Furcht ein.<br />

27. Es ist wert, hier etwas anderes, gleichermaßen nicht sehr Unähnliches anzuführen, nämlich<br />

über <strong>die</strong> Eindringlinge auf <strong>Hirsau</strong>er Besitz, <strong>die</strong> abzuwehren <strong>und</strong> aufzuhalten waren. Ein gewisser<br />

Mann mit Namen Winther aus dem Allmendingen genannten Ort verließ <strong>die</strong> Welt <strong>und</strong> nahm unter<br />

<strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> den Habit des heiligen Klosterlebens an; neben anderen Besitztümern übertrug er<br />

ein am besagten Ort gelegenes Gut in rechtmäßiger Schenkung dem Nutzen der <strong>Hirsau</strong>er Brüder.<br />

Nachdem beide, nämlich <strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>und</strong> der besagte Mann, <strong>die</strong>ses Leben verlassen hatten,<br />

nahm ein junger Mann unbedacht gleichsam nach Erbrecht das besagte Gut an sich. Und als<br />

er an einem Tag zwei Karren Wein <strong>und</strong> anderes gewaltsam <strong>von</strong> <strong>die</strong>ser Besitzung fortführte, brach<br />

sich auf dem Weg eines der Rinder, <strong>die</strong> den Raub zogen, den Fuß. Der junge Mann saß auf dem<br />

Pferd, stürzte, gleichsam an Schlafsucht leidend, zu Boden <strong>und</strong> verlor, <strong>von</strong> Sinnen, auch <strong>die</strong> Fähigkeit<br />

zu sprechen. Aber nach einiger Zeit kam er allmählich an Geist <strong>und</strong> Körper zu sich. Nachdem<br />

er zu Kräften gekommen war, fing er an zu überlegen, dass er solch einen Unglücksfall niemals<br />

zuvor erlebt hatte <strong>und</strong> er <strong>die</strong>s nicht ohne <strong>die</strong> Güte Gottes überstehen würde. Dank seiner<br />

Überlegung veranlasste er, dass er zum Kloster <strong>Hirsau</strong> gebracht wurde, <strong>und</strong> dort, als sich seine<br />

Einstellung zur Welt änderte, übergab er sich gläubig Gott. Und nach wenigen Jahren im heiligen<br />

Kloster beendete er selig das Leben. Seht, indem wir <strong>die</strong>s anführen, erwägen wir <strong>die</strong> sowohl<br />

schreckliche als auch furchtbare Gerechtigkeit Gottes hinsichtlich <strong>die</strong>ser zwei Übeltäter [Bischof<br />

Werner, junger Mann], <strong>von</strong> denen der eine kopfüber in den Tod geführt, der andere aber barmherzig<br />

zu einem besseren Leben gerettet wurde. Wir können <strong>die</strong>s besser mit den Worten des<br />

Psalmisten bew<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> sagen: „Kommt <strong>und</strong> seht <strong>die</strong> Werke des Herrn, wie schrecklich er ist<br />

in den Beschlüssen hinsichtlich der Söhne der Menschen.“ [Ps. 65,5]. Aus <strong>die</strong>ser Überlegung heraus<br />

sind wir auch gezwungen mit dem Apostel auszurufen: „O Höhe der reichen Weisheit <strong>und</strong><br />

des Wissens Gottes, wie unergründlich sind seine Urteile <strong>und</strong> unerfindlich seine Wege!“ [Röm.<br />

11,33]. Wer nämlich kennt den Sinn des Herrn? Weshalb ist er barmherzig gegenüber dem einen,<br />

weshalb gegenüber dem anderen verhärtet, dass <strong>die</strong>ser nicht gerettet wird? Weil niemand<br />

gemäß der Sprüche Salomos weiß, ob er durch Hass oder Liebe [<strong>von</strong> Gott] gewürdigt wird, aber<br />

für alle <strong>die</strong> Zukunft ungewiss ist, sollen wir <strong>die</strong> geheime Gerechtigkeit Gottes in Furcht verehren<br />

<strong>und</strong> sollen sie mit Verehrung fürchten. Und während wir in <strong>die</strong>sem Körper gemäß dem Psalmisten<br />

dem Herrn in Furcht <strong>die</strong>nen sollen [Ps. 2,11], sollen wir ihn auch mit Schrecken bejubeln.<br />

28. Wie wir sagten, führte der heilige Vater <strong>Wilhelm</strong>, schon mit Gott herrschend, sein Kloster mit<br />

großer Fürsorge. Dies wird auch aus einer anderen Erscheinung genügend offenbar. Wir haben<br />

als notwendig angeführt, durch Aufschreiben den Nachfahren zu berichten <strong>von</strong> einer Erscheinung,<br />

<strong>die</strong> ein alter unschuldiger <strong>und</strong> einfacher Mann hatte <strong>und</strong> durch <strong>die</strong> sowohl <strong>die</strong> zukünftigen<br />

als auch gegenwärtigen <strong>Hirsau</strong>er [Mönche] ermahnt werden, dass sie <strong>die</strong> Festsetzungen des besagten<br />

Vaters beachten, besonders <strong>die</strong> Anordnung hinsichtlich des Armen- <strong>und</strong> Krankenhauses<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Befolgung der klösterlichen Lebensweise. Es war auch festgesetzt worden <strong>von</strong> dem mit<br />

gemeinsamem Rat der älteren Mönche, dass alle Laienbrüder, <strong>die</strong> ins Kloster eintreten wollen, im<br />

Armenhaus in Laienhabit <strong>die</strong>nen <strong>und</strong> endlich statt <strong>von</strong> Almosen <strong>von</strong> der gemeinsamen Nahrung<br />

<strong>und</strong> Bekleidung der Brüder ausgehalten werden. Dessen [<strong>Wilhelm</strong>s] Nachfolger [Gebhard] änderte<br />

<strong>die</strong>se Gewohnheit so ab, dass <strong>die</strong> besagten Brüder <strong>von</strong> den Almosen, <strong>die</strong> sie verwalteten, alles<br />

Notwendige für den Körper erlangen sollten. Dadurch ergab sich <strong>die</strong> sehr schmerzliche Tatsache,<br />

dass sie, als <strong>die</strong> <strong>von</strong> Fremden <strong>und</strong> Armen gewohnte Barmherzigkeit nachließ, wie Bedürftige,<br />

<strong>die</strong> in den kalten Nächten des Winters <strong>von</strong> der Herberge ausgeschlossen waren, vor Hunger<br />

<strong>und</strong> Kälte mit beklagenswertem Geschrei auf dem Platz [vor dem Kloster] lärmten, so dass <strong>die</strong> in<br />

der Nacht ruhenden Brüder öfter erwachten. Diese Belästigung wurde dem <strong>Abt</strong> häufig <strong>von</strong> den<br />

Brüdern angezeigt, er kümmerte sich nicht darum, <strong>die</strong>s <strong>und</strong> vieles andere zu verbessern. In einer<br />

Nacht, in der Christi Himmelfahrt gefeiert wurde, sah ein Priester des Klosters, bewährt im klösterlichen<br />

Leben <strong>und</strong> in den Sitten, in einer nächtlichen Erscheinung, dass er angehoben <strong>und</strong> auf<br />

einen Berg unvergleichlich in der Höhe hingestellt wurde, wo alles erfüllt war mit einem unverg-<br />

Michael Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirsau</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgener</strong> <strong>Klostergründung</strong> 14

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