Abt Wilhelm von Hirsau und die St. Georgener Klostergründung

V.) wieder frei, zumal nach Beendigung des Investiturstreits durch das Wormser Konkordat
vom 23. September 1122.
Wenn wir nun wieder in die Anfangsjahre des Investiturstreits zurückkehren, so findet sich
zum März 1081 ein Brief Papst Gregors VII. an Bischof Altmann von Passau (1065-1091)
und eben Wilhelm von Hirsau, in dem der römische Bischof auf die bedenkliche politische
Situation in Deutschland und Italien nach dem Tod des Gegenkönigs Rudolf eingeht, weiter
auf den Zustand der kirchlich-politischen Opposition gegen den salischen Herrscher sowie
auf die anzustrebende Neuwahl eines zweiten Gegenkönigs, der sich entsprechend dem
ersten verhalten soll.
Nach dem Tod Rudolfs von Rheinfelden wählte die Fürstenopposition gegen Heinrich IV. den
Grafen Hermann von Salm, Sohn des Grafen Giselbert, Anfang August in Ochsenfurt am
Main zum König (1081-1088). Bestenfalls in Schwaben und Bayern und später im östlichen
Sachsen ist Hermann, der das salische Königtum zu keiner Zeit bedrohen konnte, nachzuweisen.
1088 kehrte er nach Lothringen zurück, wo er am 28. September im Kampf den Tod
fand. Begraben wurde er in Metz.
In einem Brief an Hermann von Salm – ungefähr zu datieren auf die Jahre 1082/85 – schwor
Abt Wilhelm von Hirsau den Gegenkönig auf die Linie der päpstlichen Partei im Investiturstreit
ein und hob hervor, Hermann solle sich insbesondere durch Gehorsam gegenüber dem
Papst auszeichnen, sich gegen Simonie und Priesterehe wenden und die Investitur von
Geistlichen vermeiden.
Quelle: Brief Wilhelms von Hirsau an den Gegenkönig Hermann von Salm ([1082/85])
Dem König Hermann.
Dem siegreichsten König H[ermann], der unüberwindlichen Festung der heiligen Kirche Gottes,
der Sünder und Hirsauer Abt [Wilhelm] mit seinen Mitbrüdern und Laienbrüdern unmissverständliche
Gebete des schreienden Herzens.
Ich habe eines von Gott erbeten und verlangt, dass der Gott und Herr Euer Herz öffnet für sein
Gesetz und macht, dass Ihr für seine Anliegen Euch in allen Euren Werken auszeichnet, weil Ihr
aus ihm und durch ihn regiert und weil Ihr auf seinen Willen hin statt ihm die Verwaltung auf Erden
empfangen habt. Wir, die wir am Busen der Kirche sind, erfüllen nämlich mit Recht für Euren
Erfolg die Gebete; mit Recht, damit sie gelenkt werden auf das Wohlgefallen Gottes Euch gegenüber,
wählen wir sehnsüchtig den, durch dessen Hoheit wir erhoffen, dass das verloren gegangene
Licht der Wahrheit und Gerechtigkeit wiederhergestellt, das bis an die Grenze der ganzen
Kirche zugrunde gerichtete Heil wieder aufgebaut und dieses eiserne Zeitalter gleichsam durch
den Hammer einer gerechten Lenkung in Gold verwandelt wird.
Ich, in dessen Herz das Andenken an Euch niemals schläft, dessen Kummer zum unmissverständlichen
Wachen über die Morgenstunde Eures Glücks führt, habe mich nicht länger zurückhalten
können, Euch dies abzuverlangen, durch das der zarte und junge Glanz Eurer Herrschaft
zur von uns gewünschten Ernte reifen kann. Ich weiß nämlich, dass allein gilt, dass Gott sehr
schnell Eure Arbeit zum Erfolg führt und das Königreich in die frühere Ruhe und Glückseligkeit
zurückversetzt, wenn Ihr dem Gehorsam als begünstigende Mutter der ganzen Seligkeit sowohl
mit dem Herzen gutheißen als auch in der Tat folgen wollt und Ihr nicht flieht, dem apostolischen
Herrn [Papst] in allem durch geschuldete Ehrerbietung den Gehorsam zu erweisen. Wir lesen
nämlich, dass durch den Gehorsam eines Menschen, des Vaters Abraham, Gott allen Völkern
der Erde seinen Segen versprochen und er öfter das untreue israelitische Volk wegen der Verdienste
seines Dieners Moses, der es aus Ägypten geführt hatte, verschont hat. Nicht weniger
glauben wir, dass die Frömmigkeit eures Gehorsams vermögen kann, dass der Zorn des Herrn
auf sein Volk zur Ruhe kommt und sich der Ausdruck seines Gesichtes, nachdem der Erdkreis
verwüstet wurde, erhellt.
Aber Ihr vermögt am meisten durch das empfangene Opfer des Gehorsams dem Herrn gegenüber,
wenn Ihr gründlich daran arbeitet, die von Ewigkeit zu Ewigkeit verdammenswerte simonistische
Häresie auszurotten, wenn Ihr von Grund auf könnt, die verderbliche Begehrlichkeit der
Priester durch Verfolgung auszureißen, und wenn Ihr selbst es vermeidet, der Investitur mit den
kirchlichen Gewalten Vorschub zu leisten. Dadurch nämlich schwankt schon lange die christliche
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