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Abt Wilhelm von Hirsau und die St. Georgener Klostergründung

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terstellt, 1170 mit Königsschutz begabt. Trotz der Bindungen an <strong>die</strong> mittelalterlichen Universalgewalten<br />

blieb das Kloster weiterhin in Abhängigkeit der Spanheimer Herzöge <strong>von</strong> Kärnten<br />

(Erbvogtei, Grablege). 1787 ist <strong>die</strong> Kommunität aufgehoben, 1809 wieder durch Mönche<br />

aus <strong>St</strong>. Blasien im Schwarzwald besiedelt worden.<br />

Allerheiligen (Schaffhausen). Die <strong>von</strong> Graf Eberhard <strong>von</strong> Nellenburg (†1078/79) in Schaff-<br />

hausen mit Unterstützung Papst Leos IX. um 1049/50 gestiftete Kommunität hatte das Salvator-<br />

<strong>und</strong> Allerheiligenpatrozinium <strong>und</strong> war zunächst das Hauskloster der Nellenburger. Kurz<br />

vor seinem Tod wurde Eberhard Mönch in Allerheiligen <strong>und</strong> ist dort auch bestattet worden.<br />

<strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirsau</strong> formte im Rahmen der <strong>Hirsau</strong>er Reform <strong>die</strong> Mönchsgemeinschaft<br />

<strong>von</strong> Allerheiligen zu einem Reformkloster cluniazensischer Prägung, das 1080 <strong>von</strong> Papst<br />

Gregor VII. freie <strong>Abt</strong>s- <strong>und</strong> Vogtwahl bei päpstlichem Schutz erhielt. Gefährdet war das Kloster<br />

während der Kämpfe des Investiturstreits, dann im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert durch Übergriffe der<br />

mächtigen Herzogsfamilie der Zähringer. Im Umfeld des Mönchsgemeinschaft ist aus der an<br />

das Kloster geschenkten Marktsiedlung <strong>die</strong> (Reichs-) <strong>St</strong>adt Schaffhausen entstanden, dessen<br />

Bürgertum <strong>die</strong> <strong>St</strong>adtherrschaft des <strong>Abt</strong>es zurückzudrängen vermochte <strong>und</strong> umgekehrt im<br />

14. <strong>und</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert eine Abhängigkeit des wirtschaftlich geschwächten Klosters <strong>von</strong> der<br />

<strong>St</strong>adt herstellen konnte. Seit 1454 gehörte Schaffhausen zur Schweizer Eidgenossenschaft.<br />

Die Mönchsgemeinschaft in Allerheiligen stellte eine erste Bewährungsprobe <strong>Wilhelm</strong>s <strong>von</strong><br />

<strong>Hirsau</strong> als Klosterreformer außerhalb des Nagoldklosters dar. <strong>Wilhelm</strong> wurde in seinem Wirken<br />

<strong>von</strong> Papst Gregor VII. unterstützt. Der folgende Brief des römischen Bischofs macht dabei<br />

den päpstlichen <strong>St</strong>andpunkt der Trennung <strong>von</strong> Kirche <strong>und</strong> Welt klar <strong>und</strong> verweist auf <strong>die</strong><br />

Verhältnisse bei den Klöstern in Cluny <strong>und</strong> Marseille. Die Nennung Marseilles kam dabei<br />

nicht <strong>von</strong> ungefähr; auf den päpstliche Legaten <strong>und</strong> <strong>Abt</strong> Bernhard <strong>von</strong> Marseille wurde schon<br />

hingewiesen.<br />

Quelle: Privileg Papst Gregors VII. für das Kloster Allerheiligen (1080 Mai 8)<br />

Bischof Gregor, Diener der Diener Gottes, dem <strong>Abt</strong> des <strong>Hirsau</strong>er Klosters Gruß <strong>und</strong> apostolischen<br />

Segen.<br />

Es ist zu uns gelangt, dass deine Frömmigkeit <strong>die</strong> Sorge für das Kloster des heiligen Erlösers<br />

empfangen hat, das sich im Recht des apostolischen <strong>St</strong>uhls befindet, dem auch zwölf Goldstücke,<br />

deren jede 20 Unzen wert ist, durch <strong>die</strong>ses Kloster jedes Jahr zu zahlen sind, <strong>und</strong> das gelegen<br />

ist im Ort Schaffhausen im Bistum Konstanz. [Dies geschah] auf das inständige Bitten des<br />

Grafen Burchard [<strong>von</strong> Nellenburg] <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Ermahnungen frommer Männer hin unter der Bedingung,<br />

dass der vorgenannte Graf, der im besagten Kloster gewisse Eigentumsrechte beanspruchte,<br />

zugestand, dass <strong>die</strong>ser Ort frei sei, nachdem er jegliche weltliche Gewalt auf- <strong>und</strong> abgegeben<br />

hatte. Wir haben den Eifer deiner Liebe geprüft <strong>und</strong> bestätigen durch apostolische Autorität<br />

das, was Tatsache ist. Und weil durch dich jener Ort, wie wir gehört haben, unter dem Erbarmen<br />

Gottes anfing, das religiöse Leben anzunehmen, begehren wir, wie wir können, dort für<br />

eine ewige Festigkeit <strong>von</strong> Heiligkeit zu sorgen, <strong>und</strong> übergeben deiner Brüderlichkeit <strong>die</strong> <strong>St</strong>ellvertretung<br />

unserer Aufgabe hinsichtlich jenes Klosters, nämlich <strong>die</strong> Brüder dort durch angemessene<br />

Einrichtung des Klosterlebens in den Klosterregeln zu unterrichten <strong>und</strong> das, was sich auf das<br />

Seelenheil bezieht, wachsam zu beachten sowie am besten dafür sorgen, dass dort ein gottesfürchtiger<br />

<strong>Abt</strong> eingesetzt wird. Außerdem wollen wir, dass <strong>die</strong> Brüder des oft genannten Klosters<br />

ohne Beunruhigung ihrem Leben sicherer <strong>und</strong> williger nachgehen <strong>und</strong> dass sie dem allmächtigen<br />

Gott den Gehorsam schuldiger Frömmigkeit fleißig <strong>und</strong> dankbar erweisen, <strong>und</strong> befehlen mit apostolischer<br />

Autorität, dass kein Priester, König, Herzog oder Graf oder irgendeine mächtige oder geringe<br />

Person es wage, an <strong>die</strong>sem Ort irgendwelche Eigentumsrechte – weder Erbansprüche<br />

noch <strong>die</strong> Vogtei noch das Recht der Investitur noch irgendeinen Eigentumsanspruch, der <strong>die</strong><br />

Freiheit des Klosters stört – zu beanspruchen <strong>und</strong> weder das Zubehör der Kirche noch <strong>die</strong> Besitzungen<br />

zu vereinnahmen, zu mindern oder zu entfremden; aber er [der Ort] sei sicher <strong>von</strong> jeglicher<br />

weltlicher Gewalt <strong>und</strong> ruhig durch <strong>die</strong> Freiheit des römischen Sitzes, gleichwie <strong>die</strong>s für das<br />

Michael Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirsau</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgener</strong> <strong>Klostergründung</strong> 36

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