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Abt Wilhelm von Hirsau und die St. Georgener Klostergründung

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Barbarossa (1152-1190) <strong>und</strong> Herzog Welf VI. an <strong>die</strong> staufischen Herrscher. 70 Vollmönche<br />

<strong>und</strong> 130 Laienbrüder gehörten im Jahr 1138 zum Männerkonvent, neben dem es bis zur Mitte<br />

des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts eine Frauengemeinschaft gab. Die Klosterchroniken Ortliebs <strong>und</strong><br />

Bertholds stehen für <strong>die</strong> Blütezeit der Mönchsgemeinschaft, ab der 2. Hälfte des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

ist ein Bedeutungsrückgang des Klosters zu verzeichnen. Im späten Mittelalter gelang,<br />

gestützt auf <strong>die</strong> Habsburger als Klostervögte, <strong>die</strong> Ausbildung eines geschlossenen Territoriums,<br />

jedoch wurde <strong>die</strong> Vogtei im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert an <strong>die</strong> Grafen <strong>von</strong> Württemberg verliehen.<br />

Zwiefalten widerstand dennoch erfolgreich württembergischer Reformation (1535) <strong>und</strong><br />

Landesherrschaft (bis 1570). Verfassungsrechtlich <strong>und</strong> machtpolitisch zwischen Reichs- <strong>und</strong><br />

württembergischer Landstandschaft, konnten indes Zwiefalter Kloster <strong>und</strong> Klostergebiet erst<br />

im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert in ihrer unabhängigen Existenz gesichert werden. 1750 gelang der<br />

Mönchsgemeinschaft der Kauf der schon seit 1696 an das Kloster verpfändeten württembergischen<br />

Rechte, Zwiefalten gehörte nun endgültig zur Gruppe der oberschwäbischen<br />

Reichsprälatenklöster der frühen Neuzeit. Parallel zu <strong>die</strong>ser Entwicklung verfügten <strong>die</strong> Mönche<br />

offenbar über <strong>die</strong> nötigen Mittel, ihre Klosteranlage zu barockisieren. Das Kloster Zwiefalten<br />

wurde 1802 säkularisiert <strong>und</strong> dem Herzogtum Württemberg eingegliedert.<br />

Blaubeuren. Kurz vor 1085 hatten <strong>die</strong> drei gräflichen Brüder Sigiboto, Anselm <strong>und</strong> Hugo <strong>von</strong><br />

Tübingen in Egelsee eine Mönchsgemeinschaft gegründet, <strong>die</strong> aber schon 1085 – wohl noch<br />

im Verlauf der Gründungsphase – nach Blaubeuren an den Blautopf verlegt wurde. Das <strong>von</strong><br />

den Blaubeurer Mönchen übernommene Klosterpatrozinium Johannes’ des Täufers verweist<br />

dabei wohl auf eine ältere, vielleicht bis ins 6./7. Jahrh<strong>und</strong>ert zurückreichende Kirche, <strong>die</strong><br />

zum Ausgangspunkt der geistlichen Gemeinschaft wurde. Diese wurde gemäß den Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

der <strong>Hirsau</strong>er Reform organisiert, <strong>Hirsau</strong>er Mönche unter dem Gründungsabt Azelin<br />

(1085?/v.1091-1101) besiedelten Blaubeuren, Privilegien wie <strong>die</strong> Papst Urbans II. (1088-<br />

1099) vom 25. Januar 1099 sicherten <strong>die</strong> Existenz des Klosters (kirchen-) rechtlich ab. Neben<br />

dem Männerkloster gab es einen <strong>von</strong> <strong>die</strong>sem abhängigen Frauenkonvent, der wohl im<br />

14. Jahrh<strong>und</strong>ert einging. Eine ausgedehnte Gr<strong>und</strong>herrschaft konzentrierte sich im Blaubeurer<br />

Talkessel um das <strong>St</strong>iftungsgut, daneben war <strong>St</strong>reubesitz um Ehingen, Esslingen <strong>und</strong> Tübingen<br />

vorhanden. Am Ende des Mittelalters hatte man den Besitz in vier Bezirke organisiert,<br />

wobei das Klostergebiet um Blaubeuren mit seinen 52 Dörfern <strong>und</strong> 15 Ämtern der für das<br />

Kloster wirtschaftlich wichtigste war. Daneben besaß <strong>die</strong> Kommunität mit Hindebach (bei<br />

Tübingen) ein Priorat, Patronatsrechte an verschiedenen Orten sowie inkorporierte Pfarrkirchen.<br />

Klostervögte waren bis 1267 <strong>die</strong> Tübinger Pfalzgrafen, danach <strong>die</strong> Grafen <strong>von</strong> Helfenstein,<br />

schließlich <strong>und</strong> endgültig ab 1447 <strong>die</strong> Grafen <strong>von</strong> Württemberg. Der Mönchsgemeinschaft<br />

gelang <strong>die</strong> Ausbildung eines engeren Immunitätsbezirks innerhalb des Klosters, während<br />

daneben auf der Gr<strong>und</strong>lage der Klostervogtei eine weltliche Blaubeurer Landesherrschaft<br />

entstand, <strong>die</strong> seit 1303 ausgegebenes Erblehen der habsburgischen Herzöge war. Im<br />

15. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde Blaubeuren zunächst zu den Reichsmatrikeln herangezogen, doch<br />

geriet <strong>die</strong> geistliche Kommunität zunehmend in den Sog des württembergischen Territoriums.<br />

Der <strong>Abt</strong> wurde zum württembergischen Prälaten, das Kloster war längst landständisch,<br />

als es 1535/36 infolge der württembergisch-evangelischen Reformation aufgehoben<br />

wurde. Kurzzeitige katholische Restaurationen wie 1548 <strong>und</strong> 1630 blieben dagegen erfolglos.<br />

Michael Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirsau</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgener</strong> <strong>Klostergründung</strong> 39

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