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Abt Wilhelm von Hirsau und die St. Georgener Klostergründung

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gen, Rudolf <strong>von</strong> Pfullingen, Gerung <strong>von</strong> Ehningen, Werner <strong>und</strong> Rudolf <strong>von</strong> Kuppenheim, Egino<br />

<strong>von</strong> Burbach, Hartwig <strong>von</strong> Zimmern, Siegfried <strong>von</strong> Horb, Bubo <strong>von</strong> Venningen, Adalbert <strong>von</strong> Renchen,<br />

Berthold <strong>von</strong> Hessigheim. […]<br />

Der Herr <strong>Abt</strong> Gebhard [<strong>von</strong> <strong>Hirsau</strong>] <strong>und</strong> dessen Bruder, der Graf Egino [II.] <strong>von</strong> Urach [ca.1100],<br />

schenkten uns in Au <strong>und</strong> in Attenherd ein Salland <strong>und</strong> acht Hufen, dass <strong>die</strong>s den Brüdern des<br />

heiligen Gregor zugestanden wird [n.1082].<br />

Der besagte Graf Egino gab auf Bitten seines Gefolgsmanns Hugo drei Hufen in Eltingen.<br />

Graf Liutold <strong>und</strong> dessen Bruder Kuno <strong>von</strong> Achalm gab[en] zehn Hufen in [Neckar-] Thailfingen<br />

<strong>und</strong> ihren Teil an der Kirche <strong>und</strong> ein Salland. [ca.1090]. […]<br />

Edition: SCHNEIDER, Codex <strong>Hirsau</strong>giensis, S.7ff, 19-23, 25f, 35, 54. Lateinischer Codex des beginnenden<br />

16. Jahrh<strong>und</strong>erts. Übersetzung: BUHLMANN.<br />

Zwei <strong>Hirsau</strong>er Gründungs- <strong>und</strong> Frühgeschichten sind – wie wir sehen können – im Codex<br />

<strong>Hirsau</strong>giensis enthalten. Die eine steht am Anfang der Handschrift <strong>und</strong> stellt den Bischof<br />

Noting <strong>von</strong> Vercelli als Initiator der ins Jahr 830 gesetzten Aureliustranslation <strong>und</strong> <strong>Hirsau</strong>er<br />

<strong>Klostergründung</strong> in den Mittelpunkt, <strong>die</strong> andere leitet den Teil der traditiones, der Güterübertragungen<br />

an das neu entstandene (zweite) Kloster <strong>Hirsau</strong>, ein <strong>und</strong> verweist auf den „frommen<br />

Grafen“ Erlafrid. Noting war der Sohn Erlafrids, zusammen stehen beide am zeitlichen<br />

Anfang der sog. <strong>Hirsau</strong>er <strong>St</strong>ifterfamilie, einer weit verzweigten <strong>und</strong> sich im 9. <strong>und</strong> 10. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

weiter verzweigenden Gruppe <strong>von</strong> Adelsfamilien, wie sie uns vorzugsweise in der<br />

Gedenküberlieferung des Bodenseeklosters Reichenau entgegentritt. Teile <strong>die</strong>ser <strong>Hirsau</strong>er<br />

<strong>St</strong>ifterfamilie, gerade auch Erlafrid <strong>und</strong> Noting, waren dann Vorfahren der Grafen <strong>von</strong> Calw.<br />

Es bleibt zudem zu erwähnen, dass noch im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert in <strong>Hirsau</strong> Erlafrid als Klosterstifter<br />

verehrt wurde, neben <strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirsau</strong>, der im nachstehenden <strong>Hirsau</strong>er Kalendarium<br />

ebenfalls als Gründer des (zweiten) Klosters an der Nagold galt.<br />

Quelle: <strong>Hirsau</strong>er Kalendarium (15. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

[30. Januar:] Jahrgedächtnis des <strong>St</strong>ifers Erlafrid des Klosters des heiligen Au(relius).<br />

[5. Juli:] Todestag des Herrn <strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong>, unseres Gründers.<br />

Edition: IRTENKAUF, Kalendar, S.259, 261. <strong>Hirsau</strong>er Kalendar des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts aus dem Kloster<br />

Bursfeld. Übersetzung: BUHLMANN.<br />

Die Hochadelsfamilie der Grafen <strong>von</strong> Calw, u.a. verwandt mit den Saliern, war beheimatet<br />

<strong>und</strong> hatte Besitz im fränkisch-alemannischen Grenzraum, zu dem auch der nördliche<br />

Schwarzwald gehörte. Bekannt geworden sind <strong>die</strong> Grafen wegen ihrer Herrschaft über das<br />

Kloster <strong>Hirsau</strong>, das sie 1059 auf Bitten des mit ihnen verschwägerten Reformpapstes Leo IX.<br />

neu stifteten. <strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirsau</strong> gelang es – wie gesehen –, anfangs gegen den Widerstand<br />

Graf Adalberts II. <strong>von</strong> Calw, aber mit Unterstützung Wiltruds, der Ehefrau Adalberts<br />

<strong>und</strong> Tochter des oberlothringischen Herzogs <strong>und</strong> tuszischen Markgrafen Gottfried (1044-<br />

1047 bzw. 1054-1069), für sein Kloster entscheidende Freiheiten zu erwerben („<strong>Hirsau</strong>er<br />

Formular“). Schließlich trat Adalbert nach dem Tod Wiltruds (1093) als Mönch ins <strong>Hirsau</strong>er<br />

Kloster ein (1093/95).<br />

Unter Adalberts Sohn Graf Gottfried II. (v.1095-1131), der sich stark an das Königtum des<br />

letzten Saliers Heinrich V. (1106-1125) anlehnte <strong>und</strong> auch rheinischer Pfalzgraf (1113-1131)<br />

war, erreichte <strong>die</strong> Macht der Calwer Adelsfamilie ihren Höhepunkt. Gottfrieds Erbtochter Uta<br />

(<strong>von</strong> Schauenburg, †1196/1200) war mit dem Welfenherzog Welf VI. (†1191) verheiratet, sie<br />

gründete 1191/96 <strong>die</strong> Prämonstratensergemeinschaft Allerheiligen im Schwarzwald. <strong>St</strong>reitigkeiten<br />

um das Erbe Gottrieds zwischen Welf VI. <strong>und</strong> Adalbert IV. (v.1095-1147), dem Enkel<br />

Adalberts II., stehen am Anfang des Niedergangs der Calwer Grafenfamilie. Die Calwer starben<br />

mit ihren Seitenlinien Calw-Löwenstein <strong>und</strong> Calw-Vaihingen im 13. <strong>und</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Michael Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirsau</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgener</strong> <strong>Klostergründung</strong> 29

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